Erstellt am: 7. 2. 2013 - 11:11 Uhr
Fußball-Journal '13. Eintrag 2.
Das ist, noch inmitten des Afrika-Cups 2013, der zweite Post im diesjährigen Fußball-Journals, das innerhalb des Journal '13 gesondert ausgeschildert wird.
Das Journal wird heuer thematisch die Vorgaben im Twitter-Profils einlösen: "Martin Blumenau, Chief Coordinator bei Radio FM4, Moderator, Autor und Blogger zu den Themen Jugendkultur, Demokratie- und Medienpolitik, Musik und Fußball.
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Wales (4-5-1):
Myhill; Matthews (73. Gunter), Ricketts, Williams (K), Ben Davies; Bale (60. Robson-Kanu), Vaughan (46. King), Joe Allen, Ledley, Collison (84. Church); Bellamy (46. Vokes).
Österreich (4-2-3-1):
Almer; Klein, Prödl, Pogatetz, Suttner (88. Schiemer); Kavlak (75. Leitgeb), Alaba; Weimann (62. Jantscher), Ivanschitz (62. Junuzovic), Arnautovic; Janko (K).
Das ist die Nachlese von ballverliebt.eu die die Zentrale (Kavlak) als Schlüssel zur Niederlage ausmacht und auch die Außenverteidiger-Problematik unetrsucht.
Die Taktik-Analyse auflaola1.at(www.laola1.at bemängelt zurecht die fehlenden Fortschritte und beklagt die sichtbare Stagnation.
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Die U21 (ebenfalls im 4-2-3-1) gewann ihren Test auf Malta mit 3:1, wobei man eine Führung der Gastgeber aufholen musste und Djuricin durch eine rote Karte (54.) verlor.
Riegler; Farkas (58. Ziegl), Maak (46. Spendlhofer), Hinteregger, Schilling (77. Wimmer); Tobias Kainz, Holzhauser (93. Piesinger); Ritzmaier (46. Spiridonovic), Offenbacher (46. Robert Zulj), Florian Kainz; Djuricin.
Irland hätte simuliert werden sollen, die Mannschaft, die wir unter Trapattoni bei der Euro gesehen haben, einer der WM-Quali-Gegner dieses entscheidenden Jahres.
Das funktionierte rein gar nicht.
Der Publikumszuspruch im Liberty Stadium in Swansea war zu gering, teilweise hallten tatsächlich Trainer-Anweisungen über den Platz - da wird es in Dublin deutlich mulmiger werden.
Zudem trat Team Wales mit einem für britische Teams durchaus ungewohntem 4-5-1 auf den Plan, spielte den Fächer aus, den wir etwa von Japan bei der WM 2010 so prototypisch gesehen haben. Vom klassischen 4-4-2(1-1), das die Iren wohl auf den Platz stellen werden, war da keine Spur. Team Eire fehlt außerdem auch ein Individualist der Klasse von Gareth Bale. Das ist ein Mann, der ein Spiel im Alleingang entscheiden kann, einer wie Ibrahimovic. Insofern wurde gestern abend noch eher die Begegnung mit Schweden simuliert; obwohl auch die nie einen 4-5-1-Fächer hinstellen würden.
Wales wollte nicht Irland sein, Bale vielleicht Ibrahimovic
Trotzdem war die Begegnung mehr als lehrreich.
Die geschlossene Zentrale des Gegners machte dem ÖFB-Team defensiv enorme Schwierigkeiten; und das angriffige Flügelspiel (zu Beginn fast nur über die rechte Bale-Seite, nach seiner Auswechslung war dann auch die linke Flanke ein Gefahrenherd) brachte Österreich in die Bredouille; massiv nämlich - beide Gegentore fielen über rechts.
Sich dabei am linken Außenverteidiger, der Bale nicht in den Griff kriegen konnte, abzuputzen, wäre zu billig (das erledigen die populistischen Analysen des Mainstreams). Markus Suttner war oft nur der letzte Stein in einem zu spät zusammengesetzten Puzzle.
Das von Chris Cookie Coleman angeordnete Pressing sorgte schon davor für Störungen im Aufbau und ging bei Ballgewinnen sofort und gerne mit hohen und weiten Bällen ans Werk (beiden Toren gingen präzisen Longpasses - von Allen bzw. Davies - voraus).
Österreichs Versuche sich mit Kurzpassspiel durch die Mitte vorzumogeln gelang nicht wie erhofft. Auch weil es sowohl Weimann rechts als auch Arnautovic links immer wieder in die Mitte zog (wo wie gesagt eine wahre Mauer auf sie wartete). Bester Akteur in einer sich so allzu leicht festfahrenden Offensive war überraschenderweise Andreas Ivanschitz, der einen enormen Aktionsradius hatte und auch schnell und auch ganz gut schoss.
Blockierte Offensive, überlobte Defensive
Die Box-to-Box-Vorstöße von David Alaba hingegen waren weit weniger effektiv als gewohnt. Neben Alaba war Veli Kavlak der deutlich defensivere Part im Mittelfeld; und er fühlte sich mitten im britischen Stil-Zentrum merklich unbehaglich, wurde massiv bedrängt und attackiert. Österreich, das habe ich bislang nicht erwähnt, spielte im Kollerschen 4-2-3-1, ganz klassisch diesmal; der gern als hängende Spitze eingesetzte Junuzovic war angeschlagen und kam nur (sehr wirkungslos) in der Schlussphase.
Spielentscheidend war zum einen ein recht unerklärlicher Rückfall nach einer ausgeglichenen Anfangsphase, als sich das ÖFB-Team systematisch um/ausspielen liess und eine Viertelstunde gar kein Land mehr sah. In dieser Phase fiel das 1:0 durch Bale. Zum anderen startete nicht Österreich mit der Verve des Wunsches nach schnellem Ausgleich in Halbzeit 2, sondern Wales mit dem Wunsch nach dem Ausbau der Führung. In dieses Phase fiel das 2:0 durch Vokes, kurz darauf hätte Bale das dritte Tor erzielen müssen. Mit seinem Austausch in der 60. war die seriöse Prüfungsphase des Spiels dann vorbei.
Nach der 60. gehörte das Spiel Arnautovic und seinem Zirkus der relativ brotlosen Kunst. Aus einem seiner Standflanken fiel der Anschlusstreffer durch Janko (den deutlich treffsichersten österreichischen Teamstürmer, der damit eine recht selbstsichere Leistung krönte).
Was tun im Baustellen-Slalom?
Weder Arnautovic noch Alaba oder Junuzovic waren danach in der Lage ein Momentum-Fenster zu öffnen - Wales kontrollierte, blockte kreative Ansätze des Gegners und spielte das Match mit der Andeutung von Konter-Gefahr recht sicher heim. Die finale Offensive mit Jantscher-Junuzovic-Arnautovic fand nie in den Aufbäumen-Modus hinein.
Die österreichischen Krisenpositionen hielten sich ganz tapfer.
Tormann Almer fiel durch Unsicherheiten in der Anfangsphase auf und bekam keine Bälle, bei denen er sich auszeichnen konnte - nicht gut um seine Lage zu bessern.
Rechtsverteidiger Klein war eifrig und einsatzfreudig, seine Pass- und Flankenqualität blieb aber bescheiden.
Das Wales-Spiel zeigte was ein leichter Abfall individueller Einsatzkraft bewirken kann: Phasen der Unterlegenheit, die Teams mit im Moment lebenden Spielern jenseits der Galerie-Sucht beinhart ausnützen.
Für den Ernstfall kommen Fuchs links hinten und Harnik rechts vorne dazu (mir fällt gerade auf, dass die beiden zusammen so gut wie Gareth Bale allein sein könnte), vielleicht ist Julian Baumgartlinger Kavlak überlegen was Insel-Teams betrifft. Zu den kleinen Baustellen sind also ein paar neue dazugekommen.