Erstellt am: 10. 11. 2012 - 16:44 Uhr
Chaos auf Deponia

Daedalic
"Chaos auf Deponia" von Daedalic Entertainment, erschienen für PC
Auf den ersten Blick wirkt die Deponia-Story ja recht sozialkritisch: ein Planet voller Müll, darüber eine schwebende Elite, die diesen Müll am liebsten loswerden will. Anstatt einer Moralkeule (wie sie andere Daedalic-Spiele bereits geschwungen haben) erwartet die Spieler von Deponia allerdings einfach nur skurriler Adventure-Spaß.
Was bisher geschah
Das Ende des ersten Teils "Deponia" hat mich ziemlich stutzig zurückgelassen. Da war nichts aufgelöst, alles offen: überaus unbefriedigend. Jetzt, zehn Monate später, weiß ich auch warum - es gibt eine Fortsetzung: "Chaos auf Deponia".
Im ersten Teil haben wir Deponia kennengelernt, einen Planeten, dessen Oberfläche vollständig von Müll bedeckt ist. Elysium, eine Wolkenstadt, schwebt über Deponia hinweg. Elysiums Bewohner wissen größtenteils nicht einmal, dass Deponia überhaupt bewohnt ist. Dann wäre da die Hauptfigur Rufus, schwer von sich eingenommen, immer auf seinen Vorteil bedacht und mit einem Hang zum Chaos. Rufus will schon so lange er denken kann Deponia verlassen, um auf Elysium zu leben. Bei seinem Versuch im ersten Teil des Spiels deckt er eine Verschwörung auf, deren Ziel es ist, Deponia und sämtliche Bewohner des Müllplanetens in die Luft zu sprengen. Und er lernt die elysianische Orbitelfe Goal kennen. Seinetwegen stürzt sie ab und landet (überaus unsanft) auf Deponia. Daraufhin muss er ihr beschädigtes Hirnimplantat reparieren, auf dem sich ihre Erinnerungen, ihre Persönlichkeit und die Aufstiegscodes nach Elysium befinden. Goal wird repariert und gemeinsam mit ihr versucht Rufus nun, Deponia zu retten. Dort waren wir nach Teil Eins stehengeblieben.

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Wie geht es weiter
Ohne "Deponia" gespielt zu haben, lässt sich "Chaos auf Deponia" kaum verstehen. Es baut auf der vorangegangenen Geschichte auf und enthält Anspielungen auf frühere Ereignisse und Figuren. Andererseits wiederholt sich vieles: auch diesmal stürzt Goal auf Deponia hinunter, wieder wegen Rufus, Gehirnimplantat wird beschädigt, Rufus muss sie wieder reparieren und danach gehts daran, Deponia zu retten. Allerdings kann man sich als Spieler/in diesmal etwas freier in der Welt bewegen. Und die Figuren, Dialoge und Rätsel weisen eine Skurrilität auf, die dem letzten Teil eindeutig gefehlt hat. Das ist gut. Das macht Spaß und verschafft mir wiederholt kicherndes Kopfschütteln.

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Aber jetzt kommt das Aber
Als Rufus und der Doc versuchen, Goals Hirnimplantat zu reparieren, geht etwas schief und ihre Persönlichkeit wird auf drei "Datasetten" aufgespalten. Von da an gibt es die wütende Krawall-Goal, die vornehme Lady-Goal und die naive Baby-Goal. Das ist die allerschlimmste, denn ihr IQ wird von so manch trocken Brot überflügelt. Im Innersten hoffe ich ja, dass die Hersteller von Daedalic mit diesem Kunstgriff die stereotype Darstellung von weiblichen Figuren in Computerspielen anprangern wollen. Ich fürchte aber, dass das nicht ihre Absicht war, sondern sie sich einfach ins gemachte Bettchen von klischeehaften Frauenrollen gelegt haben.

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Zwischen den drei Aspekten von Goals Persönlichkeit kann Rufus dann nämlich auch noch mit einer Fernbedieung hin- und herzappen (vielleicht doch Ironie? Die Hoffnung röchelt noch).

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Von den problematischen Frauendarstellungen einmal abgesehen, bietet Chaos auf Deponia aber ein Point & Click Adventure, wie man es von Daedalic gewohnt ist. Es ist voller liebevoll gestalteter Details, schwarzem Humor und schier unzähligern Dialogzeilen. Das kann einem aber auch schon mal etwas zu viel werden. Es dauert beinahe eine halbe Stunde, bis man durch alle Einführungs-Dialog-Video-Tutorial-Sequenzen ist und endlich zum Spielen kommt.
Aber wie bei den meisten Adventures gilt - der Weg ist das Ziel. Wer nur auf knifflige Rätsel erpicht ist, ist bei Chaos auf Deponia an der falschen Adresse. Rätsel gibt es zwar auch, aber wenn man irgendwann die Geduld verliert, lässt sich jedes Rätsel-Minigame auch einfach überspringen. Die Dialoge und die skurrilen Figuren sind das Herz des Spiels. Und der markante Soundtrack, für den diesmal noch mehr Lieder geschrieben wurden als beim letzten Teil. Das muss man mögen. Aber wenn man's mag, dann mag man's.