Erstellt am: 4. 10. 2012 - 15:33 Uhr
Something for the Weekend
- Waves Vienna auf FM4
In erster Linie findet bekanntlich in Wien das ganze Wochenende über das Waves Vienna Festival statt. Das sollte genügen. Dennoch, in aller Kürze, ein paar Empfehlungen am Rande:
Donnerstag
Die Leute vom Yeah! Club haben sich zwei sehr gute, junge Bands aus England ins Salzburger Rockhouse geladen. Zum einen TOY, aus dem - real menschlich wie auch klanglich - Umfeld der Horrors. TOY haben vor kurzem erst ihr schönes, aus den Zutaten Psychedelik, Velvet Underground, Kraut, Shoegaze und Sonic Youth zusammengenködeltes Debütalbum veröffentlicht, das Menschen mit Vorliebe für Paisley-Hemden und benebelt leiernde Sixties-Orgeln genauso gut gefallen könnte, wie in der Gegenwart hippen Checkern, die sonst bloß noch bei Deerhunter (auf Vinyl) in Ohnmacht fallen.
Etwas bekannter sind da schon die Knaben von Breton, hier and dieser Stelle waren sie beispielsweise schon Artist of the Week. Auf ihrem diesen März beim immer verlässlichen Label Fat Cat erschienenen Debütalbum "Other's People's Problems" verschneiden Breton hibbeligen Indierock, Elektronik und Synthie-Pop mit einer gehörigen Dosis Krach. Fein modellierte Schönheit und hässliche Maschinen-Geräusche sind hier Geschwister. Mitunter können sich da schon emotional triefende Streicher aus dem Rechner, ein Mitgröhl-Chor und finsteres Industrial-Gerumpel zu einer selten gehörten, absurd catchy daherkommenden Bombast-Musik überlagern. Man denke an die Klaxons (nur die erste!) oder eventuell auch an die ruppigeren Momente von TV on the Radio.
Zudem werden TOY dieses Wochenende noch das Waves beehren, Breton am Freitag im Wiener B72 auftreten.
Die sehr gute österreichische Band Gold Soundz und die sehr gute Band Deep Time aus Austin, Texas spielen in Graz in einer Location, deren Name hier aus Pietätsgründen verschwiegen werden soll.

Breton
Freitag
In der Galerie Ostlicht (ehemalige Ankerbrotfabrik) eröffnet die - vorfühlender Recherche zufolge vermutlich sehr gute - Wim-Wenders-Ausstellung "Places, Strange and Quiet". Auf Kunst folgt Entgleisung, in Form der mit Sicherheit sehr guten, großen Sause mit den DJs Joyce Muniz, Functionist und M.O.T.S.A.. Der Eintritt ist frei. Wim Wenders ist anwesend. Einmal Wim Wenders tanzen sehen, hach.
Club Bande á Part im Cafe Leopold mit Deephouse von Coni aus Paris. Keine Angst, "Coni" mit "C" und mit "i".
Samstag
Im Club Auslage steht mit dem Hamburger Peter Kersten a.k.a. Lawrence einer der auf gute Weise coolsten, sympathischsten und schlicht besten Musikmenschen der letzten zehn Jahre hinter den Plattentellern. Er hat mit dem Label DIAL, auf dem solch große Acts wie z.B. Efdemin, Pantha du Prince aber auch der Art Pop von Phantom Ghost zu Hause sind, eines der im Wortsinn verzauberndsten Labels der jüngeren Vergangenheit mitbegründet - ein Label, das House und Techno mit dem Stil und der Würde eines französischen Schwarzweiß-Films zelebriert, in dem von auf irgendwie merkwürdige Art gut aussehenden Menschen sehr viele dünne Zigaretten geraucht werden. Dunkle Romantik, eisige Melancholie. Als Lawrence (oder auch unter seinem Alter Ego Sten) hat Peter Kersten haufenweise fantastische Platten veröffentlicht, als DJ ist er - was hier folgt, ist keine Übertreibung - Gottheit. Ein Mann, der behutsam in der Tiefe von House forscht und sich geschmeidig gestaltende Dramaturgien formt. War es nur ein Traum?