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Zita Bereuter

Gestalten und Gestaltung. Büchereien und andere Sammelsurien.

8. 11. 2012 - 05:30

Herzbrechhotel

Die Fotografin Conny Habbel und der Musiker und Autor Franz Adrian Wenzl haben Hotels mit besonders melancholischen und merkwürdigen Namen besucht und einen prächtigen Erzähl- und Bildband für sentimentale Gedankenreisen geschaffen.

Vor dem Hotel Kummer in der Wiener Mariahilferstraße wunderte sich die Fotografin Conny Habbel über den merkwürdigen Hotelnamen. Das war vor gut fünf Jahren. Damals begann sie mit dem Autor und Musiker Franz Adrian Wenzl nach anderen Hotels zu suchen, die einen melancholisch sentimentalen Namen trugen.

Conny Habbel und Franz Adrian Wenzel Rücken an Rücken

Habbel/Wenzel

Conny Habbel und Franz Adrian Wenzl

Fündig wurden die beiden in Österreich ebenso wie in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Belgien oder der Slowakei. "Hotel Zorn", "Hotel Angst" oder "Hotel Verloren" stand dann ebenso auf der Reiseroute wie das "Hotel Zweifel", die "Pension Flucht" oder das "Landhaus Trost". In jedem Haus haben die beiden übernachtet. Dabei sei die Stimmung in den Hotels nicht außergewöhnlich, erklärt Franz Wenzl, schließlich handelt es sich bei den Namen meist nur um die Familiennamen der Hotelbesitzer. Das Besondere liegt in der Gesamtschau. Der Kombination von Text und Bild.

Buchcover von Herzbrechhotel mit dem Hotel Angst im Hintergrund.

orange press

Conny Habbel, Franz Adrian Wenzl: Herzbrechhotel. Orange Press 2012

Franz Wenzl hat sich während der Reisen Notizen gemacht. Kleine Momentaufnahmen, die sich mit den Themen Gast sein, unterwegs sein, fremd sein befassen.
Ob im Hotel, dem Café oder auf der Straße, es geht um Dinge, die man unterwegs aufschnappt oder wahrnimmt, wenn man irgendwo fremd ist. Gerade dann sei man meistens auch offener, erklärt Franz Wenzl.

Vor allem wenn man allein unterwegs sei, würde man Menschen und Dinge schärfer beobachten. Dieses Gefühl wolle er auch in den Texten vermitteln.

Fremd und entrückt wirken teilweise auch die Fotos von Conny Habbel.
Ob Betten, Frühstückstische oder Vorhänge, ob Bäder, Gänge oder Stiegenhäuser, ob Plastikblumen, Plüschtiere oder Engelsköpfe neben einem Riss in der Wand. Manche Fotos wirken wie verklärte Stillleben. Sie vermitteln Gastlichkeit und Geborgenheit ebenso wie eine gewisse Verlorenheit und Verschlossenheit.

Sie wollten einen eigenen Blick finden, erklärt Franz Wenzl und in keine der naheliegenden Fallen stolpern: Hotelprospekte doppeln oder nur schmutzige Ecken zeigen.

Die Buchpräsentation von "Herzbrechhotel" findet am Donnerstag, 8. 11. ab 20 Uhr im phil in Wien statt.

Das ist ihnen gelungen. Der besondere Blick und die kurzen Texte machen den Reiz von "Herzbrechhotel" aus.
Ein prächtiger Reiseführer für melancholische Gedanken.