Erstellt am: 12. 2. 2013 - 12:22 Uhr
Harlem, geschüttelt!
Es war wohl im letzten Frühsommer, als mir Baauers "Harlem Shake" zum ersten Mal unterkam. Ursprünglich schon Anfang 2012 auf Soundcloud veröffentlicht, war der Track mit der tiefergelegten 808 und den Rave-Synthies dem Dance-Zampano Diplo aufgefallen - der ihn gleich auf seinem tumblr-Label Jeffree's veröffentlichte. Tatsächlich passte "Harlem Shake" sehr gut zur gerade brodelnden Mischung aus Südstaaten-Rap-Ästhetik und elektronischen Sounds, mit der auch Flosstradamus, UZ, Lunice & Hudson Mohawke (bald auch gemeinsam als TNGHT) die Tanzböden der westlichen Welt zum Ächzen brachten.
Dass schließlich das schottische Label LuckyMe den New Yorker Produzenten unter Vertrag nahm und eine schöne lasergeritzte Schallplatte für seinen nächsten Hit Dum Dum presste, war nur der logische nächste Schritt. In der Zwischenzeit kursierte der "Harlem Shake" aber weiter und weiter durch die Internetze, und Anfang dieses Jahres mit der 13 hievten der Videoblogger/Comedian Filthy Frank und drei seiner Freunde in Ganzkörperanzügen den Track in neue Levels der Aufmerksamkeitsmaschine.
Dass so ein kleines Partyvideo ein "virales Phänomen" lostreten kann, hätten sich die Macher wohl nicht träumen lassen. Eines der ersten Remakes etablierte dann die Formel, die danach die meisten der mittlerweile hunderten "Harlem Shake"-Videos auszeichnete: Eine Person (mit Helm) bewegt sich schon zum Intro, während die anderen Personen noch gelangweilt anderen Tätigkeiten nachgehen. Pünktlich mit dem Einsetzen der 808-Bassdrum folgt der Schnitt auf ausgelassenes Freakout, wahlweise auch mit etwas weniger Kleidung.
Dann waren alle Dämme gebrochen: Das Großraum-Büro tat es, die norwegische Armee tat es, der Autotune-Bard T-Pain tat es und ein U-Bahnwaggon in Montreal tat es ebenfalls. Da konnte sich auch die Late Night With Jimmy Fallon, die US-Talkshow mit den Roots als Backing Band, nicht mehr zurückhalten:
Wer von dem Freakout nach diesen paar Beispielen noch nicht genug hat: Hier oder hier gibt's Listen; für die Generation Aufmerksamkeitsdefizit - kurz TLDR - gibt's hier noch ein Video mit 49 Freakouts gleichzeitig. Am besten kommt das Gewusel natürlich in HD und auf dem 93-Zoll-Bildschirm.
Ein interessanter Effekt, den das Ganze haben könnte, auch wenn die Netzöffentlichkeit sicher bald wieder einen anderen Witz gefunden hat: Der in Clubs sehr populäre Sound, den manche jetzt verwirrenderweise Trap nennen (eigentlich bezeichnete das Wort nämlich schon den ursprünglichen Südstaatenrap über das Leben in der Falle des Drogenhandels), bekommt jetzt wohl noch mehr Mainstream-Momentum...
Und: Mal schauen, wieviele Leute mit Helmen und anderen Verkleidungen kommen werden, wenn Baauer in zehn Tagen das Flex in Wien bespielt!