Erstellt am: 9. 2. 2013 - 20:29 Uhr
Powder statt Kicker
Den meisten SnowboarderInnen geht wohl das Herz auf, wenn der Schnee vom Himmel fällt, den Veranstaltern der European Open in Laax wohl nicht. Denn die sind unter Zeitruck. Durch das Open-Format, bei dem sich auch AmateurInnen registrieren können, stehen über 300 FahrerInnen auf den Startlisten. Auch ohne Wetterkapriolen ist der Zeitplan sehr dicht, dieses Jahr fällt die Hälfte der fünf Contesttage Wind und Schneefall zum Opfer.
FM4/Simon Welebil
Besonders wetteranfällig ist der Slopestyle-Park. Schneefall macht die Spur langsam, sodass die RiderInnen kaum mehr über den Gap in den Landhügel springen können und Windböen sorgen für zusätzliche Gefahr in der Luft. Immer wieder werden die einzelnen Runs nach hinten verschoben, bis am Donnerstag die Finali schließlich abgesagt werden müssen.
Simon Welebil
Bei den Männern konnte immerhin das Halbfinale gefahren werden, das der Norweger Torstein Horgmo, vor Mark McMorris und Seb Toutant gewinnen konnte. Bei den Frauen ist nicht einmal das Halbfinale zustande gekommen, weshalb das Preisgeld unter allen 39 qualifizierten Riderinnen aufgeteilt wurde.
Powdern statt Contests
Am Donnerstag fällt häufig ein Satz, den man von Schisprung-Kommentatoren kennt, als Entschuldigung, wenn der Wind zur Absage eines Bewerbs führt, oder die Ergebnisse zu starkt verzerrt: "Es ist eben ein Freiluftsport". An diesem Tag kommt er von SnowboarderInnen, von Ståle Sandbech und Aleksander Ostreng etwa, die wie viele ihrer KollegInnen den freien Tag genutzt haben, um ein paar Lines in den frischen Powder zu ziehen.
"It's a bonus that we can ride powder instead, but first priority is to ride the contest", meint Aleks Ostreng, der in der Gesamtwertung der World Snowboard Tour an 6. Stelle liegt. Und ein Contest, der ohne Finale gewertet wird "sucks" ergänzt Ståle Sandbech. Denn am Mittwoch hätten alle ihre bestens Tricks noch zurückgehalten und niemand im gesamten Fahrerfeld hätte es darauf angelegt, dieses Halbfinale zu gewinnen. Als 5. ist er zwar nicht unzufrieden, aber ehrgeizig wie er ist, wäre er gerne auch aufs Podium gefahren, nachdem ihm das auch am Wochenende zuvor nicht vergönnt war.
FM4/Simon Welebil
Der einzige, der völlig unbeschwert und mit größtem Spaß durch die Wälder rauscht ist Torstein Horgmor, und das liegt nicht nur daran, dass er sich BEO-Slopestyle-Champion nennen darf. "It was one of my first real pow-days this year. I enjoyed the hell out of it." Das sieht man ihm auch an. Bis zum letzten Moment vor der Preisverleihung ist er off-piste unterwegs und steigt noch voller Schnee auf's Stockerl. Zwischen Mark McMorris und Seb Toutant , die in Jeans am Podest stehen, wirkt er wie der Einzige, der nicht wegen den Punkten für die Rankings Snowboard fährt.

Marcel Lämmerhirt
Halfpipe-Finali an der Kippe
Die Halfpipe-RiderInnen sind nach den BEOs dieses Wochenende übrigens in Sotschi im Einsatz, zur Generalprobe für die Olympia 2014. Nur gibt es in Sotschi zurzeit keinen Schnee, weil es zu warm ist. Die Slopestyle-Bewerbe wurden schon abgesagt, die Halfpipe versinkt im Regen. Winterspiele in einer subtropischen Gegend sind keine gute Idee.
Nachdem am Donnerstag bereits die Slopestyle-Finali abgesagt worden sind, wackeln am Freitag auch die Finalruns in der Halfpipe. Denn das Wetter bleibt weiter garstig. Am Crap Sogn Gion, dem Laaxer Hausberg herrschen minus 14 Grad, Wind und heftiger Schneefall. Doch statt den Tag im Hotel vor dem Ofen zu verbringen, werden die Halfpipe-FinalistInnen die 140 Meter lange Röhre hinuntergeschickt, die nicht so anfällig für Wind ist.
Bei den Frauen dominieren die US-Amerikanerinnen den Bewerb. Fünf von sechs Finalistinnen kommen aus den USA. Die einzige Nicht-Amerikanerin im Finale, die Schweizerin Ursina Haller, hat zwar das Publikum hinter sich, hunderte SchülerInnen sind zum Finale auf den Berg gekommen, den Sieg machen sich aber zwei andere Fahrerinnen untereinander aus.

FM4/Simon Welebil
Unter heftigem Schneefall, dem mit Rutschkommandos entgegnet wird, spitzt sich alles auf ein Duell zu. Die dominierende Halfpipe-Riderin der letzten Jahre, Kelly Clark, muss in ihrem letzten Run alles auf eine Karte setzen, um die erst 16-jährige Arielle Gold noch abzuhängen. Doch sie kann ihren Frontside 900 nicht stehen und muss sich mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Für Arielle Gold ist es der erste große Sieg auf der World Snowboard Tour. Ihr Lauf, den sie mit einem Cab 900 beendet hat, ist ihr unter schwierigsten Bedingungen perfekt aufgegangen.

FM4/Simon Welebil
Wachablöse bei den Männern
Zum Finale der Männer ist plötzlich wieder alles anders. Der Schneefall hört auf, die Sonne kommt heraus und Laax präsentiert sich von seiner schönsten Seite. Was den ZuschauerInnen hier besonders gefällt ist, dass drei Schweizer im Finale stehen, darunter ihr erklärter Favorit und Vorjahressieger Iouri Podladtchikov.
Doch auch bei den Männern gibt es dieses Jahr keinen Favoritensieg. Denn Iouri Podtlatchikov muss sich dem erst 14-jährigen Japaner Ayumu Hirano um einen halben Punkt geschlagen geben, worüber er ein wenig enttäuscht ist: "Sein Trickrepertoire ist noch einiges kleiner als meins und da hat er schon ein bisschen Glück gehabt heute, dass es gereicht hat." Aber alleine wegen Hiranos fetten Backside Airs habe er doch verdient gewonnen.

FM4/Simon Welebil
Schon bei den X-Games in Aspen vor zwei Wochen hat der junge Japaner mit Platz zwei aufgezeigt, in Zukunft wird man ihn wohl öfter auf der Rechnung haben. Vielleicht gewöhnt sich der schüchterne Teenager dann an Interviewsituationen und Autogrammwünschen von Gleichaltrigen.
Die meisten Halfpipe-FinalilstInnen sind übrigens gerade auf dem Weg nach Sotschi zur Olympia Generalprobe. Die droht ordentlich ins Wasser zu fallen. Der Slopestyle Kurs ist noch gar nicht fertig. Die Halfpipe sieht auch alles andere als gut aus.