Erstellt am: 7. 2. 2013 - 16:11 Uhr
Afrikacup-Journal '13. Eintrag 17.
Das ist das gewohnte Special innerhalb des Fußball-Journals diesen Jahres: die Begleitung zum Afrika-Cup, der drittgrößten Kontinental-Meisterschaft der Welt.
Das gesamte Journal '13 wird heuer thematisch die Versprechungen meines Twitter-Profils einlösen: "Martin Blumenau, Chief Coordinator bei Radio FM4, Moderator, Autor und Blogger zu den Themen Jugendkultur, Demokratie- und Medienpolitik, Musik und Fußball.
Selbst als alter Ghana-Fan (und bei mir reicht das bis in die Zeiten von Yeboah, Baffoe, Kuffour, Lamptey, Akonnor und Abedi Pele zurück), der sich schon auf das Traumfinale der Black Stars gegen Nigeria eingestellt hatte, war es beim zweiten Semifinalmatch des Afrika-Cup nicht möglich sich über das Gezeigte hinwegzusetzen.
Nicht dass Ghana, wieder einmal im strahlendsten Weiß, wirklich schlechte gewesen wäre - sie konnten nur ein weiteres Mal die mittlerweile doch recht hohen Ansprüche nicht so recht erfüllen. Es lag eher am Gegner: Burkina Faso hatte, wie schon im gesamten Turnier, mit ansteigender Tendenz, mehr investiert, mehr reingesteckt und sollte deshalb am Ende auch ein Spürchen mehr rausbekommen. Die ersehnte Finalteilnahme nämlich.
Damit machten die Burkinaben, die Burkinabé, die nicht ganz originelle Prophezeiung dass alles andere als ein Finale Ghana - Côte d'Ivoire keine Überraschung wäre wahr. Nach dem Out des Top-Favorits Elfenbeiküste stürzte nun auch der Co-Favorit.
Ghana scheitert. Ein bisserl mit Ansage.
Und einer Spur Pech. Das allerdings entscheidende Versäumnisse offenbarte.
Das war so: in Minute 7 verletzte sich Rechtsverteidiger John Paintsil und musste ausgetauscht werden. Bloss: Coach James Appiah hat (neben Paintsil und Afful) keinen Außenverteidiger im Kader, den er als spielfähig erachtet. Auf U20-Weltmeister Inkoom, Opare, Danny Addy oder Rahim Ayew etwa hat er ja verzichtet, wegen fehlender Spielpraxis oder als Teil seines Kleinkriegs mit den Aywes. Selbstgewählt also.
Weshalb Team Ghana, wie bereits im ersten Gruppenspiel, Kwadwo Asamoah, den offensiven Playmaker bei Juventus Turin, dorthin zurückziehen musste. Die offensive line hinter Stürmerstar Gyan lautete danach: Atsu - Wasako - Asara. Lauter supertalentierte Spieler; Wasako ist sogar Fixstarter für das Allstar-Team. Aber: keiner dieser Jungen kann in einer kritischen Spielphase Erfahrungswerte ausschütten wie Endorphine und beruhigen, powern, Tempowechsel vorgeben. Wie Asamoah das kann; wie Badu das kann.
Asamoah ist den Rest des Spiels hinten gebunden, hat sogar den mühsamsten Burkinaben, Nakoulma, gegen sich. Und bei Badu, dem eigentlichen Lenker, ist seit dem Viertelfinale der Faden gerissen, der blieb seitdem kaum sichtbar.
Zudem verletzte sich dann auch noch sein gern in die Bresche springender Nebenmann Rabiu noch in der 1. Halbzeit und fiel ebenso aus.
Nur ein echter Neuaufbau zeitigt keine Nebenwirkungen
Lauter Domino-Steine, die das, was Ghana das gesamte Turnier über eh schon kaum, oft nur mit letzter Mühe zusammengebracht hatte, verunmöglichten: spielerische Dominanz, Kontrolle jenseits der Passivität. Der durchschimmernde Glanz bröselte schnell.
Das Match gehörte folglich Burkina Faso, seinem Mittelfeldmotor Kabore und seinem Kreativspieler Jonathan Pitroipa. Und weil erstmals auch Aristide Bance (vormals Mainz, aktuell Augsburg) in die Spur fand und das schwelende Mittelstürmer-Problem der Kicker aus dem vormaligen Obervolta löste, kam es zur folgerichtigen Überlegenheit.
Dumm gelaufen für Ghana. Anders als im Fall von Nigeria, wo Teamchef Keshi einige ältere Stinkstiefel aussortierte und auf eine erneuerte, junge Mannschaft setzte, schloss Teamchef Appiah einen großen Teil ebenjener jungen Garde aus, denen die Erfolge der letzten Jahre mitzuverdanken war. Den mitgenommenen No-Names vertraute er (mit der Ausnahme sdes winzigen Asante) dann aber auch nicht (siehe: Außenverteidiger-Problem). Appiah reformierte also nicht wirklich, er wollte die Schlingel in seiner Truppe mit Alibi-Nominierungen anderer wegbluffen. Ein Fake-Neuaufbau also, der nach hinten losging.
Burkina Faso und die Logik des Übergewichts
Gegen den Mali und die Kapverden ging das ghanesische Risiko gut; und zwar weil es in beiden Fällen Elferpfiffe gab, die eine frühe Führung und ein gut strukturiertes Konterspiel ermöglichten. Den frühen (diesmal wohl wirklich unberechtigten) Elfer gab es wieder - allein die gute Organisation danach, das sichere Kontrollieren samt Über-die-Zeit-bringen fiel diesmal aus.
Auch weil Burkina Faso eben nicht die vergleichsweise grünen Kapverden sind, sondern eher die Wucht der DR Congo aufbringen konnten: die sind nach einem 0:2 noch zurückgekommen; Burkina Faso gelang das auch, fast, letztlich dann in einer besseren 2. Hälfte, dem Übergewicht in der Verlängerung und dem fast logischen Gewinn des Elferschießens.
Dabei war auch bei Paul Puts Aufstellung diesmal Vorsicht angebracht: nach dem überaus gelungenem 4-2-3-1 aus dem Viertelfinale fand er wieder in sein 4-3-3 zurück. Das stärkt zwar die Mittelfeld-Zentrale, zwingt aber Playmaker Pitroipa auf eine Seite (diesmal die linke), wo er sich doch deutlich erkennbar in der Mitte wohler gefühlt hat. So musste Kapitän Kabore mehr als gewohnt links offensiv machen, eine Krücke, die irgendwie gerade noch gepasst hat.
Legenden, Opfer, Running Gags...
Der Ausgleich war dann verdient, auch die Führung wäre verdient gewesen, so wurde halt alles noch dramatischer, so kann noch intensiver an der Legende gestrickt werden.
Und natürlich fordert ein überlanges Spiel wie dieses auch Opfer, fürs Finale. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall des deutlich auffälligsten Angreifers (Alain Traore, immer noch dritten in der Schützenliste), fehlt dort auch der wohl gesperrte Pitroipa. Burkina Faso wird also als klarer Underdog ins Endspiel gehen. So wie bisher in jedes seiner Spiele - zurecht, vor diesem Turnier hatte die Mannschaft außerhalb der Heimat noch nie ein Spiel dieses Bewerbs gewonnen.
Das erste Match in Südafrika war im übrigen das Gruppenspiel gegen Nigeria, den finalen Kontrahenten.
Und: der Gruppendritte hinter Burkina Faso und Nigeria, Titelverteidiger Zambia, kann sich (nicht komplett haarsträubend argumentiert) als drittbeste Mannschaft des Turniers abfeiern lassen.
Noch ein Gag: das ungeliebte Spiel um den dritten Platz wird dasselbe wie voriges Jahr werden; wieder sind es die enttäuschten Ghanesen, die wieder auf ihren Gruppengegner Mali treffen werden.