Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Alt-J gewinnen den Mercury Prize"

Susi Ondrušová

Preview / Review

2. 11. 2012 - 13:10

Alt-J gewinnen den Mercury Prize

"An Awesome Wave", das Debütalbum der Band mit dem Shortcut-Namen ist zum besten britischen Album des Jahres gekürt worden.

So schaut´s aus!

Der Mercury Prize ist ein Kritiker-Preis, aus einer Liste von 12 Nominees wird das beste britische Album des Jahres ausgezeichnet. The XX besitzen einen, Speech Debelle besitzt einen und Pj Harvey hat zwei (M People haben auch einen, aber das wird gerne unter den Tisch gekehrt). Den Mercury erwähnt man meist in einem würdevollen Atemzug, bietet die Liste der Nominierten doch eine künstlerische Genre-Mixtur.

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So schaut "An Awesome Wave" von Alt-J aus.

Für manche ist die Liste der Nominierten vorhersehbar, wie Kollege Robert Rotifer schon 2008 geschrieben hat, weil "immer ein bisschen milde zeitgenössische E-Musik, ein bisschen Folk, ein bisschen Jazz, mindestens eine Songwriterin, ein "urban" Act (sprich: dünklere Hautfarbe und Beats), ein paar neue weiße Indie-Bands und ein oder zwei bisschen ältere, dezent kunstige weiße Indie-Bands gegeneinander aufgerechnet werden."

Erst letztes Jahr hat Rotifer mildere Worte zur "Existenzberechtigung" des Awards gefunden, als PJ Harvey für „Let England Shake“ ausgezeichnet wurde, zehn Jahre nachdem sie für "Stories from the City, Stories from the Sea" den Preis erstmals entgegengenommen hat.

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Alt-J auf dem Fm4 Frequency Festival 2012 vor ihrem Auftritt.

So könnte es auch gehen!

Heuer ist die Auswahl als "safe and straight" kritisiert worden. Der Guardian hat als Reaktion auf die nominerten Bands aka die "üblichen Verdächtigen" eine "shortlist that might have been" veröffentlicht. Die hat mir auch sehr gut gefallen, unter anderem weil ich für jede neue Musikempfehlung dankbar bin und weil ich gerade mal die Musik von drei Bands aus dieser Liste überhaupt je gehört hab. Eine davon trägt passenderweise zu meinem (dann eh nicht so leftfield-)Musikgeschmack oder Wissen bei: Zun Zun Equi.

ondrusova

So hat es hinter der Weekender Stage auf dem Fm4 Frequency Festival ausgeschaut.

Vielleicht ist die Kritik der Vorhersehbarkeit dadurch entstanden, dass viele Acts mit ihrem Debütalbum nominiert waren. Acts, die schon zu Beginn des Jahres auf den zahlreichen "Sound of 2012"-Listen hin und her gereicht wurden. Bands, über die aufgeregt vor dem Albumrelease, nach dem Albumrelease, vor der Tour, während und nach der Tour berichtet wurde. Man entkam ihnen nicht im Radio, nicht beim Umblättern in den Magazinen oder Weiterklicken im Internet: Lianne La Havas, Django Django, Michael Kiwanuka oder Jessie Ware und eben die Gewinner des Mercury Prize 2012, die auch noch von Anfang an bei den bookies mit der besten Siegesquote gehandelt wurden: Alt-J.

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Joe Newman links und Gwil Sainsbury rechts. In der Mitte der Award. Nicht im Bild: 20.000 Pfund.

Alt-J sind die würdigen Gewinner 2012

Ihr Album "An Awesome Wave" ist aber auch awesome. Wie Kollege L'Heritier schon bemerkt hat, wird man "von einem Ansturm der wildesten Geschmacksrichtungen" erschlagen. "Breezeblocks" und "Taro" zum Beispiel hör ich mir jeden Tag an, wenn ich nicht genau weiß mit welchem Genre-Geschmack ich meinen Heißhunger auf Popmusik stillen soll. Von Alt-J krieg ich so alles in einem.
Das ist schön. Das wirklich Interessante kommt aber natürlich erst nach dem Preis. Die Band wird jetzt einmal ziemlich lang touren, wie sie hier im Sieger-Interview gemeint haben.

Und man darf sich freuen, was die Band mit dem neuen Laptop, den sie sich vom Preisgeld kaufen wollen, alles anstellen wird. Welche Songskizzen fürs Nachfolgealbum sie sich auf diesem Gerät hin und her schicken werden. Darauf kann man sich freuen und ich hab Lust mich heute zu freuen.

dominique hammer

Und so hat's später dann vor der Weekender Stage ausgeschaut. Bleibt zu hoffen, dass Alt-J wieder nach Österreich wieder kommen.