Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Follow the Waves"

Daniela Derntl

Diggin' Diversity

25. 9. 2012 - 14:32

Follow the Waves

80 Acts auf 12 Bühnen. Ein Fahrplan durch drei Tage Waves Festival.

Nach dem Festival-Sommer draußen auf der Wiese bzw. auf dem Asphalt geht’s im Herbst indoor und innerstädtisch weiter. Ohne Camping und ohne Gelsen! Juhu! Am vergangenen Wochenende sind soeben das Run Vie und das Rampenfiber-Festival über die Wiener Bühnen gegangen und in knapp zwei Wochen kann man beim Waves Festival einen beherzten Sprung in unerforschte musikalische Gewässer wagen. Denn das Waves versteht sich als Showcase-Festival und stellt uns heuer unter dem Motto "East meets West" auch Bands aus Frankreich und Polen vor. Aber es gibt natürlich auch bekannte internationale Acts, die uns wie Leuchtbojen durch das Line-Up lotsen.

Auf den 12 Bühnen entlang des Donaukanals und der Praterstraße kann man in ein dichtes, differenziertes Programm zwischen Alternative, Elektronik und Rock eintauchen und sich von Konzert zu Konzert treiben lassen oder gezielt nach Perlen suchen.

Hier ein Überblick, mit meinen ganz persönlichen Highlights:

Donnerstag, 4. Oktober

Gartenbaukino: Shut up and play the Hits 18.45 – 21.00

Für den kommenden Konzertmarathon holen wir uns ausreichend Motivation aus dem Madison Square Garden: Beine ausstrecken, mit wippen, mitweinen und sich trösten, dass man zumindest via Film beim allerletzten Konzert der allerbesten Band mit dabei war: "Shut up and play the Hits – The very loud Ending of the LCD Soundsystem" eröffnet das Waves-Festival im Wiener Gartenbaukino und sorgt für den nötigen Endorphinschub, um richtig heiß und hungrig für drei Tage voller Musik zu sein.

Odeon Theater - Dillon - 21.00-21.50

Nach dem Film sollte man keinesfalls unnötig beim Gartenbaukino herumlungern, sondern sich schleunigst auf den Weg in die Taborstraße 10 machen, denn dort spielt das deutsch-brasilianische Fräuleinwunder Dillon ihre filigrane und melancholische Pop-Electronica im schönsten Ambiente, das die Stadt zu bieten hat: Das Odeon Theater ist die ehemalige Wiener Getreidebörse und die Kühle des klassizistischen Marmorsaals wird die der Musik Dillons noch unterstreichen.

Die Mitglieder der Band Tu Fawning in einer Wiese sitzend

Sarah Meadows

Tu Fawning

FM4 Riverboat - Tu Fawning – 22.30-23.15 – danach die FM4-DJs Alex Augustin und Christian Fuchs

Nach 50 Minuten Gänsehaut bitte einmal kurz durchatmen und entspannt über den Donaukanal spazieren:

Das FM4 Riverboat geht um 22.30 mit dem verträumt morbiden Folkquartett Tu Fawning vor Anker und wird uns mit dem gleichnamigen Song "Anchor" sanft wie die Donauwellen wiegen: Shoegaze mit geschlossenen Augen und Slow-Motion-Schwing und Schwingungen!

Fluc Wanne - Ghostpoet – 0.30 – 1.30

Aber keine Angst, in den Schlaf wiegt sich hier niemand! Dafür sorgen die FM4-DJs Alex Augustin und Christian Fuchs im Anschluss. Oder auch Ghostpoet in der Fluc Wanne. Der klingt zwar wie ein schlafwandelnder Hip-Hop-Poet, ist aber live alles andere als eine müder Socken.

Pratersauna - Rustie – 1.30 – 3.00

Nach Ghostpoet in der Fluc Wanne ist Rustie nicht nur das chronologische, sondern auch kompositorische und künstlerische nächste Level dieser frühen Morgenstunden. Er spielt in der benachbarten Pratersauna und ist angeblich auch der einzige Act, der tatsächlich in der Pratersauna auftreten wird. Denn die Pratersauna leidet momentan an lästigen Kinderkrankheiten und städtischen Auflagen. Die restlichen Acts, die laut Waves-Venue-Sheet in der Pratersauna spielen sollen, werden auf andere Locations aufgeteilt. Mehr tba!

Freitag, 5. Oktober

Odeon Theater - Eloui - 18.45-19.30
Fluc Wanne - Morr Music Night mit Fenster, B. Fleischmann,... - ab 21.30

Je nach Kondition kann man am Freitag bereits um 18.45 mit der österreichischen Singer/Songwriterin Eloui im Odeon Theater starten und danach z.B. in die Fluc Wanne zur Morr Music Night schauen: dort gibt´s Dream-Pop von der Berliner Band Fenster, experimentelle Electronica von B. Fleischmann und verwaschene Synthie-Sounds von The Suicide of Western Culture. Ein Bandname, dessen Auswirkung die beiden jungen Spanier wohl auch am eigenen Leib erfahren haben.

Toy

Toy

Toy

Flex - Toy - 20.45-21.30
Flex – The Soundtrack of our Lives - 22.00-23.00
Flex Café – Luise Pop - 0.00-0.45

Freitag, Flex, Indie-Rock. Dieses Dreigestirn wird auch beim Waves-Festival aufrechterhalten und zwar mit Psychedelica Rock von Toy und The Soundtrack of our Lives. Weniger psychedelisch, aber ebenso rockig geht’s nebenan im Flex Cafe bei Luise Pop zu. Flußabwärts gibts Techno und Electro-Pop von den DJs David Dittrich und Stefan Elsbacher auf dem FM4 Riverboat.

Heineken Music Train - Didi Bruckmayr & Mussurunga - 23.45-0.30

Persönliches Highlight am Freitag: Mussurunga in der Music Train. Didi Bruckmayr und Sigi Aigner, die oberösterreichischen Entertainment-Exzentriker werden von 23.45 bis 0.30 Noise Salven und Kinski-eske Wortschwälle durch die Straßenbahn ballern und mit ihrem explorativen Body-Mind-Fuck lustvoll das Publikum in- und vor allem außerhalb der Bim verstören und adrenalinduschen.

Location tba:
Gold Panda
Addison Groove

Gold PAnda

Lorena Meichelböck

Gold Panda

Dann wären dann noch Gold Panda und Addison Groove. Beide Acts waren in der Pratersauna angesetzt, aber wie weiter oben schon erwähnt, werden sie wahrscheinlich woanders auftreten. Entgehen lassen sollte man sich die beiden auf keinen Fall: Derwin Lau aka Gold Panda hat sein 2010, auf Ghostly International erschienenes Album nicht umsonst "Lucky Shiner" genannt. Solche überbordenden Glücksgefühle, harmonische Verzückungen und warme Soundscapes sucht man bei Addison Groove allerdings vergeblich. Sein Metier sind messerscharfe und klinisch-rein-blitzende Nirosta-Produktionen, in denen sich die besser vergessenen Augenblicke einer versifften Nacht widerspiegeln wie in einer Regenpfütze.

Samstag, 6. Oktober

Fluc - Siluh Label Night mit den Sex Jams, Mile Me Deaf u.a. - ab 20.00

Odeon Theater - A Thousand Fuegos - 20.00-20.45
Odeon Theater - Gravenhurst - 21.15-22.00

Immer diese Entscheidungen: Startet man am Samstag im Fluc mit den Sex Jams und Mile Me Deaf bei der Siluh Label Night oder schaut man doch lieber ins Odeon Theater, wo A Thousand Fuegos und Gravenhurst konzertieren? Im Zweifel entscheide ich mich für den noch nie gesehenen Nicht-Österreicher. Hinter der Ein-Mann-Band Gravenhurst steckt der Brite Nick Talbot, der 2003 erstmals größere Aufmerksamkeit erregt hat, als sein zweites Album "Flashlight Season" auf der britischen Electronica-Institution Warp Records erschienen ist. Ruhiger Lo-Fi-Folk auf einem Label, das sonst für frickelige Ausnahmemusiker wie Autechre, Aphex Twin und Squarepusher bekannt war - eine Sensation!

Flex - Pantha du Prince - 22.00-23.00

Sensationell stelle ich mir auch den Klang von Pantha du Princes verzauberter akustischer Geröllhalde auf der Flex-Anlage vor. Wir erinnern uns, sein letztes, hoch gelobtes Album "Black Noise" ist aus Fieldrecordings entstanden, die in den Schweizer Bergen aufgenommen wurden. Darauf kann man nicht nur einen Steinschlag, sondern auch den Nebel hören. Ich schwöre!

Housse de Racket

Kitsune

Housse de Racket

FM4 Clubschiff - Housse Da Racket - 22.30-23.15
anschließend Party mit den FM4 DJs Katharina Seidler und Philipp L´Heritier

Wem nach weniger sophisticated Sounds zumute ist, sei Housse De Racket im FM4 Clubschiff ans Herz gelegt. Die beiden Franzosen Pierre Leroux und Victor Le Masne kommen den Fängen ihrer musikalischen Vergangenheit nicht aus, denn beide waren Studiomusiker bzw. Tourbegleitung von namhaften Kollegen wie Air, Phoenix, Chilly Gonzales u.a. Deshalb klingt ihre Musik auch ähnlich, aber das macht überhaupt nichts: Synthie-Rock, Indie-Pop, Hauptsache tanzbar! Dafür, dass der Dancefloor auch nach dem Konzert voll bleibt, sorgen die FM4-DJs Katharina Seidler und Philipp L´Heritier.

Fluc Wanne - Rangleklods - 01.15-2.30

Bestimmt auch super: Rangleklods in der Fluc Wanne. Den Hit "Clouds" kennt man möglicherweise, wenn nicht, dann hier klicken. Das neue Album des Dänen und Wahl-Berliners erscheint Mitte Oktober und wird hoffentlich schon in der Fluc Wanne zu hören sein, wo man dann auch beurteilen kann, ob die Vergleiche mit Anders Trentemoeller gerechtfertigt sind oder nicht.

Und was schaut ihr euch beim Waves Festival an?