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Claus Pirschner

Politik im weitesten Sinne, Queer/Gender/Diversity, Sport und Sonstiges.

26. 11. 2012 - 06:00

FM4 für Licht ins Dunkel 2012

Unser diesjähriges Projekt heißt "Media and More" und ist eine Tagesstruktur (früher Beschäftigungstherapie genannt) für junge Menschen mit Behinderungen.

Gerald Alt

Komit

Gerald Alt

Der 25-jährige Gerald Alt hört viel Musik, geht gern ins Kino und am Wochenende in Clubs. Unter der Woche arbeitet er intensiv an seiner Beweglichkeit. Warum? "Ich habe bei der Geburt einfach zuwenig Sauerstoff gekriegt und mein Hirn hat ein bisschen Schaden daran genommen", erklärt er. Gerald hat Cerebralparese und braucht deshalb Unterstützung im Alltag."Mit der rechten Hand mache ich alles, ich kann mit ihr auch ganz gut tippen. Der Rollstuhl ist für mich ziemlich wichtig, er macht mich mobiler."

Cerebralparese
Menschen mit Cerebralparese weisen eine Hirnschädigung auf, die vor oder während der Geburt entstanden ist, zum Beispiel durch Sauerstoffmangel. Das führt meist zu Störungen von Bewegungsabläufen, von Kraft und Tonus der Muskulatur, sowie der Haltung des Körpers. Cerebralparese kann mit Seh-, Sprach- und Hörbehinderungen, Anfällen oder mit beeinträchtigtem Raumempfinden einhergehen. Im Volksmund kursiert noch immer die veraltete Bezeichnung Spastiker.

Gerald trainiert sowie 25 andere CerebralparetikerInnen in der Tagesstruktur der Organisation Komit. Dort betreut man seit über zwanzig Jahren Menschen mit Behinderungen. Ziel ist die größtmögliche Selbständigkeit der KlientInnen. Bei Komit setzt man auf die konduktive Methode - ein Ansatz der motorische und kognitive Fähigkeiten, die emotionale Entwicklung und Alltagskompetenzen fördert.

"Ich glaube wenn ich die Therapie nicht hätte, würden meine Fortschritte, die ich gemacht habe, schnell wieder verloren gehen und das will ich nicht. Man muss ständig trainieren. Das ist ziemlich hart, vor allem wenn du jung bist. Du fragst dich, wozu du das ganze machst und dass es keinen Sinn hat, aber irgendwann kommst du drauf, dass du es nur für dich tust."

Philipp Lachner trainiert mit Konduktor Gyözö Bognar in der Tagesstruktur bei KoMit

Clemens Fantur

Philipp Lachner trainiert mit Konduktor Gyözö Bognar in der Tagesstruktur bei Komit.

Gerald kann durchs Training zum Beispiel länger stehen, besser mit dem Rollstuhl umgehen, besser am Computer schreiben. Das Web ist für CererebalparetikerInnen häufig eine wesentliche Möglichkeit mit anderen in Kontakt zu treten, übers Chatten zum Beispiel. Gerald profitiert von der Tagesstruktur bei Komit, in der er von Montag bis Freitag ist. Er sehnt sich aber nach weiteren Tätigkeiten, die mehr seinen Talenten entsprechen, vor allem mit Medien: "Ich würde mir wünschen, dass ich etwas am Computer gestalten kann wie Folder oder Broschüren. Ich glaube darin bin ich ziemlich gut. Das würde mir Spaß machen."

Für viele junge Menschen mit Behinderung ist es nach der Schulpflicht bzw. spätestens nach dem 18. Lebensjahr äußerst schwierig, geeignete Arbeits- und Therapieplätze zu finden. Darum hat sich eine Gruppe Eltern in Wien zusammengetan, um daran etwas zu ändern. Eine von ihnen ist Corinne Eckenstein. Ihre 16-jährige Tochter Lucy trainiert täglich am augengesteuerten Computer in einer Privatschule. Aber mit 18 Jahren, muss sie dort ihren Platz räumen. "Wenn das nachher abbricht, ist das der traurigste Tag meines Lebens - die Vorstellung, dass es das nicht mehr in dieser Form weitergeben könnte", sagt Corinne Eckenstein. Sie sammelt mit anderen Eltern Geld für die neue geplante Tagesstruktur "Media and More".

Junge an der Sprossenwand

FM4 / Clemens Fantur

Srdan Kerculj, 20, im Tageszentrum bei KoMit.

Media and More

Media and More ist eine Initiative von Eltern von Kindern mit Behinderung und der Organisation Komit. Es handelt sich um eine geplante Tagesstruktur (früher "Beschäftigungstherapie" oder "geschützte Werkstätte" genannt) für dreißig Personen mit cerebralen Bewegungsbeeinträchtigungen oder Mehrfachbehinderungen. Inhaltlicher Schwerpunkt der Einrichtung ist die Arbeit mit neuen Medien. Die jungen Erwachsenen können mit entsprechender Betreuung sowie mit Hilfe speziell adaptierter Geräte (Computer mit individuell angepassten Eingabe- und Lesegeräten, Kameras, Schnittplätze etc.) Auftragsarbeiten wie Fotoreportagen, Videos, Mitgestaltung von Homepages u.a. ausführen. Weiters sind dort auch ein Therapiegarten und Therapieräume zur Weiterentwicklung motorischer Fähigkeiten vorgesehen. Hierfür braucht es spezielle Möbel (Pritschen, adaptierte Sitzmöbel, fix an der Wand montierte und mobile Sprossenwände) und Sportgeräte.

Mensch schaut in ein Zimmer mit einer Person im Rollstuhl

FM4 / Clemens Fantur

Marek Janta schreibt Geschichten und ist 2008 für "Das große Herz" mit dem Literaturpreis Ohrenschmaus ausgezeichnet worden. Marek möchte in Zukunft in der geplanten Tagesstruktur "Media and More" arbeiten.

Wir wollen helfen

Die Eltern und Komit haben passende Räumlickeiten im 12. Bezirk in Wien gefunden. Komit wird das Gebäude anmieten und adaptieren. Die baulichen Adaptierungen und die Kosten für den laufenden Betrieb übernimmt der Fonds Soziales Wien. Allerdings fehlt das Geld für die speziellen Tools, die Menschen mit bestimmten Behinderungen brauchen, um mit den elektronischen Medien arbeiten zu können.

Therapiegarten der Komit

FM4 / Clemens Fantur

Im Rahmen der heurigen Licht ins Dunkel Aktion bittet euch FM4 um Spenden, um die speziell adaptierten Geräte anzuschaffen: Dazu gehören unter anderem Großfeldtastaturen, spezielle Joysticks oder ein Tool zur Maussteuerung mittels der Augen. Das Projekt "Media and More" ist weit mehr als eine Betreuungseinrichtung, es wird auch ein Arbeitsplatz, es geht um die Einlösung des Rechtes auf Selbstbestimmtheit und das Recht zu arbeiten. Georg Greif, der Geschäftsführer von Komit formuliert das so: "Menschen mit Behinderung? Da muss man sich natürlich die Frage stellen, ob ein Mensch behindert ist oder ob er von den Rahmenbedingungen in der Gesellschaft behindert wird."

Leerer Raum von Komit

FM4 / Clemens Fantur

Hier entsteht das Projekt Media and More. FM4 bittet seine HörerInnen und LeserInnen zu spenden, damit wir spezielle Tools für elektronische Medien für Menschen mit Berhinderung kaufen können.

Zum Nachhören

Jugendzimmer vom 7.12 in einer von Komit betreuten Wohngemeinschaft in Wien, in der auch Gerald Alt wohnt.

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FM4 Aktionen

Für die Licht ins Dunkel Aktion 2011 zugunsten von Amber MED habt ihr 68.247,57 Euro gespendet. Vielen Dank dafür! Die Ambulanz für Menschen ohne Krankenversicherung konnte damit u.a. eine Kinderspielecke und einen mehrsprachigen Info-Monitor im Wartebereich anschaffen, sowie Medikamentenschränke, ein Blutanalysegerät, Patientenliegen und einen Insulinkühlschrank für die Ordinationen.

Spielecke bei Amber Med

FM4 / Barbara Köppel

Mit dem übrigen Geld wird derzeit eine Reittherapie für ein tschetschenisches Geschwisterpaar finanziert und die Ordinationsdatenbank umprogrammiert. Nächstes Jahr soll davon noch FSME-Impfstoff gekauft werden.

  • Die FM4-Auktionen für Licht ins Dunkel

Ganz spezielle Auktionsobjekte werden in den nächsten Wochen über FM4 an den/die Meistbietende/n versteigert: ein Schiabenteuer mit Guide Heinz Reich am Arlberg, den Ombudsmann, der zu dir nachhause kommt und all deine Fragen beantwortet, ein Bild, das Rapper Cro gezeichnet hat, oder die FM4 Gästeliste für zehn Events und Konzerte!

  • Der FM4 Stehkalender für Licht ins Dunkel

Der FM4 Stehkalender ist nicht nur ein beliebtes Weihnachtsgeschenk, sondern auch heuer wieder ein toller Ausdruck der Kreativität der FM4-HörerInnenschaft: jedes Kalenderblatt wurde von einem/r HörerIn zum Thema Fern- und Heimweh gestaltet. Der Erlös aus dem Verkauf kommt zur Gänze Licht ins Dunkel zugute.

  • FM4 Lesung im rhiz: Süßer die Glocken nie klingen!

Das FM4 Weihnachtsspiel in vier Akten. Zu Gunsten von FM4 für Licht ins Dunkel. "Es schneit dicke Schneeflocken über dem Kaisergebirge..." So startet das wohl besinnlichste und aufregendste Weihnachtshörspiel, das je in einem Radio gelaufen ist. Eva Brunner, Nina Hofer, Clemens Haipl, David Pfister und Stefan Elsbacher werden es am 3. Adventsonntag, den 16.12., erstmals live im rhiz lesen! Musikalische Begleitung kommt von Raphael Sas, Gitarrist und Keyboarder bei Nino aus Wien, der gerade auch sein Solo-Album veröffentlicht hat. Dazu wird Punsch gereicht. Oh kommet all! Freiwillige Spende!

  • Spenden

Du kannst auch via SMS (ein "?" an die Nummer 0800 24 12 12) oder Überweisung an die Kontonummer PSK 2376000, BLZ 60000 für Licht ins Dunkel spenden. Wenn du willst, dass deine Spende dem FM4-Projekt "Media&Mode" zugeordnet wird, gibst du bei Überweisungen einfach "FM4 Weihnachtsaktion" im Feld Anmerkungen an. Weitere Spendenmöglichkeiten findest du auch auf lichtinsdunkel.orf.at. Vielen Dank!