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Eva Deutsch

Elektro, Anziehzeug und anderer Seelenbalsamico. Aus dem Untergrund mit ganz viel Schwarz.

5. 11. 2012 - 04:33

Skip&Die - Riots in the jungle!

Folklorico und Afrobeat, Ghettotech und Dub. Skip&Die sind moderne Globetrotter ohne Rucksack, dafür mit Aufnahmegerät im Gepäck. Skip&Die sind unsere FM4 Artists Of The Week.

Skip And Die

Skip&Die:
"Riots in the jungle" ist bereits auf dem Label Crammed Discs veröffentlicht worden.

Hallo 90er, ihr seid wieder zurück!

Sieht man sich das Video zu "Love Jihad" von Skip&Die an, flattern die 90er am geistigen Auge vorbei. Eine punkige junge Frau mit modernem Haarschnitt à la Skrillex - eine Seite abrasiert, eine Seite lang und bunt gefärbt. Dazu grungig schicke Boys & Girls mit Bomberjacken und Beanies, die zu post-punkiger Bassline und dem Stakkato-Rap von Sängerin Cata.Pirata abdancen.

Alexander Dahms

Finde den Fehler: Wer hat hier den bad hair day?

"question question
what’s your motive?
get’em? got’em? go!
love’em love’em
leave’em leave’em
jihad romeo."

(aus: "Love Jihad")

Riots! Riots! Riots!

Die Tracknamen des Debütalbums "Riots in the jungle" lesen sich wie die Überschriften zu rotzigen Pamphleten: "Jungle Riot", "La Cumbia Dictadura", "Anti-Capitalista", "Killing Aid". Eifern Skip&Die nur dem Image junger politisch engagierter Menschen nach oder steckt da mehr dahinter? Der Werdegang von Sängerin Catarina Aimée Dahms aka Cata.Pirata lässt auf mehr als nur coolen Schein schließen.

In Südafrika geboren, reist sie als Jugendliche mit ihren Eltern, politisch kritischen Filmemachern, rund um den Globus. Sie lebt auf den Azoren, in den Niederlanden, auf Ibiza, in Argentinien und England. Am Mittagstisch wird über das aktuelle Weltgeschehen diskutiert und Cata.Piratas Sicht auf die Welt geprägt. Die Eltern ziehen weiter, die Tochter bleibt in England und schließt erfolgreich ihr Studium in „visual and performance arts“ ab.

David Cohen de Lara

"I'm an urban girl!", denkt sich Cata.Pirata vielleicht.

Kreatives Superbrain

In Amsterdam lässt sich Cata.Pirata schlussendlich nieder. Sie arbeitet als Kuratorin, Visual Artist und Chefredakteurin für das Jugend-Literaturmagazin "Spunk" - bis sie sich ins Songwriting und Performing stürzt. Im Proberaum mit ihrer alten Band lernt sie den holländischen Musikproduzenten Jori Collignon kennen. Von Anfang an stimmt die musikalische Chemie, die ersten Tracks werden aufgenommen, Skip&Die wird geboren. Zum Ausdruck bringen Cata.Pirata und Jori Collignon ihre Musik in Form von Global Bass Music, Hip Hop, Electronica, Afro Beat, Klezmer Sound und Ghettotech.

Skip And Die

Wer braucht neuen Schmuck?

"Mit Skip&Die kann ich mich mit jeder Pore meines Körpers kreativ verwirklichen", sagt Cata.Pirata im Interview mit mir. Sie dreht drei Musikvideos für Skip&Die, entwirft das gesamte Coverartwork und fertigt Schmuck auf individuellen Wunsch für ihre Fans an. Auf meine Frage, ob ihr dieses kreative Multitasking nicht manchmal zu viel wird, gibt sie zu, dass sie hier noch ihre innere Balance finden muss. Auch ihr Tag habe nur 24 Stunden. Aufgaben delegieren, auch anderen kreativen Freiraum lassen, das müsse sie noch lernen.

  • Skip&Die sind:

Cata.Pirata > vocals, vis
Jori Collignon > producer
Gino Bombrini > perc, guit
Rene Kuhlmann > electr
Nique Quentin > perc
Daniel Rose > string instr

Trip nach Südafrika

Offensichtlich ist Cata.Pirata lernwillig. Nach einigen wilden Live-Shows wird der Entschluss gefällt einen Longplayer aufzunehmen. Jori und Cata.Pirata fliegen für zwei Monate nach Südafrika. Nur mit ein paar Beats in der Tasche und viel Motivation reisen die beiden durch Kapstadt, Johannesburg, Gugulethu und die umliegenden Regionen, um sich inspirieren zu lassen. Sie suchen nach jungen südafrikanischen Musikern und gehen Kollaborationen mit den Rappern Emza & Magebz, der Hip Hop Crew Driemanskap und dem Experimental-Rock Musiker João Orecchia ein. Auch traditionelle Musiker wie die Season Marimba Stars und Gazelle werden auf den neuen Tracks vertreten sein.

Alexander Dahms

Cata.Pirata in the jungle. Unzählige Papageien mussten wahrscheinlich sterben.

Skip&Die kommen zwar vorerst nicht nach Österreich, aber in die Nähe: Sie spielen am 15.12.2012 in der Muffathalle in München.

Townships und Staub

Das Debütalbum "Riots in the jungle" wird zu einem Porträt ihrer Erfahrungen in Südafrika. Staubige Straßen, gleißendes Sonnenlicht, township shacks und Kakerlaken. Die 12 Albumtracks enthalten field recordings aus Südafrika, Songtexte in Englisch, Afrikaans, Xhosa, Zulu, Spanisch und Portugiesisch. Zurück in Amsterdam verarbeiten Skip&Die alle Aufnahmen im Studio. Sie laden sich weitere Musiker ein: Blech- und Holzbläser der Amsterdam Klezmer Band, die den neuen Songs einen letzten Multikulti-Schliff verpassen.

Skip&Die wollen die Sounds ihres persönlichen Globus auf Platte verewigen und mit ihren politisch gefärbten Live-Performances das Partyvolk wachrütteln. Ein superkreatives, schrilles Punk-Riot Girl als Frontfrau kann bei diesem Vorhaben nicht schaden. Und so sieht das in Bewegtbild aus:

Und das ist das neue Video: