Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "At Seventeen"

Eva Umbauer

Popculture-Fan und FM4 Heartbeat-moderierende Musikjournalistin.

16. 1. 2013 - 18:20

At Seventeen

Lex ist 17, sein Traum ist es, nach London zu gehen, um beim Radio zu arbeiten. Davor versucht er noch ein Musikfestival zu veranstalten. "Love Is On Air", der Debütroman von James Mylet.

Ein 17-Jähriger Ire betreibt einen Piratensender in seiner Heimatstadt und hofft nach London zu gehen, um dort beim Radio zu arbeiten. Vorher will er aber noch zuhause in seiner kleinen Heimatstadt ein Musikfestival auf die Beine stellen. Verliebt ist Lex ebenfalls. Unsterblich, und unglücklich, eh klar. Vorerst halt. Als er seiner "Göttin", Michelle, etwas näher kommt, verblasst ihr vermeintlicher Glanz aber dann doch etwas. "Love Is On Air" heißt im englischsprachigen Original "Lex", nach dem Hauptprotagonisten dieses sehr jungen Romans, an dem aber auch die älteren Semester unter uns Gefallen finden könnten. Lex ist ein kleiner Klugscheißer, aber letztlich ein dennoch sympathisch, ein junger Mann, der das Herz am rechten Fleck hat.

"Wenn ich nach London gehe, werden die Dinge sich ändern. Aber ich werde immer noch mit Davey befreundet sein."

UK Autor James Mylet, 36

Quercus

In seinem Zimmer im elterlichen Haus - solide irische Provinzmittelklasse - betreibt Lex eine Radiostation. Sein Piratensender ist eine one man show. Manchmal helfen Freunde aus, aber sie haben nicht das Interesse oder Talent, das Lex antreibt und das seinen Wunsch, nach dem Sommer nach London zu ziehen und dort bei einem professionellen Radiosender zu arbeiten, immer größer werden lässt.

"Ich hasse die Manic Street Preachers. Ich weiß nicht genau, wieso, aber ich glaube, es liegt hauptsächlich daran, das sie scheiße sind und dass James Dean Bradfield ein Arschloch ist; bisher sind das alle Indizien, die ich habe. Bedauerlicherweise ist "Motorcycle Emptiness" ein hervorragender Song, aber ich lasse mich davon nicht beeinflussen."

Ok, Lex hasst die Manics, diese vielverehrten walisischen Britpop-Rocker, und er kann auch Bono nicht leiden, den Sänger des irischen Musiknationalheiligtums U2. Welche Musik mag Lex? Zum Beispiel alten Reggae. Die Band Toots And The Maytals. Und genau diese Legende will er als Headliner buchen für ein Festival, das in seiner kleinen Heimatstadt Cliften in Connemara stattfinden soll, bevor er dann nach London geht, um zu studieren, und natürlich, um Radio zu machen, oder im Musikgeschäft Fuß zu fassen, etwa im Bereich des Konzertveranstaltens.

Buchcover "Lex" der englischen Ausgabe

Quercus

"Falls ich dieses Festival vergeige, werde ich immer der Typ sein, der das Festival vergeigt hat, es sei denn, ich schaffe es, etwas noch Tragischeres hinzukriegen."

Das Festival wird, trotz der respektablen fast schon professionellen Organisation von Lex dann doch nichts. Davey ist Schuld. Davey ist eine Art "Underdog". Vom Glück nicht verfolgt - seine Mutter erkrankt schwer und ist dem Tod geweiht - lernt der aus ärmlichen Verhältnissen kommende Davey Koch im einzigen Hotel der Stadt. Davey ist ein Freund von Lex, auch wenn die beiden einen unterschiedlichen familiären Background haben, aber wird die Freundschaft tatsächlich weiterbestehen wenn Lex Irland verlässt?

At Seventeen

"Love Is On Air" ist ein entzückendes Buch - auch wenn der britische Guardian über James Mylet sagt, "Not as funny and clever as he thinks he is." - das in den Kopf reingeht und wie Honig die Kehle runter. James Mylet versetzt den oder die eineN oder andereN unter uns zurück in die Aufbruchstimmung des jungen Menschen, der voller Überzeugung vom Land in die große Stadt geht, um seinen Traum zu verwirklichen. James Mylet vergisst dabei in seinem Roman auf beinahe nichts, was nicht Thema unserer Zeit sein könnte: Die Mutter von Lex ist wehmütig, weil ihr Kind erwachsen wird, weil sie keinen Beruf ausübt, stattdessen eine Familie gründete. Jetzt arbeitet sie wieder ein wenig, als Aushilfe im hübschen kleinen Bäckereigeschäft des Städtchens, um etwas aus dem Haus zu kommen; Oder Mutter gönnt sich einen Tag ohne Mann und die drei Kids, in einem schönen Hotel in der nächsten größeren Stadt. Lex nutzt die Zeit an diesem Tag, um dort ein Plattengeschäft aufzusuchen.

Buch "Love Is On Air" Cover (James Mylet, UK, Deutschland)

S.Fischer

“Love Is On Air” ist – übersetzt von T.A. Wegberg – im S. Fischer Verlag erschienen. Das englischsprachige Original „Lex“ wurde 2011 von Quercus in London veröffentlicht.

"Ich werd mich mal mit den Rolling Stones beschäftigen; von denen hab ich bisher noch nicht wirklich viel gehört. Ich kaufe "Exile On Main Street" für 13 Euro. Es widerstrebt mir irgendwie, heutzutage noch physische Tonträger zu kaufen; 95 Prozent meiner Musik ist online, und das meiste habe ich kostenlos gerippt, aber ich mag die Läden und wollte was kaufen und dass sie auch sehen, dass ich was kaufe."

In einem Interview für den englischen Verlag Quercus Books, wo "Love Is On Air" in der Originalausgabe erschien, wird James Mylet gefragt, ob er seinen Helden Lex mag, und ob dieser wie er sei? "Yes and no", sagt der Autor:

"Like anyone you spend an awful lot of time with, it´s easy to finding them annoying. He is selfish, which is not appealing, but like many people his age, he is filled with confidence, stupidity, genius and doubt, and that I think is what makes him quite interesting.
He is not really like me at all, I didn´t want to write a character that was just a cooler version of how you wished you had been at that age, as so many writers do that. I also didn´t want to write the misunderstood outsider either, as that is another well-worn route."

Wie wird es Lex wohl in London ergehen? James Mylet schreibt gerade an einer Fortsetzung zu "Love Is On Air".