Erstellt am: 16. 11. 2012 - 14:44 Uhr
Frauenquoten für Aufsichtsräte
Frauenquoten sind immer ein umstrittenes Thema. Wobei es in der EU-Kommission vorläufig mal so etwas eine Art Einigung gibt: Die EU-Justizkommissarin Viviane Reding setzt sich schon seit langem für eine verpflichtende Frauenquote ein - und jetzt hat die Kommission ihren Vorschlag angenommen. Dieser sieht vor, dass börsennotierte Unternehmen in der EU bis 2020 die Frauenquote in ihren Aufsichtsräten auf 40 Prozent erhöhen sollen, ansonsten könnte es Strafen geben.
Dass die EU-Kommission diesen Vorschlag angenommen hat, heißt aber noch nicht das er auch beschlossen ist: Erst müssen noch das EU-Parlament und der Ministerrat, in dem die Mitgliedsstaaten vertreten sind, zustimmen.
Grund für diesen Gesetzesvorschlag: In den EU Ländern ist mit den freiwilligen Selbstverpflichtungen der Wirtschaft in Sachen Frauen in Führungspositionen sehr wenig weitergegangen.
Wie sieht es diesbezüglich eigentlich in Österreich aus? Und wie sehen Frauen, die bereits in Aussichtsräten sitzen, ihren Job?
Aufsichtsrätin und Unternehmerin
"Ich bin in einer oberösterreichischen Bank, der Volkskreditbank, Aufsichtsrätin. Ich bin das auch nicht alleine, sondern wir sind dort zu zweit vertreten", sagt Doris Schreckeneder, die außerdem noch Geschäftsführerin eines privaten Verkehrsunternehmens ist. In dieser Bank ist es ganz selbstverständlich, dass Frauen in die Führungsebene geholt werden, meint sie, sie und ihre Kollegin seien daher auch nichts Exotisches: "Wir sind keine Quotenfrauen, sondern man schaut im Aufsichtsrat einfach auf eine gute Durchmischung, damit Themen einfach von mehreren Seiten beleuchtet werden können."
Doris Schreckeneder hat auch bei der Initiative "Frauen in Aufsichtsräten" des Landes Oberösterreich teilgenommen. Dort hat sie sich einerseits fachlich weitergebildet, in Management Skills, und andererseits hat sie sich ein Netzwerk an Kolleginnen aufgebaut, die in einer ähnlichen Situation sind, wie sie: "Das ist das Besondere, dass man eben unter Frauen, so wie es auch Männernetzwerke gibt, sich austauschen kann und sich gegenseitig unterstützt."
5 zu 215 im Vorstand
Sieht man sich die Zahlen von Frauen in Führungspositionen von Unternehmen an, dann brauchen Frauen diese Unterstützung auch. Denn Frauen in Positionen, wie Doris Schreckeneder sie innehat, gibt es in Österreich nicht besonders viele: "Trotz zahlreicher Initiativen von Wirtschaft und Politik ist auch im Jahr 2012 noch so, dass nur 11 Prozent Frauen in Aufsichtsräten vertreten sind. In der Hälfte der umsatzstärksten Top 200 Unternehmen in Österreich, sind weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand Frauen vertreten", sagt Christina Wieser von der Arbeiterkammer Wien. Sie ist Mitautorin des "Frauen.Management.Reports", der jährlich die Anzahl der Frauen in Führungspositionen in Österreichs Unternehmen auswertet. Besonders frappierend ist die Differenz, wenn man sich die absoluten Zahlen ansieht: So gibt es in Österreich fünf Frauen im Vorstand von börsennotierten Unternehmen, denen 215 Männer gegenüberstehen.
Zahlen zu Frauen in Führunsgremien kompakt:
Der Frauen.Management.Report 2012 und die Evaluierung des Corporate Governance Codex
"Es gibt schon freiwillige Empfehlungen, wie den Corporate Governance Codex, der mehr Diversität in Führungsebenen vorsieht. Auch hier zeigen unsere Erhebungen, dass diese Empfehlungen komplett wirkungslos bleiben. Fünf Frauen im Vorstand, da sind wir von geschlechtergerechten Wirtschaften noch weit entfernt." Das zeigt für Christina Wieser ganz klar, dass hier nur eine gesetzlich verordnete Quote dieses Missverhältnis ändern würde. Denn das würden ja auch internationale Beispiele zeigen: "Nur in jenen Ländern, wo es gesetzliche Regelungen gibt, hat sich auch der Frauenanteil sichtbar erhöht. Das zeigt nicht nur das Beispiel Norwegen, sondern auch Frankreich und Italien, die hier als Vorreiter vorangegangen sind."