Erstellt am: 4. 12. 2012 - 10:49 Uhr

Seeed rollen durchs Land

Von einer Eventhalle zur nächsten: Der Seeed-Konvoi rollt durch den deutschsprachigen Raum und hält demnächst in Linz und Graz.

Auf dem Platz vor der Wiener Stadthalle ist das Gedränge groß, die Ordner in Neonwesten wirken leicht überfordert. Aus allen Richtungen strömen Menschen zu jener Location, in der sonst nur die "großen Acts" spielen: Lady Gaga, Beyoncé oder Hansi Hinterseer. Künstler, die richtige Hits in ihrem Programm haben - viele Hits. Sonst füllt man keine Hallen dieser Dimension.

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Als ich vor zwei Wochen kurzfristig entscheide, mir Seeed mit neuem Programm in der Stadthalle anzuschauen, bin ich doch überrascht über den riesigen Andrang von Fans. Hätte man mich ein paar Stunden zuvor um meine Einschätzung der Besucheranzahl gefragt, hätte ich wahrscheinlich 5000 Leute gesagt. Dass es weit mehr als 12 000 werden sollten, hielt ich für unmöglich. Doch Seeed sind heute offensichtlich wesentlich größer, als ich dachte.

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Der Peter Fox-Turbo-Boost

Seeed haben vor kurzem ein neues Album veröffentlicht. Das präsentieren sie im Rahmen ihrer aktuellen Tour. Davor waren sie mehrere Jahre in "Bandpause". Nach jahrelangem Touren und Platten veröffentlichen war eine Ruhephase dringend nötig. Die einen nutzten diesen Break, um mehr Zeit mit ihren Familien zu verbringen, andere widmeten sich neuen Projekten oder einer Solo-Karriere.

Bei Demba lief das mit Boundzound ok, war aber im Vergleich zu Seeed ein Abstieg im Sinne des kommerziellen Erfolgs. Er spielte wieder in den kleineren Locations und vor wesentlich weniger Menschen. Ebensowenig konnte Dellé mit seinem Solo-Projekt an Seeed-Erfolge anknüpfen. Bei Peter Fox war das anders.

Mit "Stadtaffe" hat Peter Fox alias Enuff alias Pierre Baigorry eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Platten der letzten Jahre veröffentlicht. Songs wie "Alles Neu", "Schwarz zu Blau", "Haus am See" oder "Stadtaffe" sind Hits, auf die sich Kanye West, alte Seeed-Fans und auch deren Eltern einigen können. Peter Fox wurde ein Popstar. Die berühmte Wuhlheide in Berlin-Köpenick hat er mehrmals hintereinander alleine ausverkauft. Und vom geliebten Kreuzberg musste er wegziehen, weil er sich nicht mehr auf der Straße fortbewegen konnte, ohne angequatscht zu werden.

Nach mehreren Tourneen und Festival-Saisonen hat Peter Fox dann angekündigt, keine Solo-Shows mehr zu spielen. Nicht, weil das Publikum weniger wurde - ganz im Gegenteil, der Rummel um seine Person wurde zu viel. Und davon profitieren Seeed jetzt. Ihre eigene, riesengroße Fanbase wurde um die neuen Peter Fox-Fans erweitert, darum spielen sie jetzt in Sporthallen, Arenen und Stadien.

Seeed rides again

Vor kurzem wurde das lang ersehnte neue Album von Seeed veröffentlicht. Gekocht wurde nach dem bewährten Rezept: etwas Roots Reggae & Dancehall, dazu Hip Hop, eine Prise Rock und eine ordentliche Portion Elektronik. Die Sound-Ästhetik von Peter Fox hat auch Spuren hinterlassen. Dazu die drei Stimmen der Frontmänner.

Die Berliner Band hat von der Pause und dem, was in dieser Pause geschehen ist, profitiert. Das merkt man schon beim Intro ihrer neuen Live-Show. Die Bläser-Sektion ist on point, der DJ bedient gleichzeitig eine MPC, die Show wurde bis ins kleinste Detail ausgetüfftelt. Aus Lil Waynes "A Milli" wird "Berlin", die drei Frontmänner der Band performen darüber den Text eines ihrer größten Hits. Derartige Live-Remixe oder Mash-Ups machen sie während der Show noch öfters. Auch bei Peter Fox-Gassenhauern. Das ist charmant, gut gemacht und ganz in der Tradition von Reggae-Soundsystems, dem Fundament von Seeed. Ihr Konzert vor zwei Wochen war keine Sekunde langweilig.

Dass Seeed es schaffen, mit diesem Sound die große Wiener Stadthalle (und alle anderen Hallen, in denen sie spielen) zu füllen, freut mich persönlich sehr. Auch wenn ich kein großer Fan der neuen Platte bin.

Tourtermine

Diese Woche spielen Seeed wieder in Österreich. Am 5.12. kommen sie in die Tips Arena nach Linz, am 6.12. kann man sie in der Stadthalle Graz live sehen.