Erstellt am: 16. 2. 2013 - 12:33 Uhr

Die "Re-" Trilogie

Nie wieder Remix, Remake und Reedit verwechseln. Ein kleines Warm-Up zur Musikerziehung in FM4 Davidecks.

Die Interpretation ist so alt wie das Lied selbst. Genaugenommen ist sie der Vorläufer des Tonträgers, die Fleisch gewordene Kopie eines Musikstücks. Vervielfältigungen fanden in den letzten paar tausend Jahren live über die Stimmbänder der Sängerinnen und Sänger statt. Remix, Remake und Reedit waren quasi systemimmanent, denn niemand konnte ein Lied zu hundert Prozent originalgetreu wiedergeben, wollte das vielleicht auch nicht.

Alexander Wunderbar

Mehrspur Bandmaschine im Wiener Tonstudio Cosmix: wer es sich leisten kann, nimmt heute noch mit dieser Analogtechnik auf. Das Band ist so breit, weil mit mehreren Tonköpfen aufgenommen und wiedergegeben werden kann.

Als Kulturform hat die Veränderung eines Originals abseits der Coverversion erst mit der Massenverbreitung der Tonträger eingesetzt. Ab da war es möglich, für verschiedene Zielgruppen spezielle Versionen anzufertigen (tanzbarer, instrumentaler, länger..) und einigermaßen leistbar unter die Leute zu bringen. Der Remix begann als Marketingmaßnahme, die sich zur Kulturform entwickelt hat (und auch wieder zurück).

FM4 / Christian Davidek

Remixarbeit im High End Bereich. Inspirierter Producer, fettes Mischpult und ein Computer, der nicht abkackt - das Triumvirat des gelungenen Remixes.

Als einer der Höhepunkte der Veränderungskultur sei das Album "Love And Dancing" von The League Unlimited Orchestra genannt. Es handelt sich dabei um eine Dub- bzw. Instrumentalvariante des Human League Vokalalbums "Dare" aus der Zeit, bevor die Band künstlerisch implodiert ist. Nicht nur die Stimmen fehlen auf diesem Remix/Dub Meisterwerk mehrheitlich, auch die Pausen - mit einer Ausnahme: die Langspielplatte musste am Ende ihrer Spielzeit natürlich umgedreht werden.

Das Frühachtzigerwerk ist ein veritabler Synthiesizer Elektronikfreakout aus einer Zeit, in der Gigabyte Speicherplatz die Exklusivität einer privaten Marslandung hatte. Man will sich gar nicht vorstellen, mit wieviel Tonnen Computerequipment die Platte hergestellt worden ist. Auf der Rückseite des Covers sind alle damaligen Mitglieder von The Human League abgebildet. Sieht aus wie der Jahrbucheintrag einer stylishen Hackergemeinschaft.

Virgin, abfotografiert von Christian Davidek

The League Unlimited Orchestra - auch ihren Originalnamen The Human League hat die Band für die Full Lenght Dub Ausgabe ihres ursprünglich gesungenen Albums remixed. Diese LP ist eines der komplettesten Werke der elektronischen (Pop)Musik. Die Band hat sich darauf verausgabt, vielleicht sogar zerkracht, jedenfalls reduziert. Danach kam nur noch Schrott.

Aber ich schweife ab, das wird sich die Musikerziehung nicht erlauben: In FM4 Davidecks beginnt heute die "Re-" Trilogie: Remix, Reedit und Remake bzw. Coverversion werden in den nächsten drei Wochen von Professor Elsbacher gewohnt charmant aufgedröselt. Und das kann man dann auch im Podcast nachhören.