Erstellt am: 11. 2. 2013 - 14:09 Uhr
Schöne Sätze
Dirk von Lowtzow, Sänger, über politische Korrektheit
Ich habe Political Correctness nie als Bürde empfunden, es hat mit Anstand zu tun. Gerade in Deutschland wird so gehandelt, als sei es eine Unfreiheit, wenn man nun "people of color" anstatt "Neger" sagt.
(Interview Magazin)
Scott Walker, Musiker, über Humor als Kraft
Ich bin weder böse noch depressiv. Ich habe einen schwarzen Humor. Meine Songs bestehen aus vielen Schichten. Es gibt ernste und leichte Ebenen (...) Da fällt mir eine lustige Anekdote über Franz Kafka ein: Er liest eine seiner Geschichten laut vor. Als keiner lacht, bekommt er einen Wutanfall. (lacht) Wer glaubt, Kafka habe bloß hermetische, zergrübelte, ernste Bücher geschrieben, hat ihn nicht verstanden. Ich bin der Meinung, dass Kafka auch deswegen so genial ist, weil er seine Erzählungen wohl ausbalanciert hat – zwischen Humor und Ernst.
(Spex)
Oliver Welter, Sänger, über die Intention seiner Band Naked Lunch
Weitermachen ist ein Credo von uns. Auch rein arbeitstechnisch betrachtet. Sonst müsste man sich ja umbringen. Das mag ich nicht. Nicht täglich, nur jeden zweiten Tag.
(Der Standard)
Woody Allen, Regisseur, über seine Ängste
Wenn ich mich mit meinen Filmen beschäftige, vergesse ich, dass das Leben eigentlich eine traurige Angelegenheit ist. Eigentlich könnte es wunderschön sein, aber überall sehe ich Armut und Krankheit. Über uns allen schwebt ein Damoklesschwert (...) So viele Leute werden religiös und erfinden sich ein Märchen, das ihnen über dieses Dilemma hinweghelfen soll. Oder sie denken, sie müssen reich und mächtig werden oder große Kunst schaffen. Doch was hilft es ihnen, dass wir ihre Bücher lesen oder ihre Musik hören? Sie bleiben trotzdem mausetot. Eines Tages wird diese Welt ausgelöscht sein, und irgendwann auch unser ganzes Universum.
(Die Presse)
Tobis
Dirk von Lowtzow, Sänger, über Esoterik
Ich kann mit vielem, was unter dem Begriff Esoterik firmiert, nichts anfangen. Aber ich finde - und das ist wohl das, was man unter Dialektik versteht - die Leute, die meinen, sie hätten die Blödheit von Esoterikern durchschaut, noch blöder. Dieser unbedingte Glaube an die Realität ist ein größeres Problem als der Eskapismus. Im politisierten Milieu ist ja auch Eskapismus ein Schimpfwort. Ich denke allerdings, dass das heute nicht mehr so greift, da die neue Ökonomie ja nicht gekennzeichnet ist von dieser Flucht ins Irrationale, sondern von der Flucht in die totale Realität.
(Interview Magazin)
Richard Dawkins, Autor, über eine Welt ohne Religion
Stellen sie sich so eine Welt doch mal vor: keine Selbstmordattentäter, kein 11. September, keine Kreuzzüge, keine Hexenverfolgung, kein Krieg zwischen Israelis und Palästinensern, kein Blutbad unter Serben, Kroaten, Muslimen, keine Verfolgung von Juden als Christenmörder, keine Ehrenmorde, keine Fernsehprediger im Glitzeranzug.
(Interview Magazin)
Ulrich Seidl, Regisseur, über seinen Bezug zum Wiener Aktionismus
Kenne ich natürlich, hat mich aber nicht direkt inspiriert. Wahr ist, dass die bildende Kunst und gerade auch die Literatur in Österreich dazu neigt, direkt und schonungslos mit der Gesellschaft umzugehen. Insofern stehe ich schon in einer künstlerischen Tradition, die der Wahrheit ins Gesicht schaut. Darum zeige ich häufig Szenen gegenseitiger Ausbeutung. Aber ehrlich, die Wirklichkeit ist viel schlimmer.
(Monopol Magazin)
Michael Haneke, Regisseur, über die Verdrängung von Alter und der Tod in der westlichen Gegenwart
Eighty years ago everyone experienced old age and death with the family. The elderly were an integral part of our lives and children growing up saw their grandparents grow old and die. Now they are shuttled off to hospitals or old-age-homes. In our society, old age and illness are very hidden.
(Nylon Guys)
Filmladen
Dirk von Lowtzow, Sänger, über Identität und Persönlichkeit
Es gibt ja viele Menschen, die mit großer Bestimmtheit von sich behaupten: "ich bin eben so". Habe ich nie verstanden, kann ich von mir nicht sagen. Warum sollte es nur eine Identität geben? (...) Man ist permanent in Bewegung, man ist porös oder gar löchrig, da kommt immer was rein und raus.
(Interview Magazin)
Daniel Day-Lewis, Schauspieler, über das mangelnde Verständnis der Medien für komplexe Persönlichkeiten
Es ist ja nicht so, dass die Menschen heute weniger komplex wären. Es ist eher so, dass die Medien die Neigung haben, alles zu vereinfachen und auf einen scheinbaren Kern zu reduzieren, weil die Geschichten sich angeblich besser verkaufen, wenn sie klar sind und widerspruchsfrei. Meist wird es mit der Vereinfachung und der Klarheit derart übertrieben, dass wir in die Irre geführt werden, weil man uns nicht die ganze Geschichte erzählt. Und so bekommen wir Bilder statt der Wahrheit vorgesetzt, inszenierte Bilder.
(Interview Magazin)
Scott Walker, Musiker, über Identität und Persönlichkeit
Eines ist klar: Jeder Mensch setzt sich aus mehreren Persönlichkeiten zusammen. Wir sind beeinflusst von anderen, wir haben Bücher gelesen, Musik gehört und Filme gesehen. In diesem Sinne war ich vor 40 Jahren ein anderer Mensch als heute. Und zugleich lebt in mir ein Rest des Mannes, der Teil der Walker Brothers war.
(Spex)
Christoph Waltz, Schauspieler, über die Gefahr des Typecasting
Darf ich erwähnen, dass ich diese Bösewicht-Diskussion mittlerweile inflationär führe? Wenn wir der Einteilung in Gut und Böse mal auf den Grund gingen, würden wir mit Beschämung feststellen, dass wir nicht wirklich wissen, worüber wir das reden. Was ist denn das Gegenteil: der Gutewicht?
(Interview Magazin)
sony
Dirk von Lowtzow, Sänger, über Verschwörungstheorien
Ich hasse Paranoia. Verschwörungstheorien kann ich auch nicht ausstehen, weil man die Uhr danach stellen kann, wann die jüdische Weltverschwörung herbeigeredet wird. Die antisemitische Hetzschrift "Die Protokolle der Weisen von Zion" ist die Urform der Verschwörungstheorie.
(Interview Magazin)
Kathryn Bigelow, Regisseurin, über die weibliche Hauptfigur in ihrem Film "Zero Dark Thirty"
What was important to me was that this was a very strong character at the center of this hunt and that the movie doesn’t engage necessarily in gender politics about that character. She is not defined by a man. She is not defined by a love interest. She is defined by her actions (...). I was thrilled that it was a woman and to find out that there were women at the center of this hunt, but there were also a lot of men who worked very, very hard as well.
(Screencrave)
Michael Haneke, Regisseur, über Wahrheiten und Meinungen
I think that the important thing is the attempt to be precise. I don’t believe that there is a single truth, or that you’re telling the truth, but rather that you should approach what you consider to be reality. Reality is always contradictory.
(Nylon Guys)
Kathryn Bigelow, Regisseurin, über die Folterszenen in ihrem Film "Zero Dark Thirty"
Als Teil des gigantischen Puzzles, das sich zwischen 9/11 und der Erstürmung von Osama bin Ladens Anwesen aufbaute, ist das Element der Folter aus unserer Sicht dramaturgisch unverzichtbar. Wir behaupten nicht, dass sie notwendig war für das Gelingen der Operation. Wir nehmen überhaupt keine Bewertung vor, sondern wollen sie dem Zuschauer überlassen. Aber wir können nicht verschweigen, dass es Folter gegeben hat in einer Fülle von Maßnahmen der CIA gegen den Terrorismus.
(Tip Berlin)
AP
Scott Walker, Musiker, über Veränderung
Ich sage ihnen, wie ich zu Ruhm stehe: Wie oft will an den Erfolg wiederholen? Wie oft kann ein Mensch einen Erkenntnisgewinn aus einem Album ziehen, das es an die Spitze der Charts geschafft hat? Wie oft will man zurück auf die Bühne, um sich denselben Kick zu holen? Für mich war alles irgendwann nur noch Wiederholung. Ich aber möchte voranschreiten, nicht Wiederholungen zusehen.
(Spex)
Quentin Tarantino, Regisseur, über sein Werk
Das, was Bob Dylan für die 70er war, was De Palma, Scorsese, Kubrick und Spielberg für die 80er bedeuten, das sollte für mich genauso gelten: einer der wichtigsten Regisseure seiner Zeit, auf der Höhe seiner Schaffenskraft, ausgestattet mit jeder Menge Talent, jemand der etwas zu sagen hatte, das auch tat und dabei das Bestmögliche aus sich herausholen konnte.
(Playboy)
Nick Cave, Musiker, über die Veränderung in seinem Songwriting
Ich glaube, ich habe eine für mich neue Art des Schreibens gefunden. Bis dahin hatte ich einen rein erzählerischen Stil gepflegt. Jetzt verbinde ich ihn mit dem atmosphärischen Schreiben. Man muss keiner Geschichte mehr folgen. Es ist sogar regelrechte Zeitverschwendung, wenn sie versuchen, noch einer Geschichte auf die Spur zu kommen.
(Musikexpress)
Oliver Welter, Sänger, über musikalische Intensität
Mir gefällt das, wenn irgendwelche Wahnsinnigen daherkommen und sagen: Wir sind drogensüchtig, spielen nur einen Akkord und legen viel zu viel von allem in dieses Wenige. Das kann von Indiepop bis zu House oder extremem Metal von Slayer reichen (...) Die besten Platten der Rockgeschichte sind aus Blut und Schweiß entstanden.
(Der Standard)
Ingo Pertramer
Dirk von Lowtzow, Sänger, über den Kreativzwang der Gegenwart
Die Frage lautet heute eben: Wie kann man trotz dieser ganzen Abschöpfungsprozesse selbstbestimmt leben, ohne in diese Selbstverwirklichungsfalle zu tappen: dieser ganze Kreativzwang! Und auch zu wissen, dass man als Künstler der Schlimmste von allen ist. Man ist schlimmer als jeder Banker. Wir sind doch die Typen, die dieses Lebensmodell überhaupt erst schmackhaft gemacht haben. Und das will die neue Ökonomie von uns allen! Malochen allein reicht nicht (...) Und immer wichtiger wird vor allem: die Ununterscheidbarkeit von Arbeit und Freizeit.
(Jungle World)
Ulrich Seidl, Regisseur, über das Körperbild in seinen Filmen
Ich versuche, die Schönheit in der vermeintlichen Hässlichkeit zu finden. Die Medienwirklichkeit, in der wir leben, ist geschönt, verstellt und falsch. So schauen wir nicht aus. Was mich interessiert ist, wie unsere Körper wirklich sind. So etwas muss man auch zulassen. Das ist aber auch kulturell bedingt (...) In den 20er und in den 50er Jahren waren die Frauen mollig und die Körper weiblich. Das war schön.
(Art)
Shia LaBeouf, Schauspieler, über die Sexszenen in Lars von Triers neuem Kunstporno "Nymphomaniac"
He's a genius. He's a visionary. We have maybe, what, 10 of those on the planet? I'll do anything he tells me. I came here ready to do anything.
(The Hollywood Reporter)
Quentin Tarantino, Regisseur, über Drogen
Eines vorweg: Ich würde niemals während eines Drehs etwas nehmen. Ich bin ja nicht einmal high, wenn ich etwas schreibe. Aber manchmal zündet man sich einen Joint an, macht die richtige Musik, und irgendwann kommen einem dann ein paar richtig gute Ideen. Vielleicht scheint es auch nur eine gute Idee zu sein, schließlich bist du ja stoned. Aber man schreibt es eben auf und schaut es sich am nächsten Tag an. Und manchmal ist es dann einfach richtig geil.
(Playboy)
Sony
Dirk von Lowtzow, Sänger, über Genderklischees
Diesen Dualismus Körper-Seele, Innen-Außen finde ich so spießig, genauso wie den Dualismus Mann-Frau – die ganze abendländische Tradition, die auf dem Dualismus aufgebaut ist. Vielleicht kann man mal jenseits dieser Dualismen denken?
(The Gap)
Ulrich Seidl, Regisseur, über finstere Männerfiguren in seinen Filmen
Ich glaube, dass in jedem von uns Abgründe stecken, also auch in mir. Das ist einfach so. Was da zur Sprache kommt – so denken Männer und so erleben sie ihre Sexualität. Da kann man sich nicht ausnehmen, weil man sich sonst selbst verleugnet.
(Kurier)
Quentin Tarantino, Regisseur, über sein Privatleben
Hätte ich eine Frau, wäre ich wahrscheinlich um einiges umgänglicher, netter und nicht so eine Art Steinzeit-Typ, der abends in die Höhle zurück muss.
(Playboy)
Ulrich Seidl, Regisseur, über Sexualität in seinen Filmen
Nicht Sex, sondern die Sexualität der Menschen als Medium ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des Lebens und des Schicksals. Sexualität ist prägend. Deswegen spielen in den Beziehungen der Geschlechter die Machtverhältnisse eine bedeutsame Rolle (...) Der Film ("Paradies: Liebe", Anm.) wirft einen wieder zurück auf unsere Zeit: Die Liebe ist ein gegenseitiges Geschäft, auch wenn Geld keine Rolle spielt. Die Beziehungen, in denen Geld eine Rolle spielt, sind ebenso funktionierend, oder eben nicht, wie andere.
(Art)
EPA FILE/STEPHANE REIX
Stellan Skarsgård, Schauspieler, über Lars von Triers neuen Kunstporno "Nymphomaniac"
When we call this a porno, it's meant ironically, but irony doesn't work well in print. The film is sexually explicit - but, believe me, it will be a very, very bad wanking movie.
(The Hollywood Reporter)
Jennifer Lawrence, Schauspielerin, über ihre mangelnden Talente
I’m such a bad dancer. I don’t have many talents: I’m not a good cook, I can’t clean, and I can’t sew. The only thing I can do well is shoot bow and arrow—which I learned to do for "The Hunger Games" and will probably never come in handy—and act. Imagine me 100 years ago: I would have been pointless.
(W Magazine)
Ulrich Seidl, Regisseur, über Zensur und Verbote
Freiräume, Grauzonen einzuschränken löst keine moralischen Probleme. Überhaupt, diese absurden Regeln: es ist doch zum Beispiel eine Zumutung, dass ich im Auto einen Sicherheitsgurt anlegen soll. Das ist doch meine Sache!
(Monopol Magazin)
Dirk von Lowtzow, Sänger, über Authentizität
Das ist auch kein Kriterium für mich, ob etwas authentisch ist oder nicht, sondern eher ein Schimpfwort. Wenn ich jemanden ganz besonders blöd finde, dann sage ich: das ist ein authentischer Typ. Authentizität interessiert mich nicht, ich bin immer an Künstlichkeit interessiert.
(The Gap)
Sabine Reitmeier