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Eva Deutsch

Elektro, Anziehzeug und anderer Seelenbalsamico. Aus dem Untergrund mit ganz viel Schwarz.

9. 10. 2012 - 16:36

Moneybrother und die Reise zum eigenen Ich

Eine Trip durch sieben Städte formte das neue Album "This Is Where Life Is".

Motor Music

"This Is Where Life Is" ist auf Motor Entertainment erschienen.

Anders Wendin kennt man in der Stockholmer Musikszene. In einem Club in der Innenstadt kommen zur Releaseparty des neuen sechsten Studioalbums „This Is Where Life Is“ Kumpels wie The Hives Sänger Pelle Almqvist, viele blonde und dunkelhaarige Schönheiten (männlich wie weiblich), Musikbizz-Menschen verschiedenster Natur und zahlreiche Fans. Vergrößerte Fotos von Moneybrothers Weltenbummel hängen an den Wänden, eine einstündige Dokumentation zeigt Moneybrothers Reise zu seinem neuen Album und gewährt Einblicke in das alte Kinderzimmer in der Heimatstadt Ludvika.

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Ich bin dann mal weg. Moneybrother mit nur einem Teil seines Gepäcks.

Und wo warst du so?

2003 veröffentlicht Moneybrother sein erstes Album "Blood Panic". Es folgen weitere Longplayer, die Single "They're Building Walls Around Us" aus dem Album "To Die Alone" schafft es in Schweden auf Platz 4 der Charts. Sie verschafft Moneybrother den europaweiten Durchbruch, sogar Ex-Viva-MTV-Nervensäge Sarah Kuttner steht auf ihn. Danach wird es wieder ruhiger um Moneybrother. Bis im die eigenen vier Wände zu eng werden, er neue musikalische Inspiration braucht, ein großer internationaler Getränkehersteller an die Tür klopft und eine Reise durch sieben Städte, verteilt auf der ganzen Welt, sponsert.

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Anders im Studio. Vielleicht in L.A.

Auf die Frage, warum Anders nicht einfach die neuen Tracks ganz gemütlich, zeitlich & wirtschaftlich komprimiert in einem Studio aufgenommen hat, antwortet er, dass ein amerikanischer Freund folgendes zu ihm gesagt hat: "Dude, your next album has to sound like the wind in your hair."

Mir ist dieses Zitat zu cheesy, zu PR-reißerisch, zu gekünstelt. Aber Anders erzählt weiter, er wollte unbedingt ein Rock'n'Roll Album aufnehmen, das klingt wie eine Reise. Das sei seine Vision, sein Traum gewesen.

From L.A. to Cape Town

Geschrieben hat Anders die Lyrics zu Hause in Schweden. Alle Instrumente und Vocals hat er Stück für Stück in L.A., Chicago, Rio De Janeiro, Auckland, Kingston, London und in Kapstadt aufgenommen. Der Zeitplan war streng kalkuliert. Drei Monate hatten Moneybrother und sein Team Zeit das Album fertig aufzunehmen. Pro Stadt waren sechs Tage eingeplant. Drei Tage lang wurde nach Musikern gesucht, falls das Studio kein Ensemble hatte. Drei Tage lang wurde aufgenommen und dann weiter gereist.

Die Aufnahmen begannen mit den ersten Sessions in Steve Albinis legendärem Electric Audio Studio in Chicago. In Rio de Janeiro nimmt Anders den weltweit anerkannten Perkussionisten Marcos Suzanos auf. Darauf folgt Kingston, Jamaika und ein einzigartiges Erlebnis in Bob Marleys Tuff Gong Studios, das Anders tief beeindruckte:

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Vor "Tuff Gong Studios" auf Jamaika.

„Normalerweise ist es nicht so einfach in den Tuff Gong Studios aufzunehmen, da sie nur einem engen Familienkreis vorbehalten ist. Über einen Bekannten durften wir aber von 2 bis 5 Uhr nachts in die Räume. Mitten in der Nacht trafen wir uns dort und da die Klimaanlage aus war, war es extrem heiß. Nach der Session hatten wir eine kleine singende und rauchende Anhängerschaft die uns in den anderen Studios der Insel ständig umringte! Ich musste ihnen sagen, dass sie leise sein sollen, während ich einige Parts eingesungen habe, aber das meiste Material war auf Grund der fantastischen Atmosphäre großartig.“

Spirit tanken

Der Sound des neuen Moneybrother-Albums „This Is Where Life Is“ ist die ähnliche Mischung aus Pop, Disco, Soul, Reggae und Rock. Es schwingt aber etwas anderes mit. Etwa der Soul und die Herzlichkeit der drei Sängerinnen Fancy Galada Nondzonde Lelo, Queen Mhayi und Mpumi Nompumelelo Sizani aus Kapstadt. Der überstrahlt bei der Releaseparty in Stockholm alle anderen Musiker und Gäste. Auch der Spirit des jamaikanischen Sängers Ras Fraser färbt auf Moneybrother, seine Band und ja - auch auf mich ab.

Moneybrother wirkt glücklich, scheint den richtigen musikalischen Weg für sich gefunden zu haben. Er habe während dieser Reise sich selbst näher kennen gelernt und folgenden Schluss gezogen: "Man kann in Rio De Janeiro durch die Gassen spazieren und auf Jamaika chillen. Das Reisen macht aber nur Spaß, wenn man weiß, dass zu Hause jemand auf einen wartet." Da hat er wohl recht.

Einen Schnipsel aus seiner Doku gibt es hier und auf der offiziellen Website: