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Natalie Brunner

Appetite for distraction. Moderiert La Boum de Luxe und mehr.

5. 3. 2013 - 16:51

Modern Talking mit Jamie Lidell

Ich hab kein Herz für Streber und Musterschüler und deshalb verehre ich Jamie Lidell umso mehr.

Ich bin normalerweise nicht die Frau, die Virtuosität als Qualitätsmerkmal feiert. Virtuosität ohne Innovation und Intention bedeutet mir nichts. Ich will ein Zucken des Geistes spüren, eine Essenz, die dann auch meine Synapsen den Veitstanz der Ekstase beginnen lässt. Ich hab kein Herz für Streber und Musterschüler, und deshalb verehre ich Jamie Lidell umso mehr.

Er ist virtuos aber auch mutig, um Perfektion bemüht und ausufernd zugleich. Soul ohne Ekstase ist nichts. Jamie Lidell macht elektronischen Soul, der mit einem Bein in der Zukunft, die Gegenwart geworden ist, steht, und mit dem anderen Bein einen tiefen Knicks macht vor dem Pop Funk der 80er Jahre.

Word up! Jamie Lidell ist ein sexy Mother Fucker von heute und hat sich im neuen Domizil in Nashville, Tennessee im Kellerstudio einen eigenen Prince Themenpark mit den entsprechenden Gerätschaften eingerichtet und mit ihnen seine akustische Reise zurück in die Zukunft gestartet, aber ohne die durchtanzten Nächte in diversen Raveschuppen zu vergessen. Der Plan ist aufgegangen und es werden unseren Albumreview-Titeln wie “Der Prince der Gegenwart“ gleich Fake Fur Hermelin Mäntel um die Schultern gelegt werden.

Auch wenn ihr zu denen gehört, die bei solchen Anlässen normalerweise immer sofort „Nein, Prince war nie in einer bestimmten Epoche und Kategorie und nichts wird ihn jemals in lineare Zeitlichkeit zurückholen“ schrien, ihr müsst doch auch im Angesicht des untenstehenden Videodokuments zugeben, dass es da gewisse Verwandtschaftslinien gibt.
 

 
Jamie Lidell veröffentlicht dieser Tage sein, je nachdem wie man zählt, sechstes Album und was sich mit dem Titel eines der Vorgängeralbums "Jim" schon angekündigt hat, wird nun von ihm weiter getrieben. Er nennt es Jamie Lidell. Warum tut man das nach über 20 Jahren des Musikmachens? Eine Konsequenz des Aufwachens aus der analytischen Paralyse?

nataliebrunner

Jamie Lidell meint, das dieses Album einfängt, was er ist. It´s me meint er, und ich meine dann, superschlau aber „me“ ändert sich doch ständig. Und deshalb ist Jamie Lidell auch nicht mein richtiger Name, meint er. Eins zu Null für the Artist known as Jamie Lidell.

Wie unsere Selbstfindung weitergeht, warum er bei dem Muster des Teppichs im Haus seiner Mutter in England immer an Chic und ihre Nummer "Good Times" denken muss, und warum Nashville das neue New York werden könnte? Das und ähnlich unendlichen Spaß könnt ihr - kombiniert mit Jamie Lidells Lieblingsmusik am 5. März 2013 in "Modern Talking" in der FM4 Homebase hören.

Für sieben Tage zum Nachhören

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