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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

5. 2. 2013 - 17:30

Fußball-Journal '13. Eintrag 1.

Geraune und Geraunze. Welche Kleinigkeiten vor dem Test des ÖFB-Teams in Wales stören.

Das ist, noch mitten im Afrika-Cups 2013, der Start des diesjährigen Fußball-Journals innerhalb des Journal '13.

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Der ÖFB-Kader für das Länderspiel in Wales am 6.2.:

Tor: Robert Almer (Düssel-dorf/DEU), Heinz Lindner (Austria), Lukas Königs-hofer (Rapid). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).

Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein, Franz Schiemer (Salzburg), Aleksandar Dragovic (Basel/SUI), Sebastian Prödl (Werder/ DEU), Emanuel Pogatetz (WestHam/ENG), Christian Fuchs (Schalke/DEU), Markus Suttner (Austria). Auf Abruf: Manuel Ort-lechner (Austria), Martin Hinteregger, Andreas Ulmer (Salzburg).

Mittelfeld: David Alaba (Bayern/DEU), Veli Kavlak (Besiktas/TUR), Christoph Leitgeb (Salzburg), Julian Baumgartlinger, Andreas Ivanschitz (Mainz/DEU), Jakob Jantscher (Dyn. Moskau/RUS), Zlatko Junuzovic (Werder/DEU). Auf Abruf: Yasin Pehlivan (Gaziantepspor/TUR), Guido Burgstaller (Rapid), Alexander Gorgon (Austria).

Angriff: Marko Arnautovic (Werder/DEU), Martin Harnik (Stuttgart/DEU), Philipp Hosiner (Austria), Marc Janko (Trabzon-spor/TUR), Andreas Weimann (Aston Villa/ ENG). Auf Abruf: Patrick Bürger (Mattersburg), Rubin Okotie (Sturm), Marcel Sabitzer (Rapid).

Wegen kurzfristiger Verletzung musste Martin Harnik absagen - Sabitzer rückt nach. Auch verletzt: Guido Burgstaller.

Hinteregger steht (ebenso wie Raphael Holzhauser, Florian Kainz oder Marcel Ritzmaier) im U21-Kader.

Rücktritt: Alexander Manninger (Augsburg/ DEU), Martin Stranzl (Gladbach/DEU), Paul Scharner (Wigan/ENG).

Unangefragt: Jonathan Schmid (Freiburg/DEU).
Verletzt: Jürgen Säumel (Sturm).

Unberücksichtigt: Michael Gspurning (Seattle/USA), Ramazan Özcan (Ingol-stadt/DEU), Jörg Sieben-handl (Neustadt), Christian Gratzei (Sturm); Ekrem Dag (Gaziantepspor/TUR), Thomas Hinum (Ried), Georg Margreitter (Wolver-hampton/ENG), Markus Berger (Odessa/UKR), Mario Sonnleitner (Rapid), Tanyu Kayhan (Mersin/ TUR); Anel Hadzic (Ried), Manuel Weber (Sturm), Stefan Kulovits (Rapid), Daniel Royer (Köln/DEU), Georg Teigl (Salzburg), Christopher Drazan (Kaiserslautern/DEU), Darko Bodul (Odense/ DEN), Tomas Simkovic (Austria); Stefan Maierhofer (Köln/DEU), Erwin Hoffer (E. Frankfurt/DEU), Deni Alar (Rapid), Roman Kienast (Austria) uvam

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Der U21-Kader für den Test auf Malta am 6.2.:

Tor: Richard Strebinger (Werder/DEU), Christoph Riegler (St.Pölten). Auf Abruf: Bernhard Hendl (Stuttgart/DEU).

Verteidigung: Patrick Farkas (Mattersburg), Martin Hinteregger (Salz-burg), Matthias Maak (Neustadt), Lukas Spendl-hofer (Inter/ITA), Kevin Wimmer (Köln/DEU), Christian Schilling (Inns-bruck). Auf Abruf: Florian Neuhold (Altach), Thomas Weber (Admira).

Mittelfeld: Marcel Ziegl (Ried), Simon Piesinger (Innsbruck), Raphael Holzhauser, Kevin Stöger (Stuttgart/DEU), Florian Kainz, Tobias Kainz (Sturm), Daniel Offen-bacher (Salzburg), Marcel Ritzmaier (PSV/NED).
Auf Abruf: Robert Völkl (Liefering), David Schloffer (Sturm), Julian Erhart (Altach), Christoph Knas-müllner (Ingolstadt/DEU),

Sturm: Marco Djuricin (Regensburg/DEU), Marcel Sabitzer, Dominik Starkl (Rapid), Peter Zulj (Ried). Auf Abruf: Srdan Spiri-donovic (Austria), Philipp Prosenik (Milan/ITA), Marco Heil (Kalsdorf).

Sabitzer rückt ins A-Team auf, Prosenik wird für ihn nachnominiert.

Verletzt: Samuel Radlinger (Hannover/DEU), Lukas Rath (Mattersburg), Toni Vastic (Ried).

Es fehlen: Dejan Stojanovic (Bologna/ITA); Michael Schimpelsberger (Rapid), Moritz Moser (Burghausen/ DEU), Andreas Pfingstner (Rostock/DEU), Christian Klem (Sturm); Manuel Prietl, Marvin Potzmann (Mattersburg), Thomas Murg (Austria), Gernot Trauner, Marco Meilinger (Ried); Christian Pauli (Wilhelmshaven/DEU), Michael Gregoritsch (Hoffenheim/DEU) uam.

Teamchef Marcel Koller hat sich 2012 festgelegt; auf einen Großkader, auf einen Kern von 25 Spielern, mit denen er die Qualifikation bestreiten will. Keine Experimente mehr, keine Ablenkungen. Wenn sich ein frischer Akteur aus der deutschen Bundesliga noch kurzfristig in den Fokus spielen sollte (Holzhauser, eventuell Ildiz) dann wird - ebenso wie zuletzt für Hosiner - die Speicher.Kapazität noch einmal erweitert. Ansonsten gilt: das Boot ist voll.

Mit den Spezialfällen hat sich Koller bereits im Vorjahr auseinander gesetzt: Stinkstiefel Scharner ließ er über die eigenen ungelenk ausgefahrenen Beine stolpern; mit Martin Stranzl suchte er das Gespräch um die Angelegenheit danach für im Guten abgeschlossen zu erklären. Andere, weniger im Fokus der Medien-Öffentlichkeit stehende Kandidaten wurden unaufällig ausgeladen (Beíspiel Dag), gar nicht erst ins Spiel gebracht (z.B. Markus Berger) oder ihre Nichtberufung sinnhaft erklärt (z.B. US-Legionär Gspurning).

Von dezenten Kaperfahrten (Jonathan Schmid, bei Freiburg einer der Leistungsträger wäre zu haben) hält Koller (trotz Verlusten wie Moritz Leitner/BVB) nicht viel.

Heuer will er von alledem nichts mehr hören. Die Personalfragen sind für ihn erledigt.

Koller hat 2013 zum personalproblemfreien Raum erklärt...

Soweit die Theorie.
Die Praxis stellt der aber gern ein Bein.
Aktuell heißt die Praxis Alexander Manninger. Der nicht gerade unendlich wohlgelittene Ex-Teamkeeper, der vor Jahren angezickt seinen Rücktritt erklärt hatte, ist der Tormann der Stunde in der deutschen Bundesliga. Und der einzige Österreicher, der aktuell das Gehäuse einer Mannschaft einer der großen Ligen hütet. Und das erfolgreich.

Kollers Reaktion ist die der Politik des Jahres 2013, nicht die des Jahres 2012: anstatt Kontakt aufzunehmen und eine gemeinsame Sprachregelung wie im Fall Stranzl zu finden, setzt Koller auf Nichtstun und Aussitzen. Und bringt sich mit jeder Team-der-Runde-Berufung Manningers unnötig in Bedrängnis.

Der will wahrscheinlich eh nicht; Koller könnte mit einer Stipvisite alle Wucht aus der Dauerfragerei der ergebnis- und schlagzeilenfixierten Journaille nehmen. Tut er aber nicht. Sondern bleibt weiter bei seiner Nibelungentreue zu Robert Almer, der weiterhin die Bank in Düsseldorf wärmt, null Spielpraxis kriegt.

... den wird ihm die Lebenspraxis aber nicht gewähren

Es ist nur eine Frage der Zeit, es braucht nur einen Fehlgriff Almers um weiteres Ungemach loszutreten. Und die Tatsache, dass Almer der Trauzeuge von Christian Fuchs ist (vice versa) und dass Fuchs ja seit gemeinsamen Bochum-Zeiten der wichtigste Ansprechpartner von Koller und deswegen nicht zufällig Kapitän wurde, wird Koller als Packelei auf den Kopf fallen.

Darüber, dass Tormanntrainer Otto Konrad als Chef-Bandagist und potentieller Mandatar im Team Stronach natürlich Wichtigeres zu tun hat, als sich um nicht ganz so tagtäglich beobachtbare Keeper zu kümmern, und dass der ÖFB kein Problem mit der Doppelbeschäftigung eines seiner wichtigsten Spartentrainer hat, will ich in diesem Zusammenhang gar nicht erst länger nachdenken.

Manninger hat im Team keine Lobby (hatte er, ebenso wie etwa Andreras Ibertsberger, der jetzt in Duisburg untergekommene, gern als Sündenbock für alles mögliche hergenommene, eh nie): das reicht aber nicht um sich des Problems zu entledigen. Da hülfe nur ein kommunikativer Akt.
Der fällt Koller seltsamerweise unendlich schwer. Nur weil er sich vorgenommen hat, seine Zeit 2013 nicht mit derlei Aufreibendem zu verschwenden? Ist eine gute Arbeits-These, aber: die Management-Praxis zeigt, dass Krisenherde auch dann, wenn man seine volle Bootsmannschaft beinander hat, sofortiger Löschung bedürfen, ehe sie so anstrengend werden, dass sie die Abläufe beeinflussen.

Soweit zum Geraune um Manninger.
Jetzt zum Geraunze.

Keine Maßnahmen auf der rechten Abwehrseite...

Das betrifft eine kleine Seitenbemerkung bei der Kader-Bekanntgabe vor einer Woche. György Garics, so erzählte Koller, sei eventuell nicht hunderprozentig fit. Mit Florian Klein sei ein ideales Back-Up da, aber falls Garics ausfallen sollte, müsste er schon nachjustieren.
Ich habe nach dieser Aussage auf die Abruf-Liste geschaut und kein Indiz für diese Ansage vorgefunden: da sind Innen- und Linksverteidiger drauf, aber keiner der rechts spielen kann.

So etwas erregt meinen Argwohn: öffentlich sein Bewusstsein für eine Problemstelle zu erklären, aber dann keinerlei Maßnahme setzen. Und gerade im Fall der Außenverteidiger befindet sich der ÖFB auf bereits vielfach verbrannter Erde. Ja, durch einen schönen Zufall der Geschichte muss man sich für die linke Seite keine Sorgen machen: Fuchs schwebt auf Wolke 7, Suttner direkt daneben und als Luxus-Alternative gibt es auch noch das göttliche Kind Alaba.

... machen sie zum besten Freund der gegnerischen Scouts

Rechts hingegen ist seit vielen Jahren außer Baustelle nur Baustelle. Wenn Garics verletzt ist oder schwächelt (was beides nicht wenig oft der Fall ist) dann kommt der Standfest-Gedächtniseinsatz.

Auch im U21-Kader steht da nur Patrick Farkas (der gut, aber noch nicht so weit ist) zu Buche. Und alle ÖFB-Coaches (egal ab A-Team oder Junioren) schnitzen sich lieber ihre kurzfristig hingetrimmten Außenverteidiger alter Schlachtordnung anstatt Akteure mit den angeborenen Flügel-Skills zu fördern um den dringend nötigen Modernisierungs-Schub dieser zentralen Aufbau-Position auf Schiene zu setzen.

Jeder Gegner-Scout, jeder Spielerbeobachter, der Österreich auf seiner Auftrags-Landkarte hat, wird seinen Chefcoach darauf hinweisen, dass das ÖFB-Team genau dort seine Schwachstelle hat: auf der Rechtsverteidiger-Position. Einige Gegner in der letzten Qualifikation haben das auch bereits spielentscheidend genützt.

Sorry for raunzing: aber in diesem Licht ist mir das, was Koller zum Thema zu sagen hat, und vor allem, das was er zur Verbesserung unternimmt, zu wenig. Und ein Blick auf den U21-Teamkader zeigt mir, dass auch für die Zukunft nichts geplant oder koordiniert ist.

Immerhin: die Nichtraunzer-Zone ist riesengroß

Ansonsten läuft eh vieles richtig.
Auf die Karte Weimann zu setzen: sinnvoll und gutbegründet.
Auf Marc Janko zu vertrauen - auch angesichts des populistischen Gegenwinds völlig nachvollziehbar.
Die mittlerweile wirklich vielen, immer mehr auch gut oder gar stammspielenden Akteure aus den wirklich guten Ligen immer stärker in die Verantwortung zu nehmen; auf handverlesene Ergänzungsspieler aus der wackeligen heimischen Bundesliga zu vertrauen ist/war in der Mischung die völlig richtige Entscheidung.

Es sind nur Kleinigkeiten, die vor dem Testspiel in Swansea (das das sicher mitentscheidende Match vom 26. 3. in Dublin simulieren soll) nicht stimmig sind. Kleinigkeiten, die aber so eine Qualifikations-Campaign miteintscheiden können.

Und noch ein PS zur U21-EM-Qualifikation

Eine andere Kleinigkeit kann der Umgang mit der terminmäßig natürlich wieder an den Spieldaten des A-Teams orientieren U21-EM-Qualifikation werden. Die geht zwar erst im Herbst los und zieht sich bis in den Herbst 2014, sollte aber nach den dürren Jahren der Vorgängerschaft mehr Erfolg zeitigen, was sich nur durch extensivere Beachtung machen lässt. Schließlich geht es dabei auch um die Olympia-Qualifikation für Rio 2016, also die Chance, eine womöglich (noch) nicht erreichbare WM 2014 zu kompensieren.

In den Fällen Sabitzer oder Holzhauser (vom Juniorenteammuffel Hinteregger sehe ich sowieso ab) droht da Überschneidungs-Gefahr; und angesichts des durch seine ungewöhnliche Machtbefugnis als kleinen Gegenherrscher aufgebauten Werner Gregoritsch steht immer auch eine Rute im Fenster; eine laute, steirische, die zeigt, dass sich seit Schwarzeneggers Jugendzeiten nicht viel geändert hat, im Umgang mit den Jungen.