Erstellt am: 17. 12. 2012 - 01:00 Uhr
Compilation of the Day: Foals "Tapes"
Die Foals sind vielleicht eine der spannendsten Bands, die nach Radiohead und Jonquil/Chad Valley von Oxford aus die Konzertbühnen dieser Musikwelt erobern. Mit ihrem Debüt "Antidotes" mussten sie sich den "Math-Rock"-Fragen stellen bzw. irgendwann verweigern. Math-Rock ist die Musik der Foals nicht wirklich. Mathematisch vielleicht in seiner teilweise schön vertrackten komplexen Struktur aus kurz&bündigen Gitarrenriffs, die Foals Sänger Yannis Philippakis aus dem Instrument, das er in Herzhöhe trägt, hervorzupft.
ondrusova
- Compilation of the day: Foals "Tapes"
2008, als die Band mit ihrem Debütalbum unentwegt am Touren war, haben die Foals im Rahmen eines FM4 Interviews auf dem Southside Festival über die Arbeiten am zweiten Album gemeint: "It´s goin to be a heavy ambient surf rock record. We need to make a better record. With more heart and more soul. We´re not satisfied yet. It´s not about perfectionism but it´s addictive. It´s obsessive."
Entstanden ist das thematisch ziemlich durchdachte und musikalisch beeindruckende "Total Life Forever". Mit vielleicht der besten Heuler-Nummer nach Nine Inch Nails' "Hurt" nämlich "Spanish Sahara". (Und das meine ich sehr ernst.)
Im Rahmen ihrer Tourverpflichtungen waren die Foals Ende letzten Jahres unter anderem Vorband von den Red Hot Chilli Peppers. Beim Wien-Stop haben wir sie über die damals noch nicht mal begonnenen Arbeiten zu ihrem dritten Album befragt und voller Vorfreude meinte Yannis dazu: "We´re having a period of reflection. It´s important to plug yourself back into normal life. Well something more real than touring is. Otherwise I would have nothing to write about. The only rule this time will be to not have any rules. We dont consciously want to reinvent ourselves. We just want to follow intuitively where we feel like we should go. The next record is gonna sound different. I´m excited that I don´t know what it's going to sound like."
foals
Aufgenommen haben die Foals dann die Songs, die im Februar nächsten Jahres auf ihrem dritten Album "Holy Fire" erscheinen werden, in London. Die erste Single aka Teaser-Track aka Heißhunger-Song heißt "Inhaler" und ist so typisch untypisch Foals. Kreisch, Quietsch, Knallbummtschack. Die 90er machen so: "winkewinke!" Überraschen darf die verschmitzt Industrial-Dance-Pop-Rock-Soundreise der Foals nicht wirklich jemanden. Es bleibt zu hoffen, dass das Album im Februar noch mehr "Wow!" und "Warum?"-Momente zu bieten haben wird.
Denn man kann ihnen eigentlich viel mehr zutrauen an Experiment der Marke "Freak-Out", wenn man zum Beispiel die Lieblingslabels der fünf Bandmitglieder abfragt (Kompakt und Constellation. Techno und Rock! Alles geil!) oder die Lieblingsmusiken: neben dem "anglo saxon Pavarotti" aka Chad Valley, dem alltimefavourite Arthur Russell und den Fuck Buttons gesellen sich noch die Einstürzenden Neubauten dazu, der Vater (okay eigentlich Sohn) der Folk-Forschung: Alan Lomax und "Afro Sounds" (wenn man das mal so verallgemeinern darf) aus Ghana, Nigeria und Malawi im Speziellen.
k7
Für die "Tapes"-Serie des ehrwürdigen Labels K7 hat der Foals-Keyboarder und Dj Edwin Congreave, heuer ein Mixtape kompiliert, das sich hervorragend als akustische Visitenkarte der Band eignet. Das Konzept "Mixtape" ist selbsterklärend und für die Foals nostalgisch besetzt. In frühen Konzerttagen, als sich die Band selber von Venue zu Venue chauffierte haben sich die Foals mit ihren eigenen Mixtapes unterhalten und unterrichtet. "Tapes" soll diesen eklektischen Musikmix der langen Autobahnfahrten wiederspiegeln: "Delicate electronica to world music, woozy disco and new generation house."
Große Empfehlung. 74 Minuten, die man nicht bereuen wird.
k7