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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

2. 2. 2013 - 15:31

Voll FED

US-Notenbankchef Ben Bernanke wundert sich über den überschaubaren Erfolg seiner Therapiemethoden.

Im Prinzip ist es das Prinzip einer unabhängigen Notenbank, durch das Drehen an verschiedensten Schrauben verschiedenste Ziele zu erreichen. Das vorrangigste dieser Ziele war dabei lange Zeit – auch bei der US-amerikanischen FED, der wichtigsten Zentralbank der Welt – , den Wert der Währung halbwegs stabil zu halten.

Neben anderen Schrauben wie etwa der Mindestreserve dient dazu vor allem der sogenannte Leitzins als Steuerinstrument. Zum Leitzins borgen sich die Geschäftsbanken eines Währungsraumes von ihrer Zentralbank Geld, sie refinanzieren sich also.

Erhöht die Noten-/Zentralbank den Leitzins, erhöht sich natürlich generell das Zinsniveau und dadurch auch die Anreize, Geld vermehrt zu sparen. Da dann weniger Geld-Nachfrage besteht, kann eine Erhöhung des Zinsniveaus natürlich auch als Inflations-Prophylaxe eingesetzt werden.

Die Rolle der Zentralbanken hat sich aber seit der Krise verändert. Neben der wichtigen Aufgabe, den Geldwert zu stabilisieren, haben die Zentralbanken verstärkt auch andere, teils im Konflikt stehende, Aufgaben übernommen.

Münzen

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Allen voran das Ziel, in der Krise Konjunktur zu induzieren und damit Arbeitslosigkeit zu bekämpfen – aber eben auch Sparen unattraktiver zu machen. Dazu wurde der Leitzins immer weiter gesenkt, aktuell liegen die Leitzinsen der FED bei null Prozent oder einen Wimpernschlag darüber.
Davon versprach und verspricht sich der Chef der FED, Ben Bernanke, eine Erholung des Wachstums der ebenfalls arg gebeutelten US-Wirtschaft.

Allerdings ist man mittlerweile mit nahezu null Prozent eben am Ende der Fahnenstange angekommen. Und während die Leitzinsen künstlich auf diesem Rekordtief festgefroren werden, versucht die FED parallel, Geld ins System zu pumpen: etwa, indem sie monatlich Anleihen (und Hypothekenpapiere) um etwa 85 Milliarden US$ aufkauft.

In der EU ist die Rolle der EZB ungleich strenger festgelegt, obwohl auch die Zentralbank des Euro in den letzten Jahren etliche Milliarden an Anleihen am Sekundärmarkt erwarb – oder erwerben musste. So ist es auch kein Zufall, dass auch die EZB politisch – aber auch von US-Ökonomen, Politikern und dem IWF – immer mehr unter Druck kommt, Bernankes Beispiel zu folgen.

Schützenhilfe könnten die um den deutschen Bundesbanker Jens Weidmann versammelten Falken, also jene Kräfte, die auf dem EZB-Verbot, „Staaten mit der Notenpresse zu finanzieren“ bestehen, jetzt aber von der Wirklichkeit bekommen.

Denn, wie am Donnerstag groß auf den blauen Seiten zu lesen war, Ben Bernankes Medizin hat nicht nur potenziell lebensbedrohliche Nebenwirkungen – sie funktioniert auch nicht wie gewünscht. Die Arbeitslosigkeit will nicht so recht sinken und auch ist die gesamte US-Wirtschaft im letzten Quartal 2012 erneut geschrumpft.

Geldscheine

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Bernanke selbst schiebt diese „Pause der Erholung und des Wachstums“ auf das Wetter und Hurrikan Sandy – Kritiker sehen sich in ihrer Befürchtung bestätigt, dass man durch ein künstliches Aufblasen der Geldmenge eben nur die Geldmenge erhöht – aber keineswegs den realen Wohlstand.

Die Bilanz der FED ist auf über drei Billionen US$ aufgebläht, noch liegt viel von diesem Geld in den virtuellen Tresoren der Banken und generell auf der hohen Kante. Sollte sich die Betriebstemperatur der US-Wirtschaft aber wieder erhöhen und in die Gänge kommen, könnten diese Ozeane an frischem Geld natürlich für die oft an die Wand gemalte „Runaway Inflation“ sorgen. Das aktive Mitmischen am Immobilienmarkt birgt außerdem die Gefahr eines neuerlichen Platzens dieser Immo-Blase.

Das exzessive Spiel mit der Geldmenge aus Gründen der Konjunktur-Ankurbelung hat also durchaus seine Tücken, wie sehr man sich fürchtet, ist natürlich wieder ideologisch determiniert und variiert zwischen Tauben und Falken enorm.

Sollten sich die amerikanischen Konjunkturdaten aber auch 2013 nicht verbessern, könnte das zweierlei Folgen haben:

Erstens, dass jene, die darauf hinweisen, dass der Gewöhnungseffekt der drogenkranken Wirtschaft an Billionen neuer Medizin (Geld) längst eingetreten ist und dass Dosiserhöhungen nur den zwingend folgenden Entzug erschweren, wieder mehr gehört werden.

Und zweitens, dass Merkel, Schäuble und Weidmann sich künftig leichter tun werden, ihre Position der vorsichtigen Geldpolitik gegenüber Draghi, Hollande und Co. zu vertreten.