Erstellt am: 22. 10. 2012 - 10:27 Uhr
"Aus Kaisamühn in die Wöd"
Robert Winter
Die letzten zehn Jahre im Leben von Branko Jordanovic alias Brenk Sinatra klingen fast wie der Beginn einer American dream bzw. Austrian dream Geschichte. Ihren Ausgang nahm diese mit ersten Musik-Experimenten auf einem unterdimensionierten PC, der statt an einem Monitor am Fernseher angeschlossen war - Augenschmerzen inklusive! 2012 steht der Kaisermühlner als einer der anerkanntesten HipHop-Produzenten Europas da und arbeitet zunehmend international.
Nicht nur wegen Supa Soul Sh*t, dem diesen Freitag erscheinenden Kollabo-Album mit Miles Bonny ist Brenk jetzt unser Künstler der Woche, sondern auch wegen seiner Zusammenarbeit mit MC Eiht, der früher Teil von Compton's Most Wanted war und im genredefinierenden kalifornischen Gang-Film Menace II Society eine kleine Rolle spielt.
Gemeinsam mit dieser Legende Musik zu machen, muss für Brenk anfangs ziemlich surreal gewesen sein. Schließlich war er seit frühen Teenagerjahren großer Fan von Westcoast-Rap und G-Funk. Jetzt hält er mit dem O.G. wöchentliche Skypesessions ab, schickt frische Beats und bekommt neue Songs zurück. Und da kann schon mal, wie vor zwei Jahren passiert, ein Video in die Inbox flattern, das Eiht an einem Nachmittag mit seinen Freunden vom Lowrider-Club aufgenommen hat. Für Brenk, der es selbst bis jetzt noch nicht nach Kalifornien geschafft, aber die dortige Alltagskultur über die Musik seit Jahrzehnten wie ein Schwamm aufgesogen hat, sicher ein erhebendes Gefühl.
Auch nicht schlecht: Von DJ Premier gelobt werden. Der Gang Starr-Produzent, der den HipHop-Sound des New York der Neunziger Jahre (die heutzutage gerne golden age gerufen werden) entscheidend mitgeprägt hat, betreibt das Label auf dem MC Eiht's Album "Which Way Iz West" Anfang nächsten Jahres erscheinen wird, und agiert auch als Executive Producer. Er hält viel auf Brenk und will seine Beats demnächst auch Leuten wie Nas oder The Game vorspielen.
Robert Winter
Bis das MC Eiht Album erscheint, gibt es für Brenk Sinatra aber vor allem eine Priorität: S3, das Duo mit dem Sänger und Flügelhornisten Miles Bonny. Der hatte 2008 die allererste Vinylveröffentlichung von Brenk in die Hände bekommen, weil er seine Platten ebenfalls beim Kölner Label MPM veröffentlicht hat. Zehn Minuten später hatte er einen Song darüber aufgenommen und zurückgeschickt.
Dass es nach diesem schnellen Start jetzt doch dreieinhalb Jahre gedauert hat, bis Supa Soul Sh*t in den Regalen steht, schiebt Brenk vor allem seinem Perfektionismus in die Schuhe. Irgendwann mitten in der Produktion wurde ein Großteil der Beats komplett umgebaut und schließlich mussten die Songs noch in die richtige Reihenfolge gebracht und mittels Skits und Interludes zu einer gut durchhörbaren Platte geformt werden.
Miles Bonny & Brenk live:
01.11. Atomic Cafe München
03.11. Camera Club Wien
Die Extra-Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn das Album nimmt seine Hörer jetzt richtig schön mit auf eine Reise. Es ist auch ein weiterer Indikator dafür, dass der künstlerische Weg des Brenk Sinatra in die richtige Richtung geht. Und spätestens zu MC Eiht's Albumpräsentation wird wohl auch das Flugticket nach LAX gebucht. Wurde ja schon Zeit!