Erstellt am: 27. 2. 2013 - 13:14 Uhr
Woman is the nigger of the world
Woman is the nigger of the world
Yes she is... if you don't believe me, take a look at the one you're with
Woman is the slave to the slaves
Yes she is... if you believe me, you better scream about it
Das sang mir neulich meine liebe M. vor, als sie neulich nach Hause kam. Sie singt nicht sehr gut. Der Song ist von John Lennon und stammt aus dem Jahre 1972. Es wird immer noch gestritten, ob tatsächlich John oder doch nicht Yoko den Song geschrieben hat. Die Feminismusdebatte ist so alt wie die Frage von Henne und Ei. Bei mir zu Hause ist es auch so.

CC BY 2.0 / _dChris
Vorgestern ging M. am Praterstern spazieren. Zwei betrunkene Burschen, angezogen mit Lederhosen der österreichischen Trachten, liefen ihr nach und irgendwann begrapschten sie sie am Po. Anfangs konnte sie nicht glauben, dass ihr das gerade im Wien passiert könnte, aber es gab sogar Zeugen. „Sie waren ja betrunken, sie haben es nicht so gemeint“, versuchte ich sie zu beruhigen. „Siehst du, du bist auch kein echter Mann, wenn du sie verteidigst!“ Ich verteidige sie nicht, ich versuche sie nur zu verstehen. Meine Freundin aber glaubt, wenn ich ein echter Mann wäre, würde ich laut mit der Faust auf den Tisch klopfen und bestätigen, dass Frauen Recht haben! Recht auf was? Nicht begrapscht zu werden! Ok, das akzeptiere ich vollkommen!
Letzte Woche sah ich zwei Frauen, die einen schweren Holztisch trugen. Ich schlug vor zu helfen. Dann wurde ich von ihnen beschimpft mit harten feministischen Schimpfwörtern. Warum wollten diese Frauen den Tisch alleine tragen und haben meine Hilfe nicht entgegengenommen? Soll ich nie wieder den Frauen die Hand geben, wenn sie aus der Straßenbahn aussteigen?
Meine türkische Nachbarin fragte mich, worüber ich diese Woche schreibe. Sie ist ein großer Fan meiner Kolumne. Ich schreibe über die Sexismusdebatte, sagte ich. „Alle sagen, die türkische Frau muss immer auf ihren Mann hören, aber das ist nur vor fremden Menschen so! Zu Hause habe ich das Sagen, das kannst du schreiben", sagte sie. "Mein Mann soll um sieben zu Hause sein, jetzt ist es zehn vor sieben, er weiß, was ihm passiert, wenn er nicht pünktlich ist!“ Der Nachbar kam pünktlich um sieben nach Hause. Ich hörte ihn die Tür aufsperren.
„Du musst etwas über diese Sexismusdebatte schreiben“, sagte ein älterer Bekannter zu mir. Danach redete er stundenlang darüber, wie der Feminismus sein Leben zerstört hat. Er hat sich scheiden lassen, weil seine Frau angefangen hatte, mehr als er zu verdienen. Dann habe sie sich wie ein Chef nicht nur im Büro, sondern auch im Bett aufgeführt. „Eines Tages wird es ihnen Leid tun für das, was sie uns angetan haben! Aber niemand wird mehr zuhören, da die Männer so verrückt sein werden, dass sie sich selber am Arsch begrapschen“, sagte er.
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Mein Freund Georg glaubt, der Feminismus ist gut. Er hat eine Doku im Fernsehen gesehen, wo ein berühmter Koch erzählte, dass er sich für den Beruf entschieden hat, da seine Mutter Feministin war und sich geweigert hatte, zu Hause zu kochen. Da das Kind „Mamas Speisen“ nicht kannte, hat es selber welche zu kochen versucht. Einge von ihnen wurden sehr lecker und seine Freunde aßen sie gern. So hat er seine Bestimmung erkannt. Ich kenne viele Frauen, die auch gut kochen. Ob sie sich auch wie „the nigger of the world“ fühlen?
Eigentlich wollte ich überhaupt nicht über Sexismus schreiben, aber einige Themen schleichen sich von alleine in den Computer. Eines kann ich als Mann nur sagen: Bewusst oder nicht, die Frauen sind ständig in meinen Gedanken – also meine Welt wird von Frauen regiert. Ich glaube, eure auch, obwohl ihr das nicht zugebt.