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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

8. 2. 2013 - 19:00

Ein Jahr PlayStation Vita

Hier die Games-Blockbuster auf der Konsole, dort die lustigen Spielchen auf Smartphone und Tablet. Wo hat die Vita Platz?

Es hätte eine kleine Konsumenten-Revolution werden sollen, bei der die Unmittelbarkeit von Smartphone und Tablet auf alte Videospieltraditionen trifft. Geworden ist aus diesem Traum der PlayStation Vita, dem lange erwarteten Nachfolger der PSP (Ersterscheinung 2004), bisher nichts. Vor fast genau einem Jahr ist die neue, tragbare Spielkonsole von Sony erschienen und hat trotz technischer Raffinesse bisher niemanden so recht überzeugen können.

Die Features sind zahlreich und werden immer als erstes genannt: Tasten und Knöpfe, zwei Daumen-Joysticks, ein Touch-Display vorne und sogar eine berührungssensitive Oberfläche an der Rückseite. Zusätzlich dazu zwei Kameras, ein eingebautes Mikrophon und Bewegungserkennung. Die PlayStation Vita ist die kleine Maschine, die alles kann, doch dieses überladene Design ist ihr von Anfang an zum Verhängnis geworden. Schlappe 4,1 Millionen Mal hat sich das Gerät bisher weltweit verkauft. Zum Vergleich: Apple verkauft bloß in einem Jahresquartal weit über zehn Millionen iPads.

Die tragbare Videospielkonsole PlayStation Vita von hinten.

Sony PlayStation

Die Hinterseite der Vita: All touch, no see.

Der Erfolg einer neuen Konsole steht und fällt mit ihren Software, also den Spielen. Der strategische Fehler: Sony hat die PS Vita als tragbare PlayStation 3 angepriesen und deshalb vor allem umfangreiche Games dafür entwickelt, also eigene Versionen von "Uncharted", "Call of Duty", und so weiter. Solche Spiele lassen sich aber nicht fünf Minuten zwischendurch spielen, meist muss man sich ihnen zumindest ein bis zwei Stunden am Stück widmen um ein ansprechendes Spielerlebnis zu haben.

Durchwachsenes Angebot

Anfang Oktober letzten Jahres ist deshalb das Label "PlayStation Mobile" geschaffen worden, um auch kleinere Games und Apps für die Vita zu etablieren. Leider sind dafür gerade mal zwei Dutzend Spiele erschienen, darüber hinaus ist der Dienst in Österreich gar nicht verfügbar. Noch so ein grundsätzliches Problem: Das Angebot der PS Vita, das auch diverse Web- und Multimedia-Dienste beinhaltet, ist von Einschränkungen, Restriktionen und manchmal langwierigen Updates durchsetzt. Es ist aus Konsumentensicht weiterhin unverständlich, warum in einem internationalen Markt wie der Games-Branche viele Inhalte weiterhin nicht oder erst stark verspätet verfügbar sind - bloß, weil man in Land A und nicht im Land B wohnt. Durch den gewissenhaft betreuten Produktkatalog fällt das unter anderem bei Sony viel stärker negativ auf als beim naheliegenden Konkurrenten Apple, in dessen AppStore wegen der schieren Menge an Inhalten jegliche Regionsbeschränkungen weitgehend unsichtbar bleiben.

Wallpaper zum Videospiel "Persona 4 Golden": japanische Manga-Figuren posieren kreisförmig.

Atlus

Sale! Zum Geburtstag der PS Vita gibt es einige Games eine Zeit lang vergünstigt zu kaufen.

Die Vita verfügt in Bezug auf ihr kompaktes Format auch ein Jahr nach der Veröffentlichung über ein bestechendes Innenleben. Viele Spieleentwickler sind von den technischen Fähigkeiten begeistert, wirklich ausgereizt hat das Gerät bisher aber niemand. Weil es sich nicht oft verkauft hat, trauen sich die wenigsten, exklusiv für die Vita zu entwickeln. Das hat aber auch Vorteile: In letzter Zeit erschienen immer mehr Sony-Spiele gleichzeitig für PlayStation 3 und PS Vita. Oft zahlt man nur einmal und hat das Game dann auf einen Schlag für beide Geräte, zwischen denen oft auch Spielstände ausgetauscht werden können. Ende Februar erscheint mit dem surrealen japanischen Rollenspiel "Persona 4 Golden" auch ein ungewöhnlicher und - traut man der Metascore - auch besonders guter Exklusivtitel, der die Aufmerksamkeit wieder erhöhen könnte. Ganz abschreiben sollte man die PlayStation Vita also noch nicht.