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Clemens Fantur

The street is the mother of all media.

8. 1. 2013 - 15:30

James Hersey

Der austro-amerikanische Singer-Songwriter ist unsere FM4 Soundparkband des Monats Jänner.

Wenn man dem jungen austro-amerikanischen Sänger James Hersey zuhört, wie er über seine Musik, seine vergangenen und kommenden Auftritte oder seine neuesten Pläne spricht, merkt man sofort, dass dieser erst 23-jährige eine ganz klare Vorstellung von seiner Zukunft hat, und dabei trotzdem immer noch auf der Suche ist. Und genau diese Kombination aus selbstbewusster Vision und einem stets offenen Interesse am Neuen ist es, was James Hersey ausmacht.

Wer sagt, dass die Dinge so gehören, wie sie sind? Wer sagt, dass man keine Beats und Basslines unter ein Stück legen darf, das ursprünglich als reines Akustikstück gedacht war? Wer behauptet, die Kombination Singer-Songwriter mit einem Schuss Hudson Mohawk würde nie funktionieren? Und warum nicht mal seine Stimme bis zur Unkenntlichkeit nach unten und oben pitchen?

James Hersey

James Hersey traut sich, neue Wege zu gehen und Dinge auszuprobieren. Und genau das hört beim Schreiben und Produzieren der Musik nicht auf, sondern schließt auch Tätigkeiten und Überlegungen mit ein, die abseits der Arbeiten im Studio für so viele Musiker mittlerweile zum Alltag dazugehören. Bei James Hersey kommt mittlerweile alles aus einer Hand. Nämlich der seinen. Egal ob Musik, Studioproduktion oder selbst gedrehte Videos. Hier geht es ihm nicht um herrschsüchtigen Kontrollwahn, sondern vielmehr um die künstlerische Eigenständigkeit und Freiheit. Die eigentliche Kontrolle, die James Hersey haben möchte ist, auf welchem Weg und in welcher Form seine Songs beim Hörer ankommen. Deshalb hat er sich auch dazu entschieden, seine neusten Stücke unter dem Namen Twelve als Mixtape auf seiner Seite zum freien Download anzubieten. Ihm ist es lieber, die Hörer laden sich seine Songs mit einem Cover und in guter Qualität auf seiner Seite frei herunter, als irgendwo anders schlecht gerippt oder als windigen Stream. Die 10.000 Downloads am vierten Tag nach Veröffentlichung mögen ihm da Recht geben.

Twelve

Eigentlich ist es ihm egal wie man Twelve bezeichnen möchte. Egal ob Minialbum, EP oder Mixtape. Er selbst hat sich für Mixtape entschieden, weil es zwei Assoziationen zulässt. Zum einem gibt es da das klassische, selbst zusammengestellte Mixtape auf Kassette, das man jemandem schenkt, zum anderen die im Hip Hop so gebräuchliche Form des Mixtapes zum Verbreiten seiner Musik – Mitte der 90er Jahre auf dem Weg des Tapes, heute online.

Viel wichtiger ist es ihm jedoch, wie die Songs auf Twelve entstanden sind. Über die vergangenen zwölf Monate sind eine Vielzahl an Stücken geschrieben worden, hauptsächlich auf seinen Reisen, die ihn nach England aber auch für mehrere Monate in die USA gebracht haben. Deshalb gibt es bei jedem Song auf Twelve ein kleines geografisches Suffix im Songtitel, das zeigen soll, an welchem Ort der Erde das Stück geschrieben wurde. Austin in Texas, Los Angeles, New York, London und auch Wien ist da zu lesen und zeigt, wohin es James in den vergangenen zwölf Monaten getrieben hat. Aufgenommen und Produziert hat er dann alles im Alleingang hier in Wien, wo er sich zu Hause fühlt. Und das war wohl eine der wichtigsten Erkenntnisse seiner Reisen. Hier hat er sein Umfeld auf das er sowohl bauen und als auch aufbauen kann. Ein wichtiger Teil dieses Umfelds ist mit Sicherheit Leftboy, den er noch aus seiner Schulzeiten kennt Und auch wenn James und Leftboy musikalisch unterschiedlich sein mögen, teilen sie doch die Einstellung, die Dinge so machen zu wollen, wie sie es selbst möchten. Ohne großen Einfluss von außerhalb.

James Reise bleibt spannend. Wohin sie genau gehen wird, weiß er selbst noch nicht genau. Das Experiment und die Suche nach neuen Wegen wird in Zukunft jedoch bestimmt eine Konstante bei ihm bleiben. Sorgen muss er sich dabei keine machen, denn eines hat James, auf das er sich mit Sicherheit verlassen kann und das seine Basis bildet: Gut geschriebene Song. Und die funktionieren immer, egal ob auf Akustik- oder elektrischer Gitarre, mit oder ohne Drumcomputer, Live oder von Festplatte.