Erstellt am: 22. 1. 2013 - 06:00 Uhr
Das Ottakringding
Labor Leben - Eine Versuchsreihe. Jeden Dienstag auf FM4 und im Interview Podcast.
In unserer Sendereihe Labor Leben portätieren wir Menschen und deren ungewöhnliche Selbstversuche. Jede Woche stellen wir außergewöhnliche Projekte vor - zum Beispiel das Vorhaben, keinen Zucker zu essen oder darauf zu verzichten die Beine zu rasieren.
Ihr kennt doch sicher dieses Spiel: EineR fängt mit einem ersten Satz eine Geschichte an und dann wird die Geschichte reihum von verschiedensten Personen weitererzählt und weitergesponnen mit vielen oft skurrilen oder überraschenden Wendungen.
Johanna Müller
So ähnlich wie dieses Spiel funktioniert auch das Ottakringding - ein partizipatorisches Kunstprojekt. Nur, dass ein ganzer Bezirk mitspielt und die Leute, die ihren Teil zur Geschichte beitragen, einander wahrscheinlich nicht kennen. Ausgedacht hat sich das ganze Johanna Müller, eine 24-jährige Studentin der Sprachkunst. "Ich bin mit der Idee losgegangen, dass ich Leute, die sich untereinander nicht kennen, verbinden will. Ich hab mir gedacht: Ottakring ist ein großes Gebiet und ich geh einfach rein und hole mir die Leute von der Straße. Ich bin in Cafés, Parks und Geschäfte gegangen und hab die angesprochen. Mittlerweile finde ich auch Leute übers Internet oder über Flyer."
Die Vorgabe ist recht simpel: Die Geschichte handelt von einer Kuh und diese Kuh sollte in Ottakring unterwegs sein oder zumindest im Laufe der Geschichte immer wieder nach Ottakring zurückkehren. Die Leute, die mitmachen, sollten in Ottakring leben oder anzutreffen sein.
Verlagshaus Hernals/Franz Suess
Wer mitmachen möchte schickt bitte einfach eine Email an: kiwisch@hotmail.de
Auch potenzielle UnterstützerInnen/SponsorInnen können sich gerne via Email melden.
Auf ihrer Suche nach Geschichten über die Kuh sind Johanna viele gute, lustige, skurrile aber auch unangenehme Dinge passiert. Der erste Teilnehmer, den sie angesprochen hat, war ein Spanier, der weder deutsch noch englisch sprach. Johanna konnte auch kein spanisch - aber immerhin konnten sie sich so weit verständigen, dass er den Anfang lieferte. Auch die Mädchen vom Mädchencafé waren mit Begeisterung dabei und lieferten ziemlich verrückte Plots. "Das ist richtig schön zu sehen, wie ihnen das Spaß macht, frei sein zu dürfen und sagen zu können, was sie wollen", erzählt Johanna.
Verlagshaus Hernals/Johanna Müller
Andere haben die junge Frau, die sie bittet bei ihrem Kunstprojekt mitzumachen, wohl (absichtlich?) missverstanden. Ein Geschäftsbesitzer kommt immer wieder darauf zu sprechen, ob Johanna denn nicht Sex anbiete. Und ein Künstler, der sich auf einen Flyer hin meldet, hat wohl auch einiges missverstanden: "Der hat mir was geschickt, das war mit Schreibmaschine geschrieben, eingescannt und vieles wieder durchgestrichen. Dann hat er mir eine Rechnung geschickt: Für jeden Satz will er zwei Euro. Außerdem hat er mit ein Bild von seinem Penis geschickt! Ich wusste überhaupt nicht, wie das mit einer Kuh zusammenhängen soll… Das war schon wild!"
Johannas ursprüngliches Ziel war, einfach alleine etwas durchzuziehen und zu schauen, ob es funktioniert. Mittlerweile sind die Ziele aber schon gewachsen: Johanna hat einen Hernalser Verlag angeschrieben, dieser will die Geschichte als Buch herausbringen. Daher müssen bis Anfang März alle Zeichnungen und alle Kapitel der Geschichte fertig sein. Dann soll es noch eine Lesung und eine Ausstellung Anfang Juni geben.