Erstellt am: 18. 2. 2013 - 16:59 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 3.
Nach dem Afrika-Cup 2013 startet das diesjährige Fußball-Journals so richtig los.
Das Journal '13 hält sich thematisch an die Vorgaben im Twitter-Profil: "Martin Blumenau, Chief Coordinator bei Radio FM4, Moderator, Autor und Blogger zu den Themen Jugendkultur, Demokratie- und Medienpolitik, Musik und Fußball."
Man kann es diesmal populistisch und schlagzeilenfixiert abhandeln ohne falsch zu liegen: der eine vielumraunte Neuzugang hat Rapid aus dem Titelrennen geworfen, der andere die eh schon bevorteilte Austria in eine schon eindrucksvolle Pole-Position gebracht.
Allerdings ist der Fußball ebenso wie das Leben an sich keinesfalls eine Abfolge von Zufälligkeiten: dahinter steht zuallermeist die Frage der Intelligenz und ihres sinnhaften Einsatzes.
Rapid vertraut auf eine einzelne personelle Umstellung
Damit sah es bei Rapid beim gestrigen Derby eben schlecht aus. Der ohnehin chronisch überschätzte Rückkehrer Branko Boskovic (der sich auch in den erfolgreichen Rapid-Jahren nur sehr zeitweise durch seine Klasse hervor tat) rutsche in sein Debüt wie ein Gaul auf der Flucht vor den Lasagne-Fabrikanten. Schon das erste Foulspiel an Leovac, der später ausgewechselt werden musste, schnaubte vor Irrsinn, eine hirnlose Frust-Attacke nach dem Ausgleich bescherte dann den fälligen Ausschluss.
Die wieder einmal höchst zauderliche Taktik-Politik von Rapid-Coaches (und den Rapid-Akteuren am Platz) verstand es dann des Rest des Matches nicht die klare Unterlegenheit in der Zentrale (letztlich hatte Austria da einen 3:1-Vorteil) abzustellen. Offenbar dachten die Verantwortlichen, es würde genügen, einen neuen Mann zu holen, anstatt das Sorgenkind zentrales Mittelfeld komplett neu durchzudenken.
Dazu kam auch noch der Totalausfall des sonst verlässlichen Innenverteidigers Gerson (was wiederum erstmals nach sehr langer Zeit die sonst allzuoft ja nur von ihm selber behaupteten Qualitäten seines Partners Sonnleitner zur Geltung brachte) und ein seltsam laues Flügelspiel; die Post-Drazan-Ära zieht offenbar das Ende des Seitenlinienflitzers alter Prägung nach sich.
Die Austria adaptiert ihr System gegnerbezogen
Dass die Austria in dieser Saison ein überaus intelligentes Konzept verfolgt, ist ja bereits seit dem letzten Sommer offensichtlich.
Auf der anderen Seite lief auch viel nicht optimal, aber immer durchdacht, eben intelligent. Obwohl durch den Ausfall von Gorgon, Simkovic und Jun ernsthaft geschwächt (genau die drei waren gemeinsam mit Hosiner die Träger des Offensiv-Konzepts im Austria-Herbst), ließ sich Peter Stöger nicht zu einem Sofort-Einsatz des Rückkehrers Nacer Barazite verleiten, sondern baute ihn erst später in ein bereits funktionierendes Spiel ein. Barazite war hyper-vorsichtig und brachte nicht viel, außer einer entscheidenden Flanke.
Die Retourholung des marokkanischen Holländers ist ja ein Risiko-Faktor: ob der einstmals deutlich beste Spieler in der Bundesliga das von Stöger sehr subtil und ausgewogen arrangierte Gefüge noch besser macht oder vielleicht doch eher ankratzt und zerstört - das ist die entscheidende Frage.
Spielentscheidender war (neben der Kaltschnäuzigkeit von Hosiner) das unerbittlich kontrollierende Dreier-Mittelfeld in der Zentrale mit Holland als Sechser, Mader als Achter und Alexander Grünwald als halbem Zehner. Natürlich wussten Stöger und seine Spieler um die Rapid-Schwäche in genau dieser Zone; und als ihnen der Gegner die Freude machte, genau dort unüberlegt und patschert zu agieren, war das Match auch schon gewonnen.
Rapid verlässt sich auf die Druck- und Protest-Maschinerie
Die mangelnde Intelligenz von Rapid beim Derby zeigte sich auch in etwas international längst nicht mehr Üblichem, der übertriebenen und bedrohlich wirkenden Schiri-Kritik nach Entscheidungen gegen das eigene Team. Klar, bei Rapid lernt man das so. Wenn der eigene Co-Trainer tagtäglich losbrüllt; wenn die Spieler vom Umfeld aufgefordert werden auf dem Platz Theater zu machen um das Publikum hochzupushen, um so die Schiris indirekt unter Druck zu setzen, dann kann dabei nur unintelligentes Schmierentheater herauskommen. Wenn diese Tricks nicht wirken (und das tun sie bei sturen Referees natürlich nicht) und man als Mannschaft über kein anderes Hochpush-Mittel verfügt, dann ist der Untergang die logische Folge.
Im Übrigen hatte Rapid nach der Führung der Austria keine einzige echte Torchance mehr. Weil Erfolg im Fußball eine Frage der Intelligenz und ihres sinnhaften Einsatzes ist.
Der Unintelligenteste wird absteigen
Jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob Salzburg mit den zehn Punkten Rückstand intelligent umgeht; wie der ordentlich ausgemistete Frühjahrs-Kader von der immer noch erstaunlich sprunghaften Chef-Ebene in Szene gesetzt wird.
Intelligenz wird wohl auch den Abstieg entscheiden - wobei einander da Kühbauer, Kirchler und Pfeifenberger nichts schenken.
Denn auch mitten im Erfolgslauf der Admira ließen sich die Kühbauer-Schwächen sehr deutlich erkennen...
Aktuell hat Kühbauer sein Team mit seiner überaus unintelligenten Schiebungs-Anmerkung in Führung gebracht. Mit derartigem Gewicht auf die Bunker-Strategie zu setzen und alle Schuld auf den äußeren Feind zu schieben empfiehlt sich in einer Lage der zunehmenden Verzweiflung, nicht aber zu einem derart frühen Zeitpunkt. Da bringt Kühbauer einzig die gesamte Schiedsrichterschaft gegen sich auf und macht sich bei den Gegnern als wehleidiges Waserl zum leichten Angriffsziel.
Taktisch ist das also ganz schön naiv.
Außerdem macht die Performance seiner Admira im (immer kritischen) zweiten Liga-Jahr auch die mangelnde Intelligenz vieler Beobachter und Fans (die vor Jahresfrist Kühbauer ja noch zum Papst oder zumindest zum Teamchef krönen wollten) mehr als deutlich.