Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Wie jetzt, Akademiker? FPÖ? Korporierte?"

Irmi Wutscher

Gesellschaftspolitik und Gleichstellung. All Genders welcome.

1. 2. 2013 - 10:57

Wie jetzt, Akademiker? FPÖ? Korporierte?

Alles neu beim jährlichen Ball der rechten Szene und den Demos dagegen? Oder doch alles beim Alten? Wir erörtern ein paar Fragen.

Was ist jetzt neu an dem Ball?

Christoph Weiss über "WKR-Ball Neu"

Offiziell gibt es den WKR-Ball, also den Ball der Wiener Burschenschaftler, nicht mehr. Denn die Hofburg BetriebsgesmbH hat im Dezember 2011 angekündigt, den Ball nicht mehr in ihren Räumlichkeiten stattfinden zu lassen.

strache wkr ball 2012

apa

Strache am WKR-Ball 2012

Was es stattdessen gibt, ist der Wiener Akademikerball: Neuer Name, neue Homepage, neuer Veranstalter, nämlich die Wiener FPÖ. Die könne man von der Ballveranstaltung in der Hofburg nicht ausschließen, heißt es vonseiten der Hofburg, denn schließlich sei sie eine demokratisch gewählte Partei, die auch im Parlament sitze.

Was ist nicht neu an dem Ball?

Wenn man ein bisschen hinter die Oberfläche blickt, lassen sich einige Querverbindungen zum angeblich nicht mehr existenten WKR-Ball finden: Bis vor kurzem führte die Website des Akademikerballs noch auf die alte Website des WKR-Balls. In der schriftlichen Einladung zum Ball heißt es wörtlich: "Der Wiener Akademikerball ist ein Ball von Korporierten für Korporierte".

Einladungsschreiben

Christoph Weiss

Einladungsschreiben zum Akademikerball

Und auch die Umbenennung kündigte Heinz-Christian Strache (FPÖ) vergangenes Jahr schon an: Laut einem Bericht jener Standard-RedakteurInnen, die vergangenes Jahr inkognito auf dem WKR-Ball waren, überlegte der FPÖ-Obmann im Gespräch mit Ballgästen laut, man könne den Ball ja umbenennen in "Ball der freien Akademiker". Nun, da ist "Wiener Akademikerball" gar nicht so weit weg davon.

Strache wird selbst übrigens heute Abend nicht auf den Akademikerball gehen: Er ist ab Freitag auf "Urlaub mit meinen Liebsten", um Kraft für das Superwahljahr zu sammeln. Er hat aber den Ehrenschutz für den Ball übernommen. Man weiß zwar auch heuer nichts bis wenig über angesagte rechte "Prominenz" (vergangenes Jahr war da etwa von Marine Le Pen die Rede). "Dass das Publikum zum Teil ein ähnliches sein wird wie am WKR-Ball, wird man nicht verhindern können", sagte der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer allerdings dem Kurier.

Warum regt man sich darüber auf?

Protestierende und GegnerInnen hatten die vergangenen Jahre immer wieder gefordert, dass in einem so symbolträchtigen Veranstaltungshaus der Republik Österreich wie der Hofburg, kein Ball von Rechtsextremen stattfinden soll. Die Demos und der Widerstand gegen den WKR-Ball haben sich in den letzten Jahren immer mehr erhöht.

Abgeriegelte Hofburg beim WKR-Ball 2011

APA/Oczeret

Abgeriegelte Hofburg beim WKR-Ball 2011

Wegen der "Publizität", die der Ball und die Demos zunehmend erhalten, reagierte die Hofburg BetriebsgesmbH schließlich im Dezember 2011: Geschäftsführerin Renate Danler verkündete, dass der WKR-Ball ab dem Jahr 2013 nicht mehr in der Hofburg stattfinden werde. Der Akademikerball ist jetzt aber - so meinen GegnerInnen - genau der gleiche Ball nur mit anderem Namen. Gegen diese Farce wollen sie heute erneut demonstrieren und damit erreichen, dass der Ball endgültig nicht mehr in der Hofburg stattfindet.

Also wieder Demos?

Ja, wieder Demos. Und zwar gleich mehrere: Im neu gegründeten Bündnis Jetzt Zeichen setzen sind unter anderem Asyl in Not, die ÖH, SOS Mitmensch, der ÖGB und die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) vertreten. Heute Abend wird das Bündnis eine Mahnwache auf dem Heldenplatz abhalten, bei der Widerstandstexte gelesen werden - protestiert wurde zuvor bereits in einer Aktionswoche.

polizei führt demonstranten ab

APA/HERBERT P. OCZERET

2010 waren die Demos verboten, die Lage eskalierte

FM4 zu den WKR-Ball-Demos:

Verbarrikadiert -
2010 wurde Sarah Seekircher bei der nicht genehmigten Demo eingekesselt.

2011 hat Simon Welebil die DemonstrantInnen beim Katz und Maus-Spielen mit der Polizei begleitet.

Und 2012 hat Alex Wagner die - wie man damals glaubte - letzte WKR-Ball-Demo begleitet.

Die Antifa hat auch eine Demo organisiert, diese führte wie in den vergangenen Jahren vom Europaplatz beim Westbahnhof bis zum Maria-Theresien-Platz. Unter #nowkr wird schon eifrig getwittert, hier kann man immer aktuelle Demo-Infos erfahren. Eine weitere Demo wird vom Sigmund-Freud-Park zum Heldenplatz führen.
Rund um die Antifa-Demo gibt’s auch schon die ersten Verschwörungstheorien: Die FPÖ und auch die Polizei orten nämlich Querverbindungen zu deutschen Linksextremen, die angeblich auch den Marsch der Flüchtlinge von Traiskirchen nach Wien organisierten.

Die Linken sind übrigens nicht die Einzigen, die heute Abend demonstrieren: Die FPÖ hat am Ballhausplatz neben dem Heldenplatz selbst eine Demo angemeldet. Dort wollen sie heute Abend gegen einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt von AsylwerberInnen protestieren. Purer Zufall, dass die am gleichen Tag stattfindet?