Erstellt am: 30. 1. 2013 - 12:48 Uhr
Afrikacup-Journal '13. Eintrag 12.
Das ist das gewohnte Special innerhalb des Fußball-Journals diesen Jahres: die Begleitung zum Afrika-Cup, der drittgrößten Kontinental-Meisterschaft des Planeten.
Das Journal '13 wird heuer thematisch wohl die Versprechungen in meinem Twitter-Profil einlösen: "Martin Blumenau, Chief Coordinator bei Radio FM4, Moderator, Autor und Blogger zu den Themen Jugendkultur, Demokratie- und Medienpolitik, Musik und Fußball.
Nigeria hat sich bis knapp vor Schluß Zeit gelassen um Äthiopien, den einzigen wahren Außenseiter des Turniers zu besiegen und so den erwarteten Aufstieg klar zu machen.
Burkina Faso hat Alain Traore durch Verletzung verloren und brachte danach nicht mehr als ein weiteres kontrolliertes Remis zustande, das allerdings auch für den Aufstieg reichte.
Nigeria bekommt zur Strafe schon jetzt die Côte d'Ivoire im Viertelfinale; Burkina Faso muss des Rest des Turniers auf seinen besten Mann verzichten. Bestraft wurden also alle.
Trotzdem ist die Nachricht des gestrigen Tages das Ende für den Titelverteidiger.
Obwohl es nach den beiden bisherigen Auftritten (mehr als mau gegen Äthiopien, ein Unentschieden in letzter Minute gegen Nigeria) im erwartbaren Bereich lag.
Elf gute Kollegen hättet ihr sein sollen
Ich gebe zu ich habe auf ein Derappeln gehofft. Nicht wie in den Turnierjahren zuvor um dem sentimentalen Favoriten mit der furchtbaren Geschichte endlich einmal ins Spotlight zu schieben - das ist mit dem Vorjahrs.Titel aufgearbeitet; sondern weil Herve Renards Truppe ein Musterbeispiel für starloses Teamgefüge, für die neoliberale Variante des Elf Freunde-Mythos, die elf guten Kollegen, die gemeinsam das stemmen, was die Star-Wasserträger-Kombi von nebenan aus vielerlei Gründen nicht zusammenbringt.
Das darauf vor ein paar Tagen gesungene Loblied war aber wohl mein Pfeifen im Walde. Denn von Team Zambia war im gestrigen Entscheidungsspiel gegen Burkina Faso nicht die Rede. Dort fiel nämlich etwas auf, was sonst kein Thema ist: die körperliche Unterlegenheit. Sowas zeigt sich nur in Phasen der Unsicherheit, des fehlenden Selbstbewußtseins und der inneren Krise. Das machte auch das Fehlen des zentralen Anker, Kapitän Chris Katongo deutlich. Deshalb, und weil der kleine Kalaba (diesmal links) große Teile des Spiel unsichtbar blieb, fehlte die Anbindung des an sich gut (durch Mayuka und Mbesuma) besetzten Angriffs ans Mittelfeld. Und genau dort zentrierte der Gegner seine Kräfte, wohl um diese Schwäche wissend, packte sein wuchtiges 4-3-3 gegen das fragil wirkende 4-4-2 Zambias.
Für die Oldies, neben Chris Katongo sind das wohl Musonda, Chansa und die eh gar nicht mehr einegsetzten Chamanga, Chivuta und Felix Katongo. Die seit letztlich 2008 andauernde Ära Renard ist damit wohl auch vorbei.
Was wird aus Burkina Faso ohne Alain Traore?
Burkina Faso hat zwar nur einen Sieg gegen das an diesem Tag stark schwächelnde Äthiopien zu Buche stehen, aber die beiden Unentschieden gegen Nigeria und Zambia (vor allem gestern waren sie auch das bessere Team) zählen durchaus doppelt. Ich hätte das, vor allem nach der echt öden Vorstellung von 2012. Und: so groß hatte Paul Put die Mannschaft nicht renoviert: es sind immer noch die Kones, die Sanous, die Koulibalys, die Traores, Pitriopa, Kabore oder Bance.
Was diesmal besser klappte: die (nie umgestellte) Abwehr leistete sich kaum Fehler - vor allem der letztjährige Totengräber Bakary Kone war 1a. Djakaridja Kone, Rouamba und Kapitän Kabore bildeten eines des besten defensiven Mittelfelder des Turniers. Und trotz des zu kurzen Einsatzes von Alain Traore (der den Äthiopien-Sieg fast im Alleingang besorgte) und trotz ständiger Umbildung (Dagano nach Match 1 komplett raus, Hugues, Sanou, Bance als On/Off-Akteure) erzeugte die Offensive immer Gefahr.
Das Parallelspiel zwischen Nigeria und Äthiuopien habe ich aus technischen Gründen nur in Ausschnitten gesehen, ich maße mir daher kein Urteil an. Nigeria soll seine klare Überlegenheit gegen eine sehr starke Defensive erst spät ausgespielt haben. Die beiden Elfer zum 2:0 waren zu geben, Chancen für den Underdog gab es auch, allerdings befand sich Nigeria das gesamte Spiel über auf Gruppenplatz 2.
Die Ausgangsposition fürs Viertelfinale ist klar: Nigeria bekommt den Brocken, Burkina Faso den deutlich schwächeren Gruppen-Zweiten von heute. Und Zambia fährt nach Hause. Ja, das ist schade, immer noch.