Erstellt am: 26. 1. 2013 - 13:08 Uhr
Dust 514
Das isländische Entwicklerstudio CCP hat bisher nur ein einziges Spiel veröffentlicht – das aber läuft schon seit zehn Jahren und ist höchst ungewöhnlich. Die Rede ist von EVE Online, einem Weltraum-MMORPG, das den Spielern extrem viele Freiheiten lässt, über die Jahre konstant besser geworden ist und dessen Fangemeinde deshalb stetig wächst. Jetzt hat CCP ein zweites Spiel entwickelt: Der Online-First-Person-Shooter Dust 514 spielt auf den Oberflächen jener Planeten, an denen man in EVE bisher nur vorbeigeflogen ist. Das Besondere dabei: Das Geschehen auf den Planeten von Dust 514 ist live mit dem Geschehen im Weltraum von EVE verknüpft.
CCP
Der Schmerz virtueller Verluste
Der Reiz von EVE liegt in seinem Sandbox-Charakter: Zigtausende Spieler fliegen durch den Weltraum, handeln, forschen, intrigieren, und die Aktionen eines einzelnen können jeden anderen Spieler in der riesigen Galaxie beeinflussen. Vife Spieler gewinnen wirtschaftlichen oder politischen Einfluss auf ganze Sonnensysteme oder Sternencluster, und manchmal eskaliert der Wettbewerb um Rohstoffe und Macht zum Krieg. Wenn man in EVE Raumschiffe oder eine Sternenbasis verliert, deren Aufbau vielleicht Tage oder gar Wochen gedauert hat, dann schmerzt das. Wie in keinem anderen Onlinegame tun Verluste in EVE deshalb weh, weil die virtuellen Assets im Spiel so hart verdient werden müssen. Und genau dasselbe haben diese Sadisten von CCP jetzt auch mit Dust 514 vor. Producer Thomas Farrer: "Everyone you are deploying onto the battlefield you own, you bought, you took ownership of. So there is actually a greater sense of loss. It’s not just some vanilla tank that’s spawning out of nowhere that’s getting destroyed – it’s yours. You’re invested. You fought hard to take control of a planet. You either conquered the infrastructure that’s there, or you invested together with your corp mates and built it. So when somebody comes to try and take it away from you, it matters".
CCP
Dust und EVE sind sowohl hinsichtlich dieser von Farrer beschriebenen Philosophie verbunden, als auch in Sachen Live-Action und Strategie: Ein Pilot im Rollenspiel EVE beauftragt die Spieler des First-Person-Shooters Dust 514, eine bestimmte Region auf einem Planeten einzunehmen. Die Dust-Kämpfer wiederum können die Raumschiffe des EVE-Piloten für Air Strikes anfordern. All das, obwohl seitens der Spieler die beiden Games auf verschiedener Hardware laufen, denn EVE wird am PC, Dust aber auf der Playstation 3 gespielt. Eine technische wie spielerische Meisterleistung: "In Dust you are working for the EVE corporations that are interstellar", erklärt Richard Dimond, Art Director von Dust. "Corporations that have massive space stations and gigantic spaceships in orbit. They need ressources and things down on the planet. Those assets are what you fight over in Dust 514". In grafischer Hinsicht ist das Spiel so düster wie man es bereits von EVE Online gewohnt ist. Die Technik sieht furchterregend aus, die Grundstimmung ist apokalyptisch. Viele kleine Elemente erinnern an EVE, zum Beispiel Sounds und Buttons - so fühlt sich ein EVE-Spieler schnell zu Hause.
CCP
Persistant World
Eine hohe Lernkurve hat Dust 541 allerdings trotzdem, denn es gibt tausende Varianten, sich mit Technikschnickschnack auszustatten – EVE-Spieler kennen das. Entsprechend deep ist aber das Gameplay: Spieler können die Planeten in Dust mit Strukturen modifizieren, die dauerhaft bestehen bleiben – bis sie eine andere Gruppe von Spielern zerstört oder erobert. Dieses Prinzip einer persistenten Welt war Creative Director Alti Mar Sveinsson besonders wichtig: "We set the direction of creating a true MMOFPS on the Playstation, connecting it in real time with EVE Online, following the tradition of true Sandbox gameplay, and allowing players to create their own social institutions."
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Free To Play
Die Idee, ein Multiplayer-Onlinerollenspiel mit einem Multiplayer-Shooter zu verknüpfen, ist spannend. Leider hat sich CCP entschieden, Dust 541 als Free-To-Play-Game zu vertreiben, dafür aber für Gegenstände im Spiel reales Geld zu verlangen. Das öffnet die lange befürchtete "Pay-To-Win"-Hintertür zu EVE Online. Entsprechend skeptisch ist die Community, denn bisher war gerade EVE Online von wohlfeiler Balance und Chancengleichheit geprägt. Ein interessantes Experiment ist die Verknüpfung zweier verschiedener Genres und Hardware-Plattformen jedoch allemal.