Erstellt am: 20. 12. 2012 - 10:41 Uhr
Kanye West & der grausame Sommer
def jam
Wer letzten Sommer in New York war, wird bestätigen, dass es unmöglich war, dem Song "Mercy" von Kanye West, 2Chainz, Big Sean & Pusha T zu entkommen.
Das muss so sein, wenn Funkmaster Flex das sagt. Der New Yorker DJ ist bekannt dafür, Weltpremieren von Songs in seiner Radioshow auf HOT 97 zu präsentieren und mit dem Stempel "HIT" zu versehen. Das dauert zum Teil über eine Stunde und ist extrem amüsant bzw. anstrengend (je nachdem, wie sehr man Funkmaster Flex mag). Flex unterbricht die von ihm vorgestellte Single permanent, startet noch einmal von vorne, erklärt jede Zeile und unterstreicht seine Euphorie mit eingespielten Sounds von explodierenden Bomben.
Auf eines kann man sich aber verlassen: wenn Funkmaster Flex einen Song derartig pusht, dann wird man diesen Song in den Tagen und Wochen darauf aus fast jedem Autoradio und Geschäftslokal im Big Apple hören. Ich hab das persönlich 2008 mit "A Milli" von Lil Wayne erlebt, bei "Otis" von Kanye West & Jay Z war es ähnlich.
Cruel Summer
So heißt die Compilation von Kanye West und seinem Label "GOOD Music", die über Def Jam erschienen ist. Eingestiegen auf Platz 2 der US-Billboard Charts, hat "Cruel Summer" eine durchaus gute Performance hingelegt.
Zu hören sind darauf bekannte Künstler aus dem Kanye West-Umfeld: Jay Z, Pusha T, Big Sean, 2Chainz, Common und noch einige mehr.
Es geht (wie so oft) bei vielen Songs in erster Linie um die Tatsache, es von ganz unten nach oben geschafft zu haben, Geld zu verdienen, Geld auszugeben, materielle Dinge und das dekadente Leben als Luxus-Rapper. Langweilig? Ja und nein.
Good Music
Denn musikalisch ist "Cruel Summer" durchaus eine interessante Platte. Zwar fehlt ihr definitiv das Zeug zum zeitlosen Klassiker. Dafür sind einfach zu viele Rap-Parts zu belanglos und die Compilation klingt insgesamt nicht sehr homogen. Aber Songs wie "Mercy", "Clique" oder "New God Flow" (mit Ghostface Killah vom Wu-Tang Clan) haben den Sound von 2012 durchaus geprägt.
Hudson Mohawke als Gastmusiker
Beurteilt man Kanye West rein nach seiner Außenwirkung und nach dem Bild, das er medial von sich zeichnet, würde man ihn als egozentrischen, selbstverliebten Typen einschätzen, der nur seine und die Musik von Freunden hört (und sich dabei glücklich und lasziv im Spiegel anschaut).
Doch damit tut man Kanye West unrecht: denn er hat sein Ohr immer dort, wo man es nicht vermuten würde. Vor ein paar Jahren war er es, der den Hype um Peter Fox mit einem Blogposting zu dessen Video zu "Alles Neu" entfacht hat.
Und auch das Treiben des schottischen Beatbastlers Hudson Mohawke ist ihm nicht entgangen. Nachdem die beiden sich im Rahmen der SXSW-Konferenz in Austin getroffen haben, wurde Hudson Mohawke ins Produktionsteam von "Cruel Summer" geholt.
Seine Spuren hat er auf Songs wie "Mercy", "To The World" (mit R.Kelly) oder "Bliss" (mit John Legend) hinterlassen. Eine sehr interessante Zusammenarbeit, die sich sowohl für Kanye West wie auch für Hudson Mohawke positiv ausgewirkt hat. Denn spätestens jetzt sollten für ihn alle Türen im US-Musikmarkt offen sein. Und von Kollabos mit amerikanischen R&B-Stars hat Hudson Mohawke sowieso schon länger geträumt. Sein inoffizieller Remix von Tweet's "Ooops" hat schon erahnen lassen, dass das sehr gut klingen könnte.
Angeblich kommt demnächst schon der Nachfolger von "Cruel Summer" namens - dreimal dürft ihr raten - "Cruel Winter". Man darf also gespannt sein was da in naher Zukunft aus dem Hause "GOOD Music" noch so alles auf uns zukommt.