Erstellt am: 21. 2. 2013 - 16:34 Uhr
Der "kompletteste" Snowboarder
Abseits von Metern und Sekunden
Ein wöchentlicher Überblick über sportliche Entwicklungen und anstehende Veranstaltungen.
Freestyle-Snowboarder kann man grob in zwei Kategorien einteilen. Die jungen Rider, die mit Triple-Corks um Contestsiege fahren und die Über-25-Jährigen, die mit Filmteams rund um die Welt dem Schnee nachjagen. Die Anforderungen an diese beiden Gruppen sind komplett unterschiedlich. Beim Contest-Fahren zählt vor allem die Technik, im Backcountry die Erfahrung und der Style, dessen Definition hart umkämpft ist. Die Frage nach dem „besten“ oder dem komplettesten Snowboarder ist daher eigentlich nicht zu beantworten, zumindest war sie das bis vor Kurzem.
Vor etwas über einem Jahr hat sich Snowboard-Mastermind Travis Rice, der Fahrer mit dem unglaublichen großen Budget im Hintergrund, ein Contest- Format ausgedacht, das allen Ridern gerecht werden sollte. Sowohl der jüngste X-Games-Sieger als auch die ältesten Backcountry-Haudegen sollten in der Lage sein, ihn zu gewinnen. Herausgekommen ist ein Slopestyle-Contest im Backcountry, der „Ultra Natural“.
![© http://www.redbullusa.com SNowboard-Rampen](../../v2static/storyimages/site/fm4/2013028/ultra-1_body.jpg)
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Redesigning Nature
Bereits im Sommer wurde ein bis zu 55° steiler Hang in British Columbia, Kanada, mit unheimlich großen Aufwand zu einem Backcountry-Park umgemodelt. Bäume wurden umgeschnitten, um „natürliche“ Rails zu schaffen. Rampen und Podeste roh zusammengezimmert. Im Winter, wenn der Schnee bereits alles zugedeckt hat, sind noch drei große Slopestyle-Kicker dazugekommen, um den Parkour zu vervollständigen.
Die Vorbereitungen für den Contest
Ultra Natural?
Richtig authentisch und „Ultra Natural“, wie der Titel der Veranstaltung verspricht, ist das natürlich nicht, nur weil die Stahlrails durch Bäume ersetzt werden. Aus ökologischer Sicht ist diese Setup und der Aufwand rund um den Contest eher bedenklich. Aus Marketing-Sicht ist der Contest allerdings ein Volltreffer, der einen riesigen Hype generiert hat. Jeder Snowboarder will bei diesem Event dabei sein und das geladene Starterfeld liest sich auch wie das Who is Who der Szene. Die jungen Wilden Torstein Horgmo oder Mark McMorris gegen die arrivierten Rider wie Travis Rice oder Terje Haakonsen und mittendrin auch zwei Österreicher, Wolle Nyvelt und Gigi Rüf.
Gigi Rüf in seinem Element
Dem Vorarlberger Gigi Rüf kommt der Parkour mit den unglaublich vielen Möglichkeiten besonders entgegen. Bei der Premiere des Contests im letzten Jahr, damals noch unter dem Titel „Super Natural (hier das komplette Video davon) musste er sich einzig seinem Erfinder, Travis Rice geschlagen geben, heuer setzt er noch eins drauf.
Hier eine erste Zusammenfassung des Contests – Gigi Rüfs Run startet nach knapp einer Minute.
Die Runs der drei Erstplatzierten sind mit Interviews hier zu sehen
Style-König
Ohne Publikum hat er keinen Grund, nervös zu sein, so zieht Gigi Rüf die schönste Line in den unverspurten Tiefschnee. Alles, was er macht, kommt aus einem Guss, der wunderschöne 360er über eine Klippe oder der sehr stylische und schier endlosen One-Eighty über den großen Kicker, mit dem er seinen Run krönt. Die Judges, die vor allem den Gesamteindruck bewerten, wissen vor allem Gigi Rüfs einzigartigen Style zu schätzen, den er mir vor Kurzem beim Air&Style mit Kreativität und Einfallsreichtum erklärt hat. Sie reihen den 32-Jährigen auf Platz eins, knapp vor dem 30-jährigen Schweizer Nicolas Müller – die alten Haudegen haben sich zum zweiten Mal hintereinander gegen die Jungen durchgesetzt -, danach folgt erst der beste Rookie in diesem Bewerb.
Ob sich Gigi Rüf nach diesem Contest jetzt als „komplettester“ Snowboarder bezeichnen will, bleibt offen, der zuvor schon als „Style-König“ verehrte Vorarlberger hat jedenfalls wieder einmal bewiesen, dass er Snowboard-Insider beeindrucken kann. Vielleicht verhilft ihm der Sieg beim „Ultra Natural“ auch zu größerer Bekanntheit außerhalb der Snowboard-Core-Szene. Zu vergönnen wäre es ihm.
Playstreets
Mit einem ähnlich großen Marketingbudget wie der „Ultra Natural“ geht dieses Wochenende auch in Österreich eine spektakuläre Veranstaltung über die Bühne, wenngleich sie gewissermaßen das Gegenteil darstellt. Statt in der einsamen Weite Kanadas einen Park für Snowboarder aufzustellen gibt’s bei den "Playstreets" Rampen für Freeskier, und das mitten in den engen Gassen Bad Gasteins. Die ganze Stadt wird zum Spielplatz für Top-Fahrer wie Oystein Braaten, Elias Ambühl, Roy Kittler oder Fabio Studer. Namen
Die Qualifikation für die Playstreets beginnt am Samstag, 23.02. um 16:00, das Finale steigt um 20:00 und wird live via Stream übertragen.