Erstellt am: 13. 11. 2012 - 17:05 Uhr
Probelauf zur Studienplatzfinanzierung
Unipolitik auf FM4
In Sachen Uni ist vieles im Umbruch diesen Herbst. Nicht nur dass sich die Regierung letzte Woche auf die Wiedereinführung der Studiengebühren geeinigt hat, auch die Studienplatzfinanzierung, die schon lange in aller Munde war, wird nun in einer Probephase ausprobiert.
Finanzierung einer gewissen Anzahl von Studienplätzen
Studienplatzfinanzierung, das heißt, dass für ein bestimmtes Studium eine bestimmte Anzahl an Plätzen finanziert wird. In Österreich soll das ab 2013/14 in den Studienfeldern Informatik, Biologie und Biochemie, Architektur und Städteplanung, Wirtschaftswissenschaften und in Pharmazie der Fall sein. Die Zahl der dabei finanzierten Plätze orientieren sich an der Zahl der Neuanfängerinnen 2011/2012. Aufstockungen der AnfängerInnenplätze gibt es dabei für die Studienfelder Biologie und Informatik. Das Bachelorstudium Wirtschaftswissenschaften bleibt annähernd gleich und beim Studium der Architektur wird es weniger Studienplätze geben als bisher.
Wie viele Plätze pro Uni angeboten werden, das wird zwischen den Unis und dem Wissenschaftsministerium erst genau ausverhandelt. Gibt es an einzelnen Unis dann mehr BewerberInnen als Plätze, müssen sich die jeweiligen Studienrichtungen Zugangsbeschränkungen überlegen.
APA/ROLAND SCHLAGER
Beispiel Informatik
Ein Fach, das davon betroffen ist, ist Informatik. Vor ein paar Jahren noch intensiv in der so genannten MINT-Kampagne als Studium mit Zukunftschancen beworben, hat man an der TU Wien schon mit diesem Semester eine starke Aussiebung der Studierenden mittels Drop-Out-Prüfungen während der STEOP-Phase, der Studieneingangsphase, vorgenommen. Ab Herbst 2013 könnte es dann zusätzlich noch Aufnahmeprüfungen für die begrenzten Plätze geben.
"Die Details der neuen Regelung sind noch völlig unklar", sagt Gerald Steinhardt, der Dekan der Fakultät für Informatik an der TU Wien. Er begrüßt das Modell der Studienplatzfinanzierung, das sowohl eine Aufstockung der Professuren als auch eine fixierte Anzahl von Studienplätzen im Fach Informatik vorsieht. Im Wintersemester 2013/2014 soll es im jetzt vorgestellten Modell österreichweit 1930 Studienplätze für Informatik und 16 zusätzliche Professuren geben. "Insbesondere ist aber die Aufteilung in Österreich noch unklar, also wer wie viele Ressourcen bekommen soll. Und es ist auch völlig unklar, wie viele Studierende welche Universität aufnehmen soll."
Gerald Steinhardt betont, dass es in der Wirtschaft eine ungebrochene Nachfrage nach InformatikerInnen gibt. Wenn sich aber mehr InteressentInnen anmelden, als Plätze vorgesehen sind, wird man sich auf der TU in irgendeiner Form Zugangsbeschränkungen überlegen müssen: "Wenn mehr Studierende kommen als wir Ressourcen haben - das ist für mich das entscheidende Kriterium - dann würden wir nicht mehr aufnehmen können, als unserer Kapazität entspricht."
APA/Herbert Neubauer
Fachschaft gegen Beschränkung
Auch bei der Studierendenvertretung, der Fachschaft Informatik, begrüßt man die Studienplatzfinanzierung prinzipiell. Für die Studierenden seien Zugangsbeschränkungen immerhin planbarer und transparenter, als wenn sie "hinausgeprüft" werden, wie das derzeit der Fall ist, sagt Weinberger. "Aber wenn die Studienplatzfinanzierung dazu verwendet wird, zu sagen: Nein, es werden nur 500 Plätze angeboten, ist das nicht toll. Es gibt mehr Interessierte und es lässt sich nicht abschätzen wie viele am Arbeitsmarkt gebraucht werden. Von daher sollte das Studium der Informatik nicht beschränkt werden."
Eine andere Folge der Studienplatzfinanzierung könnte auch sein, dass es zwar genug Plätze im Wunschfach gibt, dass man aber nicht an der gewünschten Universität unterkommt. Das halten die Studierenden für nicht sinnvoll: "An der TU wird darüber geklagt, dass wir mehr als die Hälfte der Informatikstudenten Österreichs ausbilden. Ich weiß nicht ob das wirklich ein Grund zu Klage ist: Die TU hat einen gewissen Ruf und dem wird sie auch gerecht. Ich verstehe nicht, warum wir zum Einen sagen: Die TU ist so eine großartige Universität! Und dann den Studierenden sagen: Studiert doch bitte woanders!"