Erstellt am: 13. 2. 2013 - 14:39 Uhr
Happy Trifon Saresan!
Wir hatten Geld für ein Taxi. Trotzdem liefen wir zu Fuß von Goldstrand bis Varna. Es ist besonders romantisch, in diesen warmen Sommernächten spazierenzugehen. Die warme Luft zu spüren, die dich sanft streichelt. Die Wärme des Bodens mit deinen nackten Füßen aufsaugen. Eine vollkommene Idylle.
cc by sashomasho/Flickr
Völlig im Einklang mit dem ganzen Bild war der besoffene deutsche Tourist. Er saß am Gehsteig und wiederholte mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht immer wieder die gleichen Sätze. "Ah Grosdova Rakija! Ah Schopska Salata!" Das war ein Dithyrambus zu bulgarischem Traubenschnaps und dem dazugehörigen Salat. Wir schlugen vor, ihm zu helfen sein Hotel zu finden, aber er wollte so bleiben wie er war. Während wir uns entfernten, hörten wir ihn weiter über den Traubenschnaps predigen.
Das passierte vor dem Restaurant "Trifon Saresan" auf dem Weg zwischen Goldstrand und Varna. Nichts ist zufällig! Laut der orthodoxen Tradition ist der heilige Trifon der Schutzpatron der Weinzüchter und der Kneipenwirte. Man nennt ihn "Saresan", was so was wie der "Abgeschnittene" bedeutet, und das aus zwei Gründen: Der Erste ist realistisch – an diesem Tag beginnt das Frühlingsabschneiden der Weinreben. Der Zweite ist legendär: Der Heilige Trifon war gerade in seinem Weingut und schnitt die Reben mit einem Sichel. Die Hl. Maria ging vorbei und sagte zu ihm: "Pass mit der Sichel auf, sonst schneidest du dir die Nase ab!" "Wie denn", erwiderte der Hl. Trifon, "Ich fuchtle mit der Sichel doch nicht vor meinem Gesicht herum!" Und um zu zeigen, was er mit der Sichel nicht machte, tat er genau das – er fuhr mit ihr vor sein Gesicht ...und schnitt seine Nase ab.
cc by wharman/Flickr
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In dieser halbchristlichen, halbheidnischen Legende gibt es nur eine Moral: "Widersprich nie der Mutter Gottes!" Da sich die Menschen nicht mit den Gottesgesetzen abgefunden haben und wegen ihrer Geldgier wurde das Gelände rund um das ehemalige Restaurant "Trifon Saresan" völlig verbaut. Die Erde hielt nicht und das Restaurant mit allen Gebäuden rund herum rutschte ins Meer. Das ist aber ein anderes Thema.
Das Problem beim Beschenken
Sprechen wir über etwas Lustigeres. Es soll ja mit dem Wein verbunden sein. Und mit dem Feiertag der Verliebten. Am 14. Februar feiert man - durch den Einfluss der amerikanischen Kultur - auch in Bulgarien neben Trifon Saresan den Valentinstag. Viele verliebte Paare schenken sich etwas. Zum Glück feiert meine liebe M. den Valentinstag nicht. Ich bin sehr schlecht beim Geschenke auswählen. Und ich bin nicht der Einzige!
Ein befreundetes Pärchen, Hristo und Nevena, hatte das gleiche Problem. Nevena hat in den USA studiert und bestand sehr auf den Valentinstag. Außerdem war sie sehr pragmatisch. Sie schlug vor, dass jeder dem anderen das schenke, was sie sich selber wünschten. Nevena schenkte Hristo ein "Chanel № 5" und er ihr einen Neoprenanzug. Ob sie immer noch zusammen sind, weiß ich nicht.
Beim Trifon Saresan ist es viel leichter. Da wird nur Wein und Schnaps (aus)geschenkt. Und getrunken. Für gute Gesundheit! Da die Bulgaren sehr auf ihre Gesundheit achten feiern sie Trifon Saresan zwei mal im Jahr, einmal nach dem dem julianischen (2. Februar) und das zweite Mal nach dem gregorianischen (14. Februar) Kirchenkalender.
Zurück zum hl. Trifon. Nach ihm benannt wurde der in Österreich bekannte bulgarische Fußballer Trifon Ivanov. Ihr erinnert euch, wie er ausgeschaut hat, oder? Ich glaube sein Anblick erzählt alles über Trifon Saresan, den Wein und auch die Liebe! Zu allen Verliebten – Prost!
EPA/Anja NIEDRINGHAUS