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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

3. 11. 2012 - 11:42

Die Rückkehr des Königs

Beim vierten Album von Ernesty International steht der Musiker Ernst Tiefenthaler endlich im Rampenlicht. Mit "Ernesty IV." setzt sich der Multiinstrumentalist und Sänger die Krone auf.

Die FM4 Soundpark Nacht, jede Woche in der Nacht von Sonntag auf Montag

Eigentlich ist Ernst ein bedachter, zurückhaltender Mensch, der seine Worte genau wählt, zwischen den Sätzen oft in reflexives Nachdenken verfällt und nicht selten sein Licht unter den Scheffel stellt. Wenn es der Wiener Musiker bisher zum king geschafft hatt, dann zu einem des understatements.

Doch jetzt steht Ernst Tiefenthaler endlich im Vordergrund. Nach drei wunderbaren, musikalisch und textlich sehr hochwertigen Alben unter der Flagge von Ernesty International nimmt der sympatische Musiker nun Platz am Pop-Thron. Und das ist gut so. Auch wenn die Krönung zum besten heimischen Singer/Songwriter-König natürlich auch ironisch gemeint ist.

Ernesty International Albumcover

Ernesty International

Von Liebe und Narzissmus

Die fröhlich dahinhüpfende Keyboardmelodie von "Sometimes Forever" eröffnet das neue Werk "Ernesty IV.". Was hier so keck und unscheinbar beginnt, schwingt sich im Verlauf zu einer wunderschönen Beziehungs-Hymne auf. Der Rausch der Verliebtheit gleicht einer geschmeidigen Kreufahrt durch das Meer der Glücksgefühle. Der Wind weht dabei den schönen mit Sängerin Eloui im Einklang intonierten Refrain über das Schiffsdeck. Nicht nur die Verliebten, sondern auch wir driften im Freudentaumel durch die kunstvoll vertrickten Harmonien.

Ernesty International live:

  • Samstag, 3.11., Echoraum, in der Sechshauser Strasse 66, im 15ten Wiener Gemeindebezirk, Präsentation der neuen Platte "Ernesty IV."

Ernst Tiefenthaler versteht sein Handwerk, das in jeder Minuten mehr ist als nur das Zusammenfügen von Instrumenten und Textfragmenten. Alle zwölf Stücke von "Ernesty IV." sind eigenwillig arrangierte, abwechslungsreich instrumentierte und thematisch tiefgründige Songperlen. "Love is just Love" ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht nur der Musiker, sondern auch seine lyrischen Geschichten direkter sind. Mit einer Tanzboden füllenden Indiepop-Gitarrenlinie und genügend Antriebskraft werden hier die Könige der Liebe gepriesen.

Aber Ernesty International beleuchtet verschiedene Facetten der Liebesbeziehung. Oftmals in schöner Metaphorik erstrahlen die mit viel Gefühl gemalten Sprachbilder sogar im Schneeregen von "Not Alaska".

Neben der Inspirationsquelle Beziehungen, die nie auszutrocknen droht, ist das Wechselspiel zwischen Narzissmus und Unterwürfigkeit der roter Faden, den Ernst Tiefenthaler in die atmosphärisch sehr unterschiedlich gefärbten Songs verwoben hat. Einerseits ist man dazu verleitet, sich anderen gegenüber zu erhöhen und von oben auf sie herabzublicken und andererseits nagt im Vergleich mit dem Gegenüber die geübte Selbstsabotage an der eigenen Sicherheit und führt zwangsweise zu einem schamvoll gebeugten Rundrücken.

Ernesty International

Ernst Tiefenthaler

Genau diese emotionalen Spannungsfelder zeigen sich diesmal auch musikalisch. Das dezente und doch nervös dahingroovende Stück "The Smell of Dogshit in Early Dezember" lässt die Klangwelt der akustischen und elektrischen Gitarren auf trockene Jungle-Drummachine-Beats treffen. Dazu umschmeicheln die weichen Stimmen von Ernst und Eloui unsere Ohren. Ein Spagat, der über die sehr spannenden vier Minuten komplett aufgeht.

Und mit "Boots" ist Ernesty International auch ein richtiger Ohrwurm geglückt, der schon nach einmaligem Durchlauf sich nicht mehr aus den Gehörgängen locken lässt. Eine abgestoppte Gitarrenlinie, ein reduzierter Bass, ein perkussives Uhrticken und der hynotisierende Text gehen in ein rollendes, sich ständig wiederholendes Thema über, dem man sich nicht entziehen kann. Mehr und mehr schichten sich verschiedene Gesangslinien übereinander und entlassen uns am Ende mit einem wirklich herzergreifenden Chor, den man nicht vergisst.

Wir verleihen Ernst Tiefenthaler unsere FM4 Musikkrone in Form einer langen Listening Session in der kommenden Soundparknacht am Sonntag, 4. November ab 1 Uhr früh.

Fahrplan durch die FM4 Soundparknacht:

  • 01:00 bis ca. 02:00 Uhr: Bernhard Schnur im Gespräch mit Rainer Springenschmid über sein neues Album "YOL" und Snakkerdu Densk
  • 02:00 bis ca. 03:00 Uhr: Eine Soundpark Listening Session mit Bernhard Eder
  • 03:00 bis ca. 04:00 Uhr: Soundpark in The Mix - Electronic November 2012
  • 04:00 bis ca. 05:00 Uhr: Wiederholung des "Back To My 90ies" Mix von Patrick Pulsinger
  • 05:00 bis 06:00 Uhr: Eine Listening Session mit Ernesty International