Erstellt am: 3. 2. 2013 - 16:30 Uhr
Der Bus von Rosa Parks
Rosa Parks Bus ist im Henry Ford Museum ausgestellt.
"Ich möchte, dass du verstehst, wie viel wir ihr zu verdanken haben", erklärt der Großvater seinem Enkel. Gemeinsam machen sie einen Ausflug in das Henry Ford Museum, zu einem alten Bus.
Beide nehmen sie darin Platz. Der Enkel auf dem Sitz, an dem einst Rosa Parks saß. Der Großvater daneben. Da saß er auch an jenem geschichtsträchtigen ersten Dezember 1955 in Montgomery, der Hauptstadt von Alabama. "Es ist der Platz, von dem ich aufgestanden bin, weil ich mich nicht getraut habe, Nein zu sagen."
m.a.c. quarello/jacoby&stuart
Zumindest ist das so in der Geschichte "Der Bus von Rosa Parks", die Kindern das Leben von Rosa Parks und den Rassismus im Amerika der 50er Jahre näherbringen kann.
Eine Zeit, in der der Ku-Klux-Klan wieder vermehrt für Angst und Schrecken sorgte und es gesetzlich verankert war, dass bestimmte Sitzplätze in Bussen den Weißen überlassen werden mussten.
Bis Rosa Parks sitzen blieb.
Die 42-jährige Näherin war müde von der Arbeit und wollte nicht schon wieder nachgeben müssen. Rosa Parks war bereits Aktivistin, sie gab dennoch später an, die Aktion spontan durchgeführt zu haben.
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Ob geplant oder nicht, ist im Kinderbuch nicht wichtig und ändert auch nichts an den weiteren Entwicklungen: Rosa Parks wird verhaftet und zu zehn Dollar Strafe verurteilt. Wenige Tage später kommt es zu einer Massendemonstration, die von dem jungen Geistlichen Martin Luther King geführt wird. Im Zuge dessen beginnt der Montgomery Bus Boycott. Schwarze benützen aus Protest keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr. Über ein Jahr lang dauert der Protest. "Die Verkehrsgesellschaft wurde fast in den Ruin getrieben, und viele Busfahrer verloren ihre Arbeit", erinnert sich der Großvater. In Folge wurde 1956 die gesetzliche Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln aufgehoben.
Der Großvater will seinen Enkel um Entschuldigung bitten. Dafür, dass er damals nicht mutig war. "Deshalb habe ich dich heute hierher gebracht. Ich möchte, dass du weißt, dass es immer einen Bus gibt, der durch das Leben eines jeden von uns fährt."
Neben der schlauen Geschichte von Fabrizio Silei beeindrucken die Bilder von Maurizio A. C. Quarello. Der Stil des Buches erinnert an den amerikanischen Realismus. In kräftigen Farben wird der Ausflug des Großvaters und seines Enkels gezeigt, in Schwarz-Weiß-Grau sind die Erinnerungen an früher gehalten. So freundlich die einen Bilder wirken, so düster die anderen.
Ein kleiner Schwachpunkt ist das Spiel mit der Typographie - das funktioniert nicht ganz und man fragt sich, warum der eine oder andere Satz hervorgehoben wurde.
"Der Bus von Rosa Parks" ist ein beeindruckendes Buch. Nicht nur für Kinder. Zivilcourage wird selten so schön erzählt.
Am 4. Februar 2013 wäre Rosa Parks 100 Jahre alt geworden.