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Trishes

Beats, Breaks und Tribe Vibes - oder auch: HipHop, Soul und staubige Vinyl-Schätze.

18. 12. 2012 - 01:00

Futter für Seele, Ohren und Magen

Sven "Katmando" Christ hat mit "Soul Food" das erste deutsch-sprachige Kochbuch für die afroamerikanische Küche abgeliefert - die beigelegte CD regt den Appetit an und ist deshalb unsere "Compilation of the day".

Wenn man sich über längere Zeit mit Soul-, Funk- und HipHop-Musik im Speziellen oder afroamerikanischer Kultur im Allgemeinen beschäftigt, kommt irgendwann der Punkt, an dem man in die nächste Dimension gehen will.

Hören und sehen ist ja schön und gut, aber wie schmecken eigentlich die oft besungenen und beschriebenen grits, das cornbread oder die collard greens? Und wie bereitet man fried chicken, barbecue ribs oder popcorn shrimp so zu, wie Cee-Los Oma?

Zur Beantwortung dieser Frage konnte man bisher entweder (die faule Variante) in die Vereinigten Staaten reisen und dort eines der vielen exquisiten Restaurants aufsuchen oder (die Aktive) mithilfe von diversen Kochbüchern zuhause selbst experimentieren. Letztere Variante wurde dadurch etwas erschwert, dass einerseits die angloamerikanischen Maßeinheiten andere sind und man andererseits viele der Zutaten bei uns nicht so einfach kaufen kann.

Trikont

Der Münchner Graffitimaler, DJ, Mitbegründer des HipHop-Magazins Juice und Koch Sven "Katmando" Christ bietet jetzt eine gute Lösung für diese Dilemmas. Sein Buch Soul Food bietet nämlich europäische Abmessungen und findet auch kreative Lösungen: Weil es die Kohlsorte, die für collard greens verwendet wird, hierzulande nicht gibt, dünstet er einfach die Blätter des Kohlrabi, um denselben Effekt zu erzielen.

Sonst findet Christ aber auch jede Menge Parallelen zur bayrischen (und somit auch zu Teilen der österreichischen Küche): Denn Backhendl, Ripperl und Kuttelfleck sind zumindest verwandt. Die Soul Food Küche verarbeitet aber auch exotischere Zutaten wie Schweinehaut, -füße oder -nacken. Dies lässt sich mit ihren Wurzeln erklären: Die armen afroamerikanischen Familien in den Südstaaten der USA, in denen die meisten dieser Speisen entstanden, mussten oft mit den billigsten Fleischresten Vorlieb nehmen.

Heute ist Soul Food in den Staaten quer durch die sozialen Schichten sehr beliebt. Ein Problem dabei: Die eher kalorienreichen Gerichte wurden früher vor und nach harter körperlicher Arbeit eingenommen, heute fördern sie in Kombination mit viel Sitzen und wenig Bewegung vor allem den Wohlstandsspeck. Sven Christ empfiehlt deshalb Maß und Ziel beim Genuss der gesammelten Rezepte - und hat dem Buch zumindest einen Lösungsansatz gleich beigepackt.

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Weil Soul Food von den selben Wurzeln stammt wie Rhythm & Blues, Funk und HipHop, hat der langjährige DJ und Plattensammler auch eine CD mit den besten Liedern über das Essen zusammengestellt. Rufus Thomas, der RZA, Wendy Rene, Bo Diddley oder der Goodie Mob dürfen da ihre Lieblingsspeisen besingen und -rappen (Hörproben hier) - und wer sich während des Kochens oder nach dem Essen ein bisschen zu den Songs bewegt, hat das Gewissen zumindest ein wenig beruhigt. In diesem Sinne: Guten Appetit!