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Olja Alvir

Photonen und Phoneme. Digital, analog und alles dazwischen.

27. 11. 2012 - 14:39

Ein Regenbogen-Menü bitte

Kerstin isst jeden Tag nur Lebensmittel ein und derselben Farbe.

Das schwierigste am Farben-Essen sei der rosa Tag gewesen. So schwierig, dass Kerstin schummeln musste. "Ich habe dann den rosa Tag zum rosa/lila-Tag umbenannt." Die rettende Einsicht war, dass Rotkraut zwar Rotkraut heißt, aber von der tatsächlichen Farbe viel besser zum rosa/lila-Tag passt. Generell kommen auf einen sehr viele philosophische Fragen zu, wenn man am Tag nur eine Farbe essen darf. "Da muss man schon etwas in sich gehen, aber ich habe das aus dem Bauch heraus entschieden. Mir kann zum Beispiel niemand erklären, dass eine Grapefruit nicht rosa ist, nur weil die Schale gelb ist. Auch Grapefruit gehörte eindeutig zum rosa/lila-Tag."

Kerstin mit Nutella-Glas

FM4 / Olja Alvir

Der braune Tag - eine glückliche Kombination. Nutella auf Schwarzbrot mit Kaffee.

Da kommt man jetzt schnell auf die Idee, das Farben-Essen wäre ein Leichtes - man könne doch einfach am rosa Tag Zuckerl und Gummizeugs essen und einen blauen Tag mit blauen M&Ms bestreiten. Aber so einfach wollte sich Kerstin das nicht machen. "Ich hatte schon den Anspruch, mich gesund und ausgewogen zu ernähren." Aber sie wollte sich auch etwas beweisen mit dem Projekt. Eine ganz normale alltägliche Herausforderung eben. Ein fehlgeschlagener Versuch, bei dem sie nur zwei Tage statt einer Woche ausgehalten hatte, hat sie vorsichtiger gemacht. "Man muss sich viel besser vorbereiten, sehr gut im Voraus planen. Wenn ich heute den weißen Tag mache und zum Beispiel Eiweiß verwende, dann hebe ich mir das Eigelb auf und mache morgen gleich den gelben Tag."

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An diesem Tag folgte auch einer der herben Rückschläge. "Ich war mit meinem Bruder im Kino und hatte echt große Lust auf Popcorn. Aber es war eben der gelbe Tag, und ich musste Nachos mit Käsesauce nehmen. Aber das war zu verkraften."

Große Unterschieden zwischen ungesunden Essgewohnheiten oder Diäten, die Menschen heutzutage machen - "die ernähren sich ja auch zum Beispiel eine Woche lang nur von Krautsuppe" - und ihrem Projekt sieht Kerstin nicht unbedingt. Alles gleich absurd.

Werbeplakat mit Obst und Gemüse - nach Farben sortiert

FM4 / Olja Alvir

Ein guter Tag war jedenfalls weiß. "Da konnte man schon ordentlich etwas machen. Hühnerfleisch - weil wenn es gekocht ist, ist es ja weiß - mit Reis, Kokos und Champignons. Natürlich nur das Weiße von den Champignons." Sie hat versucht, so wenig verschwenderisch wie möglich zu sein, obwohl die Regeln manchmal erforderten, auch andersfarbige Teile von Lebensmitteln abzuschneiden und wegzuschmeißen. Das Farben-Essen war für Kerstin größtenteils ein Spaßprojekt, obwohl sie sich generell viel mit Nahrung und Farben auseinandersetzt. "Es war auch einfach interessant, mit anderen Augen in der Supermarkt zu gehen, zu schauen, was es eigentlich so alles gibt." Die Erkenntnis, die Kerstin nach dem Farben-Essen-Experiment mitgenommen hat: "Alles ist möglich. Außer vielleicht türkis und blau."