Erstellt am: 14. 2. 2013 - 16:41 Uhr
Ein Telefon für ein gutes Gewissen
Mehr als dreißig verschiedene Mineralien und Metalle stecken in einem durchschnittlichen Smartphone, sagt Joe Mier. Der junge US-Amerikaner arbeitet als Community Manager für das holländische Start-Up FairPhone, das Ende des Jahres eine Art Fair-Trade-Smartphone auf den Markt bringen will. Im Rahmen der Diskursreihe twenty.twenty war er gestern in Wien zu Gast.
Mit den Rohstoffen fängt alles an
Manche der Rohstoffe gibt es nur in wenigen Regionen: Coltan wird vor allem im Kongo abgebaut. Dort landen die Einnahmen aus dem Verkauf der Erze allerdings häufig in den Kassen bewaffneter Gruppen. Fairphone bemüht sich deshalb Rohstoffe zu finden, die nicht aus Krisengebieten stammen und die unter fairen Arbeitsbedingungen gewonnen wurden. Doch das ist noch längst nicht alles. Denn auch die Bedingungen, unter denen die Telefone produziert werden, sind alles andere als fair. Derzeit suchen Miers Kollegen nach Herstellern in China oder in einem anderen asiatischen Land. "Der Hersteller muss sich an bestimmte Regeln halten, es geht um gute Arbeitsbedingungen, unter anderem um faire Löhne und geregelte Arbeitszeiten", sagt Joe Mier.
Anna Masoner
Telefon mit mehreren Leben
Ein weiteres Problem: Viele Smartphones lassen sich nicht reparieren. Die Entwickler des FairPhones wollen ein Gerät schaffen, bei dem die einzelnen Teile ausgetauscht werden können. Im Unterschied zu anderen Geräten werden Smartphones bisher auch kaum recyclet, meint Joe Mier.
"Nur ein sehr kleiner Teil der Smartphones in Europa wird überholt und etwa in Afrika verkauft oder verschenkt. Die Telefone werden auch kaum zerlegt und eingeschmolzen um die Metalle rückzugewinnen." Normalerweise bleiben die Handys in der Schublade liegen. Oft wird der Elektronikschrott auch einfach in ärmere Länder gekarrt, wo er dann vor sich hinrottet. Das geht massiv auf Kosten der Umwelt und der Menschen vor Ort.
Noch nicht alles sauber
Im Herbst will die Firma die ersten 10.000 Exemplare ihres fairen Smartphones auf den Markt bringen. Es soll zwischen 200 und 300 Euro kosten und über die Webseite von FairPhone vertrieben werden. Als Betriebssystem soll Android dienen. 100 Prozent fair seien die Telefone aber noch lange nicht, gesteht Joe ein. Denn nur bei einem kleinen Teil der Rohstoffe könne FairPhone garantieren, dass sie unter fairen Bedingungen gewonnen werden. Wichtig sei es einen Prozess in Gang zu bringen und auch die Nachfrage bei den Konsumenten zu wecken. Der Grund, wieso bisher noch niemand versucht hat ein Fair-Trade-Handy zu erzeugen, liegt daran, dass es schrecklich kompliziert ist, sagt Joe Mier.
IT&Games auf FM4
"Eine Fair-Trade-Banane wird gepflückt und dann kann man sie im Geschäft kaufen und anschließend verzehren. Dann wars das. Beim Telefon aber haben wir es mit zig Rohstoffen zu tun, mit vielen Fabriken, in denen das Gerät zusammengebaut wird. Der gesamte Prozess ist ungleich komplexer."