Erstellt am: 20. 1. 2013 - 11:31 Uhr
Afrikacup-Journal '13. Eintrag 2.
Das ist das übliche Special innerhalb des Fußball-Journals diesen Jahres: die Berichterstattung zum Afrika-Cup, der drittgrößten Kontinental-Meisterschaft des Planeten.
Das alles im Rahmen des Journal '13, das heuer thematisch wohl dem Twitter-Profil entspricht: "Martin Blumenau, Chief Coordinator bei Radio FM4, Moderator, Autor und Blogger zu den Themen Jugendkultur, Demokratie- und Medienpolitik, Musik und Fußball.
Gefühlte Sieger gab es einige gestern in Johannesburg: Marokko etwa, 15 Minuten lang; Angola, über die gesamte zweite Halbzeit; und natürlich die Kapverden, die ihre Strategie voll durchbrachten. Verloren hat nur der Gastgeber; das gefühlt vorvorletzte Stück Reputation.
Dass es trotzdem zweimal 0:0 ausging ist dabei von eher nebensächlichem Interesse. Deutlich interessanter war es - wieder einmal - der Bafana Bafana, der Nationalmannschaft Südafrikas, einem Team das auf einen riesigen Pool an Talent aus einer durchaus international kompetativen Liga (mit Vereinen wie den Kaizer Chiefs oder Orando Pirates) und ein paar gute Legionäre zurückgreifen kann, beim Scheitern an der kreativen Angriffbemühung per se zuzusehen.
Teamchef Gordon Igesund, so etwas wie die letzte Trainer-Zuflucht des Landes, ein Oldie mit gutem Händchen, änderte das klassische 4-4-2 der Mannschaft final in ein durchaus mutiges 4-1-2-3 und brachte den als Spielmacher gefeierten und von Ajax Amsterdam gedrafteten Serero: nützte auch nix. Phala und Tshabalala kamen über die Flügel nie so recht durch, Parker und Majoro kamen vorne nie zur Geltung, auch wenn sich Letsholonyane von Box zu Box mühte.
Platini ist der neue Platini. Und Südafrika bleibt Südafrika
Schuld war der brillante Matchplan von Luca Antunes, dem Coach des Gegners, Mourinho-Fan und gewiefter Taktiker. Er stellte seine portugiesisch gesprägten Kapverdianer in einem sehr gewagten 4-3-3 auf, und schaffte es so gleichzeitig Flügel und Zentrum des Gegners zu lähmen.
Zentraler Faktor in seiner No-Name-Truppe: ein Herr Soares mit dem Künstlernamen Platini, der tatsächlich eine ähnliche Rolle wie der jetztige UEFA-Boss zu seiner aktiven Zeit spielte: ein Zehner, der zugleich eine hängende Spitze ist - der torgefährliche Platini war der Messi seiner Tage.
Der kapverdische Platini (der somit implizit Revanche für 2010 nahm) unterstützte die beiden Angreifer Mendes und Heldon und wurde durch eine breite, aber enorm gut verschiebende Dreier-Kette im Mittelfeld abgeschirmt. Ihre Konter fuhren die Spieler vom grünen Kap über Longpasses oder die Außenverteidiger, gesucht wurde meist der flache Paß durch die Schnittstelle der gegnerischen Abwehr. Damit war der Außenseiter deutlich chancenreicher als der Gastgeber.
Marokko schwächelt, Angola nutzt es nicht wirklich aus
Somit hätten im zweiten Spiel Angola und Marokko den Anspruch auf die Dominanz in dieser Gruppe erheben können. Taten sie aber nur partiell. Die Nordafrikaner legten los wie der Blitz, ihre Offensive versackte aber nach 15 Minuten. Die Flügelzange Amrabat-Assaidi (eine der Entdeckungen des letzten Turniers) setzte zu wenig Nachdruck in ihre Aktionen; allerdings war auch die Unterstützung nicht ausreichend. Coach Traoussi wechselte seinen nicht fitten Regie-Star Belhanda (Montpellier) in der 64. Minute ein, da blitzte ein wenig mehr auf - aber nicht genug um die in der 2. Hälfte dominanten Angolaner aufhalten zu können.
Gustavo Ferrin, vormaliger U20-Teamchef von Uruguay (eine hochuntypische Trainer-Wahl für afrikanische Verhältnisse) hatte seine Mannschaft sehr konservativ, in einem klassisch flachen 4-4-2 mit echter Doppelsechs aufgestellt, es reichte aber, um Marokkos fluides (und noch fluider erwartetes) 4-2-3-1 in Schach zu halten. Zwar vermochte El-Ahmadi, Nebenspieler von Andreas Weimann bei Astron Villa, die Rolle die zuletzt Kharja spielte (einen dominanten Achter) einzunehmen, das alleine war aber zu wenig.
Aus Gruppe A wird der Turniersieger eher nicht kommen
Angolas Hauptproblem waren die strikt hinten gebundenen Außenverteidiger und die zu zahmen Flügelspieler - erst als Gilberto an und Mateur dorthin rückte, gab es mehr Dampf. Interessant war es das ehemalige Supertalent Manucho (früher ManU, jetzt Valldolid) in der Kapitänsrolle zu sehen: da wächst jemand in die Drogba/Adebayor-Rolle hinein.
Letztlich waren die beiden Spiele nicht wegen der inexistenten Tore enttäuschend, sondern weil die beiden Big Shots ihre jeweilige Negativ-Reputation so sehr bestätigten: Südafrika als patscherte Unkreative, Marokko als launisch und gern resignierend. Siege der beiden vormaligen Kolonien Portugals hätten Pfeffer in die Konstellation gebracht, sicher. Wirklich verdient wären sie nicht unbedingt gewesen. So beginnt diese Gruppe dann einfach am Mittwoch von Neuem.