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Christiane Rösinger Berlin

Ist Musikerin (Lassie Singers, Britta) und Autorin. Sie schreibt aus dem Leben der Lo-Fi Boheme.

5. 1. 2013 - 10:10

Blutjung ist noch das neue Jahr

Draußen ist es trüb und grau, da bleibt man gerne drin und hängt den Gedanken nach, sinniert, was dieses 2013 in Berlin so bringen könnte.

Der grobe Berlinkalender ist ja jedes Jahr gleich: Schon im Januar lauern "Fashion Week" und "Bread and Butter"-Messe auf die Modeopfer, während die eingesessenen Berliner zur Fressmeile, der Grünen Woche strömen. Der erste popkulturelle Höhepunkt ist dann die Transmediale Ende Januar, gefolgt vom Filmfestival Berlinale im Februar.

An Ostern feiert eher die Hochkultur ihre Opern- und Klassiktage, das Wagnerjahr blüht uns schließlich auch in Berlin. Erster Tiefpunkt im Frühling dürfte dann die Echo-Verleihung sein, dann plätschert die liebliche Jahreszeit mit Theaterfestivals, dem Design-Mai und dem Revolutionären 1. Mai so da hin, im Juni boykottiert man den Karneval der Kulturen und die große CSD-Parade und treibt sich beim Transgenialen CSD herum. Danach versucht man mit verschiedenen Sommerspektakeln und Freiluftkonzerten das berühmte Berliner Sommerloch zu füllen, nicht zu vernachlässigen sind dabei die üblichen Hanf-, Bello-, Schlager-, Bier-, Fuck- und Hate-Paraden.

Umzug junger Leute

Christiane Rösinger

Fuckparade

Wenn im September auf der "Berlin Music Week" wieder einmal das Ende der Musikindustrie, wie wir sie kennen, diskutiert wird und die Internationale Funkausstellung mit angeblichen Neuheiten wirbt, das Berlin Festival und die Pyronale den Flughafen Tempelhof bespielen, weiß man, dass der Sommer 2013 vorbei ist.

Dann stehen der Kunstherbst, die Berlin Biennale, das Jazzfest und Fantasy Filmfest vor der Tür, im Dezember tagt die Tattoo Convention, glitzert das Lichtspektakel "Festival of Lights" und dann sind wir schon wieder bei den Weihnachts-Events und Silvesterfeiern.

Zwischendurch locken jede Menge spannende Messen wie die Pferdesportmesse "Hippologica", die Heimtiermesse und gleich mehrere Hochzeits- und Scheidungsmessen die Besucher an. Auch sportlich wird einiges geboten sein, erwähnt sei hier stellvertretend die Islandpferde-Weltmeisterschaft 2013 in Berlin.

Tempelhof Berlin, Rollfeld

danielfoster437 / flickr / CC BY-SA 2.0

Die Ärzte in Tempelhof

Das Konzertjahr 2013 sieht hingegen ein bisschen altbacken und mager aus: Joe Cocker, Eros Ramazzotti, Eric Clapton, Kiss, Bon Jovi kommen, Roger Waters baut seine "Wall" im Olympiastadion auf. Auch Iron Maiden, Zucchero, Peter Gabriel und Elton John beehren Berlin mit ihrem Besuch.

Gut, ein paar Jüngere sind auch dabei: Jake Bugg, das neue britische Songwriter-Wunder, kommt im März zu uns, Rihanna wird im Juli da sein, Lana del Rey und The XX haben sich auch angemeldet. Trotzdem wird 2013 das Konzertjahr der Lokalmatadoren und bei denen geht der Trend zum Mehrfachkonzert. Im August werden Die Ärzte auf dem erstmals für einen Einzelauftritt bereiteten Flugfeld Tempelhof spielen, auf das man immerhin 40.000 Leute stellen kann. Das Konzert war schnell ausverkauft, ein Nachfolgetermin ist gebucht. Mehrmals im August treten auch Seed open Air in der "Wuhlheide" auf und Element of Crime konzertieren gleich an sechs aufeinanderfolgenden Tagen im August im Kreuzberger "Lido".

Auf einen Termin kann man sich im Januar schon freuen: Tocotronic stellen ihre neue Platte im relativ kleinen "Lido" vor, dass Konzert ist natürlich längst ausverkauft, so dass sie im April noch mal die größere Columbiahalle voll machen.

Und mit diesen Aussichten kann man auch gelassen auf das neue Jahr blicken: Es wird uns vom Winterschlaf in die Frühjahrsmüdigkeit, von der Frühjahrsmmüdigkeit ins Sommerloch, vom Sommerloch in die Herbsttraurigkeit, in den Winterschlaf führen, und zwischendurch gibt es Momente, die sind gut!