Erstellt am: 29. 1. 2013 - 12:12 Uhr
Afrikacup-Journal '13. Eintrag 11.
Das ist das gewohnte Special innerhalb des Fußball-Journals diesen Jahres: die Begleitung zum Afrika-Cup, der drittgrößten Kontinental-Meisterschaft des Planeten.
Das Journal '13 wird heuer thematisch wohl die Versprechungen in meinem Twitter-Profil einlösen: "Martin Blumenau, Chief Coordinator bei Radio FM4, Moderator, Autor und Blogger zu den Themen Jugendkultur, Demokratie- und Medienpolitik, Musik und Fußball.
Ich hätte mir gestern nachmittag durchaus gut vorstellen können, dass mein heutiges Thema eine neue afrikanische Schule wäre, die sich gegen die vor ihr stehende Old School durchgesetzt hatte.
Ist nicht so.
Und das durchaus verdient und begründet.
Denn der interessante und womöglich sogar regionale Fußball, den die Mannschaft der Dem.-Rep. Kongo beim Afrika-Cup vorgeführt hat, reichte nur für drei Unentschieden. Und damit ist man heuer schon in der Vorrunde raus (davon kann Team Marokko ja bereits ein Klagelied singen).
Die Alte Schule, in Gestalt des über Jahre stabilen, quasi alteingessenen Team Mali, hat dem Anrennen standgehalten. Auch weil das Anrennen nicht so heftig war, wie ich es (quasi per Potential-Analyse) sehen hätte wollen.
Aber der Reihe nach: Da im Parallelspiel nie ein echter Zweifel am Sieg von Co-Top-Favorit Ghana gegen das durchaus brave, aber schlussendlich limitierte Team des Niger bestand (immerhin 50% meiner projizierten Sichtweise hat also gehalten), war klar, dass DR Kongo und Mali den zweiten Viertelfinalisten im direkten Aufeinandertreffen ausspielen würden. Wobei der Mannschaft um den wieder einmal omnipräsenten Seydou Keita ein Remis genügte.
Deshalb hatte Claude Leroy das DRC-Team noch offensiver aufgestellt. Dachte er zumindest. Auf das bisherige 4-1-3-2 folgte nämlich ein 4-1-2-3. Nur: Eine nominelle Spitze mehr bedeutet nicht automatisch mehr Effektivität nach vorne. Zumal mit den bisher auffälligen Umrührern Mputu und Kabangu auch noch zwei Akteure (ohne Not) fehlten. Immerhin schaffte es der einzige echte Neue (der neben Makiadi im offensiven Mittelfeld aufgebotene Diba) nach 28 Sekunden einen Elfer herauszuholen (wobei Kapitän Mulumbu schon nach 20 Sekunden an die Stange geschossen hatte) - trotzdem konnte weder die dadurch errreichte Führung durch den mächtigen Mbokani (von Anderlecht) noch das neue System Ruhe, Gelassenheit und die dann gern folgende Überlegenheit ins kongolesische Spiel bringen.
Im Gegenteil, Team Mali (zum drittenmal im 4-3-3, aber ebenso zum drittenmal mit leicht verschobenen Positionen der drei zentralen Mittelfeldspieler rund um Keita) holte sich das Zepter und glich nach nicht einmal 15 Minuten aus. Danach gab man die Kontrolle über das Match nur noch minutenweise ab, da konnte sich LeRoy, da konnten sich Lumumbu, der gestern erstmals schwache Makiadi und Mbokani auf den Kopf stellen.
Und auch die Umstellung auf noch einmal was Neues, ein 4-2-3-1 in Halbzeit zwei, nützte nichts. Einwechselspieler Mputu agierte zu sehr hinter, als wie bislang neben Mbokani; Makiadi spielte plötzlich eher neben als wie bislang vor Mulumbu - und das, was bislang immerhin zu zwei guten Leistungen (vor allem das 2:2 gegen Ghana war wirklich schön anzusehen) langte, wurde zu einem höchst ineffektiven, im Ansatz steckenbleibenden Anrennen. Bis auf einen einzigen Mulumbu-Weitschuss kam von Dr. Kongo gar nichts.
Und wenn sich die Neue Schule (die sich vor allem durch die neue, deutlich offensivere Rolle der zentralen Mittelfeldspieler auszeichnet) zu wenig anstrengt, dann hat es die Old School leichter. Patrick Couteron hatte diesmal nicht nur das Mittelfeld (d.h. die Jobs von Keita und Sissoko, sowie den Neuen, Samba Sow) frisch sortiert, sondern auch den Angriff komplett erneuert. Das war aber keineswegs spielentscheidend (erst als der Neuner, Cheik Diabate von Bordeaux wieder reinkam, gab es echte Gefahr und Stangenschüsse) - es waren vielmehr die Kontroll-Skills der Defensive und der Zentrale, die den Kongo klar aufhielten.
So hat letztlich der überaus glückliche Last-Minute-Sieg von Mali in Runde 1 (gegen den glücklosen Niger) den Aufstieg gebracht, und den Ruf der Mannschaft als trockene Minimalistentruppe ohne großen Glanz wieder einmal bestätigt.
Für den Kongo (DR), der ebenso wie Ghana, Cap Vert, teilweise Nigeria, Südafrika, zeitweise Marokko und die Elfernbeinküste den neuen Stil spielt, war es vielleicht noch zu früh.
Das ghanesische Team hatte kein Problem sein diesbezügliches Können zu zeigen: vor allem Emmanuel Agyeman Badu ist ein Achter allererster Klasse, Nebenmann Rabiu ebenso ein Kreativnik. Annan und Derek Boateng, die Sechser alter Schule sitzen bei James Appiah nur auf der Bank. Denn trotz des Fehlens des bisher herausragenden Wasaku (der zuletzt auch die meisten Standards bediente) ist das diesjährige Team Ghana eine durchaus gut zusammengewachsene Einheit, wie immer paart sich hier jugendlicher Leichtsinn (Atsu, Adomah) mit ungesichertem Altersrisiko (Gyan, Paintsil). Eine schöne Mixtur, der Gernot Rohrs Niger nie etwas entgegensetzen konnte.
Dort spielt man ein 4-3-3 im Stil des Mali, aber ohne die Klasse im Mittelfeld - die existiert einzig vorne: Kapitän Maaza, der aktuell vereinslose Modibo und später Boubacar sind ausgezeichnete Wühler, Tempogegenstoßer und Aufbereiter. Sie haben Team Niger zum ersten Punkt beim Afrika-Cup geführt, ein Tor gelang ihnen diesmal leider nicht.
Mali hat sich fürs Viertelfinale gegen Südafrika, den Gastgeber qualifiziert. Mali gilt als eminente Party-Spaßbremse: beim letzten CAN kickten sie den damaligen Gastgeber Gabon im Elferschießen raus, unfreundlich und humorlos.
In seinem K.O.-Spiel wird es Ghana mit dem Team der Kapverden zu tun bekommen: das ist die taktisch größtmögliche Herausforderung für jede Mannschaft. Es bedeutet aber auch, dass zumindest eine New-School-Mannschaft fix im Halbfinale des Turniers steht.