Erstellt am: 3. 10. 2012 - 19:04 Uhr
Folk-Gitarre, Dance-Pop
Man muss ja das morgen beginnende Waves Vienna Festival als das begreifen, was es ist: Ein Club- und Showcase-Festival. Und sehen, dass neben den bekannteren, eh schon coolen und halbetablierten Acts, neben dem Rustie, dem Gold Panda und Gravenhurst, zwischen Dillon, The Wedding Present und Pantha du Prince auch viel, viel Neues aufgespürt werden kann und soll. Eventuell kann man da enttäuscht werden und kurz gelangweilt oder auch zu dem Schluss kommen, dass die eine oder andere Band besser lieber doch unentdeckt geblieben wäre. Aber immerhin hat man geschaut, etwas eingesaugt. Die nächste Bühne ist ohnehin fast gleich nebenan.
Neben Frankreich ist dieses Jahr Polen eines der beiden Gastländer des Waves Festivals, was bedeutet, dass gar nicht so wenige polnische Acts, Bands und DJs das Line-Up bereichern. Weil es um die internationale Wahrnehmung von polnischer Popmusik möglicherweise noch nicht allzu gut bestellt ist, folgen hier zwei, drei subjektive Empfehlungen: Polnische Bands, die man vielleicht gesehen haben wird wollen.
Twilite
Do, 04.10. 19:45–20:30
Café Dogenhof
Michal Mih Michalski
Der Herbst ist braun, und die Blätter zerbröseln einem unter den Füßen, wenn man draufsteigt. Das Duo Twilite ist dem Folk in seiner minimalistischen Ausformung zugetan, man könnte auch Singer/Songwriter dazu sagen. Zwei Männer, ihre Stimmen und ihre akustischen Gitarren - mehr braucht es meistens nicht bei Twilite, live wird das Duo dann doch dann und wann zur kompletten Band aufgestockt. Wenn man Twilite hört, kann man da sicher an Simon and Garfunkel denken. Manchmal wird in der insgesamt sehr schönen Trauerweiden-Musik von Twilite ein wenig zu sehr gelitten und gegreint, in spannenden Momenten kommen die Herren aber fast knapp an die herrliche Zottelbart-Musik von zum Beispiel den Fleet Foxes heran. Möglicherweise ist es auch eine gute Idee, den Abend im kleinen Cafe Dogenhof mit dieser flauschigen Melancholie einklingen zu lassen.
Kamp!
Do, 04.10. 20:15-21:00
MS Schlögen
Piotr Porebski
Wesentlich bunter geht es da schon bei Kamp! zu. Kamp mit Rufzeichen. Ein Trio aus Lodz, das sich eher dem neonfarbenen und konfettiförmigen Dancepop verschrieben hat. Das erinnert dann an schön schwülstigen 80er-Synthie-Kram wie jenen von Ultravox - falls die noch jemand kennt - oder in der Gegenwart an beispielsweise Cut Copy, Empire of the Sun oder eine Band, die mit Sicherheit beim französischen Label Kitsuné erscheinen würde. Zuckersüße Disco-Musik, meistens gut tanzbar, aber immer auch mit dem guten wehmütigen Unterton und auch Platz für etwas experimentellere, ausufernde Passagen. Crying at the Disco und so.
Paula & Karol
Do, 04.10. 20:00–20:45
FM4 Riverboat @ Clubschiff
Anna Rowinska
Paula & Karol sind eigentlich kein Duo. Paula stammt ursprünglich aus Kanada, ist aber irgendwann zum Studieren nach Polen gezogen, dann gleich dort geblieben und hat mit Karol eine Band gegründet. Meistens sind Paula & Karol eine sechsköpfige Band und musizieren sich einen beschwingten Folk-Pop zusammen, auch gerne mit Glockenspiel, Melodica und sonstigem putzigen Geraschel und Gerüttel. Das Ergebnis befindet sich dann wahrscheinlich nicht ganz zufällig in der soundtechnischen Nachbarschaft von musizierenden kanadischen Großfamilien wie Broken Social Scene oder Arcade Fire, wenn die ausnahmsweis in aufgekratzter Partylaune sind.