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Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

5. 2. 2013 - 16:09

Ein Monat ohne Auto und Aufzug

Silvia versucht nachhaltiger zu Leben und tut dabei auch noch Gutes.

Labor Leben - Eine Versuchsreihe. Jeden Dienstag auf FM4 und im Interview Podcast.

In unserer Sendereihe Labor Leben portätieren wir Menschen und deren ungewöhnliche Selbstversuche. Jede Woche stellen wir außergewöhnliche Projekte vor - zum Beispiel das Vorhaben, keinen Zucker zu essen oder darauf zu verzichten sich die Beine zu rasieren.

Silvia Kreczy hat sich für den Monat Jänner ein Projekt vorgenommen, bei dem sie nachhaltiger und ressourcenschonender lebt. Das hat sie sich nicht alleine ausgedacht, ihr Projekt ist Teil der Jänneraktion von fairshare: Fairshare ist ein Zusammenschluss aus Dreikönigsaktion und Diakonie und lanciert immer wieder Aktionen, bei denen Menschen ressourcenschonender Leben sollen und gleichzeitig Geld für Entwicklungsprojekte gesammelt wird.

Silvia zum Beispiel hat den ganzen Jänner das Auto nicht benutzt und ist nicht Lift oder Rolltreppe gefahren. "Dadurch, dass ich nur im ersten Stock wohne und auch in der Arbeit den Lift nicht brauche, war für mich vor allem das Autofahren ein Thema", erzählt sie. Seitdem es auch in einigen Wiener Außenbezirken das Parkpickerl gibt und man dort jetzt viel leichter Parkplätze findet, ist die Versuchung größer, auch für kleinere Fahrten ins Auto zu steigen. "Und die Freizeit am Wochenende, das war die größte Herausforderung. Wie komme ich trotzdem zu einer Skitour, zu einer Wanderung usw. oder zu Freunden, die am Land wohnen?"

Winterausflug mit dem Auto

CC BY-SA 2.0 uwe_schubert via FLickr

Kein Winter-Ausflug mit dem Auto

Silvia hat versucht, so gut wie möglich ohne Auto zu leben - mit Erfolg: "Ich war eine Freundin in Niederösterreich besuchen und war erstaunt, wie schnell man eigentlich dort ist, wenn man weiß, wann welche Zugverbindung geht!" Außerdem habe sie die halbe Stunde Fahrtzeit viel besser nützen können: etwa indem sie Zeit zum Lesen hatte, anstatt sich im Stau zu ärgern.

Silvia Kreczy

Silvia Kreczy

Silvia Kreczy

So einfach wie in diesem Fall geht es aber nicht immer: beim Versuch, ein Skiwochenende zu verbringen, hat Silvia auch schon mal das Handtuch geworfen: "Ich hab gesehen: Wenn ich da das ganze Skizeug einpacke und dann dreimal umsteigen muss und lange Wartezeiten habe... Also bei allem guten Willen das ist so mühsam - und mit dem Auto bin ich in einer dreiviertel Stunde da!" Dafür hat sich Silvia in solchen Fällen bemüht, Fahrgemeinschaften zu bilden, um trotzdem möglichst sparsam ans Ziel zu kommen. Und ans generelle Aufgeben hat sie deswegen noch lang nicht gedacht. "Nein - diese eine Strecke habe ich halt dann aufgegeben. Aber nicht das ganze Projekt!"

Auch wenn der Verzicht auf den Aufzug nicht so schwierig war, wie der aufs Auto, auch dieser hat etwas gebracht: "Gerade im Winter, wo es mehr Überwindung kostet, Sport zu machen oder spazieren zu gehen, ist das für mich eine gute Variante. Da sag ich mir: Zumindest die Stiegen habe ich heute geschafft!"

Ende Jänner war der Versuch - zumindest im Rahmen von Fairshare - vorbei. Silvia hofft, dass nach diesen vier Wochen die Gewohnheit bleibt, nicht immer gleich ins Auto zu steigen. "Und ein Bewusstsein habe ich natürlich entwickelt. Ich kenne mich auch besser aus, welchen Zug, welche S-Bahn muss ich nehmen, wenn ich irgendwo hin will!"

Aber nicht nur für sie selbst hat das Verzichten auf Auto und Lift etwas gebracht: Silvia hat mit privaten SponsorInnen ausgemacht, dass sie für jeden Tag, den sie geschafft hat, einen gewissen Geldbetrag spenden. Das Geld kommt einem Projekt auf den Philippinen zu Gute, bei dem Jugendliche Bäume pflanzen.