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Anna Masoner

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Erkundet als digitale Migrantin Vorzüge und Abgründe der Informationsgesellschaft

11. 1. 2013 - 16:22

Ein Mini-Computer zum Mikropreis

In einschlägigen Computerbastler- und Hackerkreisen sorgt Raspberry Pi schon seit Monaten für Furore. Für die Entwickler kam der enorme Erfolg des Schmalspurrechners völlig unerwartet.

Eine Million Mal ging die kreditkartengroße Computerplatine bereits über den virtuellen Ladentisch. Die Leiterplatte besitzt allerdings alle wichtigen Anschlüsse, um als waschechter Rechner durchzugehen. Sie hört auf den klangvollen Namen Raspberry Pi und sollte ursprünglich Schülern in Großbritannien das Programmieren schmackhaft machen, erzählt Eben Upton.

Raspberry Pi

CC wikipedia.de User: Jwrodgers

Der englische Computerwissenschaftler wollte ursprünglich gemeinsam mit ein paar Kollegen etwas gegen den schwindenden Nachwuchs unternehmen. Denn in Großbritannien und den USA gibt es seit ein paar Jahren immer weniger Informatikstudenten. Und die wenigsten Anfänger könnten programmieren. Upton erinnerte sich an seine Zeit als Jugendlicher in den 1980er Jahren, als er auf C64 und anderen Rechnern das Interesse für das Programmieren entdeckte. So entstand die Idee, einen billigen (er kostet ca. 30 Euro) und robusten Computer zu bauen, mit dem Schüler experimentieren und sich so ganz nebenbei Programmierkenntnisse aneignen können.

Vor allem für Bastler interessant

Als Direktor der Raspberry Pi Foundation mit Sitz in Cambridge bringt Eben Upton neben den billigen Computern auch freie Lehrbücher für Lehrer und Schüler heraus. Doch nur ein kleiner Teil der Minicomputer, einige 10.000, sind mittlerweile in Schulen im Einsatz.

"Vor fast einem Jahr kam der Minicomputer auf den Markt und schon am ersten Tag verkauften sich 100.000 Stück", so der Computerwissenschaftler. Doch nicht Schuldirektoren oder Eltern reißen sich um die Minirechner, sondern Eletronikbastler aus aller Welt. Der Raspberry Pi wird etwa mit einer speziellen Software zum äußerst billigen Medienplayer fürs Wohnzimmer, der Internetradio spielt oder Videos streamt.

Als Anfänger ganz ohne Vorkenntnisse wird man den Raspberry Pi nicht zum Laufen bringen. Mit ein wenig Geduld und Liebe zum Basteln sollte es aber klappen. Fortgeschrittene setzen ihn schließlich für außergewöhnliche Zwecke ein: So hat ein englischer Bastler einen mit einer Kamera ausgestatteten Raspberry Pi mit einem Ballon in die Stratosphäre geschickt, damit er Bilder von der Erde liefert.

Erfinder Eben Upton

CC flickr.com/poptech/

Kameramodul geplant

Die enorme Nachfrage nach dem billigen Rechner hat das Team am Anfang total überrascht, sagt Eben Upton. "10.000 verkaufte Exemplare war das Maximum, das wir uns vorstellen konnten".

Mittlerweile gibt es so viele tolle Projekte, dass er sie gar nicht mehr alle auf seinem Blog unterbringen könne, meint Upton. Für dieses Jahr hat sich die Stiftung vorgenommen, sich wieder mehr auf ihren Hauptzweck zu besinnen, also Kids das Programmieren beizubringen. Trotzdem hat das Team vor kurzem den Prototyp für ein Kameramodul vorgestellt, das an den Raspberry Pi angeschlossen werden kann. Um sicherzugehen, dass es keine unerlaubten elektromagnetischen Wellen aussendet, muss das Modul noch in einem Labor getestet werden, bevor es in Produktion geht. Spätestens dann muss die Raspberry Pi Foundation wohl einen weiteren Blog eröffnen.