Erstellt am: 28. 1. 2013 - 22:31 Uhr
Royaler Rücktritt
Die niederländische Königin Beatrix I. ist von ihrem Amt zurückgetreten. Nach über 33 Jahren und via Fernsehen. Regieren sollen ab April ihr Sohn Willem-Alexander und seine Frau Maxima; ein Zustand von dem Prince Charles und Camilla in Großbritannien nur träumen können.
Sofort fällt mir das Meme der Duracell Queen ein, welches anschaulich zeigt, dass Monarchen_innen (nicht nur in England) eigentlich ja nicht so gerne zurücktreten.
Offizielle Website des niederländischen Königshauses: Klick!
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Abdankung als Tradition
Royale Herrscher_innen geben Ämter und Würden meistens nur dann auf, wenn sie müssen, weil sie gestürzt werden, oder wenn der natürliche Lauf der Dinge zu Tragen kommt. Der Schritt, das Zepter zu Lebzeiten weiterzureichen, wird nicht vielerorts praktiziert, sehr wohl aber in den Niederlanden. Schon Beatrix hat den Thron ihrer eigenen Mutter Juliana zu verdanken, die 1980 die Macht an sie übergeben hat. Am 30. April des selben Jahres wurde Beatrix gekrönt und ist nun seit dreiunddreißig Jahren das Staatsoberhaupt der Niederlande.
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Der heutige Beschluss abzudanken wirkt daher tradtitionsbewusst (die Thronübergabe soll am 30. April stattfinden, also genau am Tag ihres Thronjubiläums) und auf den ersten Blick schon fast modern - vor allem mit Blick auf andere Königshäuser dieser Welt. „Ich danke nicht deshalb ab, weil das Amt mir zu schwer fallen würde, sondern aus der Überzeugung heraus dass die Verantwortung für unser Land jetzt in den Händen einer neuen Generation liegen muss.“, sagte Königin Beatrix in ihrer Ansprache. Jedoch muss und darf man sich auch fragen, warum Beatrix sich erst im Alter von 75 Jahren (am Donnerstag ist ihr Geburtstag) dazu entschieden hat.
Wer niederländisch spricht, ist klar im Vorteil.
Monarchie abschaffen?
Was immer es auch sein mag, was Beatrix ausgerechnet jetzt zu diesem Schritt bewogen hat: Für viele kommt der Rücktritt zu spät und Monarchie-Gegner_innen richten sowieso die Fäuste 'gen Himmel, da sie sich am liebsten die Abdankung der ganzen Familie Oranje-Nassau gewünscht hätten.
Vordergründig scheint das auch gerechtfertigt: So eine royale Familie kostet dem_der Steuerzahler_in Geld (wenn auch nicht ganz so viel wie oft zur Polarisierung angeführt wird), und den demokratischen Werten im Staate zum Trotz wird durch die Königsfamilie die Obrigkeitshörigkeit einer archaischen Vergangenheit repräsentiert. Dass die Nachfolge am Thron durch Blutsverwandtschaft und nicht durch eine Wahl geregelt wird, liegt zwar in einer Monarchie in der Natur der Sache, wird vielerorts aber dann doch als rückständig und altertümlich angesehen.
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Dennoch ist die Monarchie für die Niederlande auch ein wichtiger Faktor geblieben. Auch wenn das königliche Staatsoberhaupt (das in den Niederlanden ein Mitglied der Regierung ist) seit kurzem noch weniger in der Politik zu sagen hat, ist es doch die Repräsentation nach außen, die von der royalen Familie verlangt und (so sagen viele Befürworter_innen) auch gebraucht wird.
Wirtschaftlicher Vorteil?
Pro Monarchie spräche - so die Monarchisten_innen, dass der Tourismus eines Landes schon durch die bloße Existenz einer monarchistischen Herrschaftsform ordentlichen Antrieb bekomme. Wird dann hin und wieder geheiratet, abgedankt und neu angelobt, freut sich das ganze Land über den wirtschaftlichen Segen durch den Verkauf von Merchandise und natürlich die Zaungäste_gästinnen, die hinfliegen um beim jeweiligen Anlass persönlich dabei sein zu können.
Gleichzeitig hat die Repräsentationsrolle auch ihre vermeintlich schlechten Seiten: Benimmt sich ein Mitglied der königlichen Familie nämlich daneben, sinkt auch die Zahl der Monarchie-Begeisterten wieder, gleichzeitig steigt dann aber der Gossip-Faktor und die (Boulevard-)Presse freut sich über einen guten Absatz.
EPA
Tot ziens, Beatrix!
Ob nun pro oder kontra Monarchie, die Ära der Königin Beatrix I. ist vorbei und wir entlassen sie in die Pension.
Es bleibt abzuwarten, wie sich der neue König Willelm IV. so macht und wer als nächste_r Monarch_in den Platz freiwillig räumt. So viel scheint sicher: Queen Elizabeth II. ist es nicht.