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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

7. 10. 2012 - 16:03

Erbauungssoul

Der Song zum Sonntag: Laura Mvula - "She"

Großes steht bevor. Werden wir soeben Zeugen des Moments, in dem ein Star geboren wird? Gerade wird am Debütalbum von Laura Mvula gedoktert, gefeilt und geschliffen, den Mix der Platte besorgt zu immerhin großen Teilen der britische Sound Engineer Tom Elmhirst, der schon solche Kaliber wie Florence and the Machine, Amy Winehouse und vor allem Adele im Studio betreut hat. Letztere saniert bekanntlich immer noch im Alleingang die Musikindustrie. Wenn man sich nun aber die vor kurzem erst erschienene Debütsingle von Laura Mvula anhört, muss man nicht allzu große Angst haben, dass sich die Musikerin, Sängerin und Songwriterin aus Birmingham im Dienste der Breitenwirksamkeit ein allzu glattgebügeltes Soul- und Sixties-Pop-Verständnis aus dem Coffeeshop aufzwingen wird lassen. Das Stück "She", man muss nicht allzu viel riskieren, um hier eine Single des Jahres zu vernehmen, kommt ohne die ständige Behauptung aus, dass das, was hier gemacht wird, doch Soul ist und hat. Es ist.

Laura Mvula

Laura Mvula

Laura Mvula

Laura Mvula, die Komposition und klassichen Gesang studiert hat, hat mit "She" einen kleinen, dünnhäutigen Song gebaut, der von sanften Verschiebungen und der konstanten, aber unaufdringlichen Steigerung lebt - und von Mvulas Stimme, die der Musikerin scheinbar mühelos aus der Seele fließt. Die Sounds winziger Glöckchen tanzen wie die Regentropfen auf dem heißen Blechdach. Laura Mvula schichtet und überlagert ihre eigene Stimme zu einem facettenreichen Chor. Erst in der Mitte setzt ein zunächst behutsamer, müder Beat ein, der sich immer mehr, nach und nach, aufschwingt, zu einem Marschrythmus der Liebe zu werden. Es gibt Streicher. Sie bleiben fein nunanciert und ohne falschen Pomp. Das Stück fadet aus, die Stimme verblasst, fast so, als wollte sie die im Song verhandelte Erbauungslyrik selbst schon ein wenig in Zweifel ziehen.

Und wovon singt Laura Mvula da so schön? Davon, dass man eben weitermachen muss. "Always taking taking ten steps back and one step forward. She's tired but she don't stop." Kopf hoch.