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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

22. 9. 2012 - 23:17

Fußball-Journal '12-35.

Im Spitzenspiel zeigt die Bundesliga ihren wahren Charakter: kleinmütig.

Auch in der aktuellen Saison begleitet das Fußball-Journal '12 (wie schon in den Vorjahren) die heimische Bundesliga, den Cup, Nationalteam und ÖFB, den Nachwuchs, das europäische Geschäft und das mediale Umfeld.

Heute mit einer Nachlese zum Match Austria Wien - RB Salzburg.

Hier eine nachträgliche Analyse von abseits.at.

Peter Stöger führt mit Austria Wien die Tabelle völlig zu recht an, immer noch. Das hat damit zu tun, dass er derjenige Coach ist, der aus seinen Möglichkeiten das Bestmögliche herausholt - und das habe ich hier im Outing als Konzepttrainer schon nach der ersten Runde konstatiert.

Heute outete sich Stöger wieder, als Rückfalltäter in alte Muster, als veritabler Österreicher. Er wäre zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft, sagte er nach der Niederlage im Spitzenmatch gegen Salzburg.
Es ist legitim mit einem guten Spiel zufrieden zu sein, auch nach einer Niederlage, das wissen wir.
Aber nur dann, wenn man selber, ebenso wie die Mannschaft, alles getan hat um sie zu verhindern. Hatte die Mannschaft nicht, heute; auch, weil es Stöger nicht tat, heute.

Die Austria gab sich von Anbeginn an mit der Möglichkeit eines Unentschiedens zufrieden; auch weil das den Sechs-Punkte-Vorsprung zementiert hätte, vor allem aber weil die Verve des Gegners nicht viel mehr zuließ, ohne klare Überanstrengung.

Und mit Peter Stöger hatte die Austria einen Coach an der Linie, der diese Mindestleister-Philosophie unterstützte und mittrug. Stöger tat nichts um ein Zeichen für Mehr! zu setzen. Seine Wechsel fanden so fatal-öde innerhalb der klar abgezirkelten Position statt, dass sie wie ein dickes Ausrufezeichen den Status Quo als lässig kommentierten.

Stögers lethargische Zufriedenheit

Die Strafe, das späte Gegentor, dem die Mannschaft und der Trainer dann nichts mehr entgegenzusetzen hatten, folgte auf dem Fuß.

In diesem Licht ist die nach dem Spiel geäußerte Zufriedenheit eine Verhöhnung der Intelligenz der Besucher. Zufrieden damit zu sein dass die eigene Lethargie einen mit leeren Händen dastehen lässt, das ist lächerlich.

Nun kann und muss man wohl den dahinterstehenden Grund anführen. Ebenso wie der Kollege Schöttel (der mit noch größerer Coaching-Lethargie in der Euro League scheiterte ist Stöger kein Freund der Ausarbeitung eines Plan B.
Es reicht ihm mit einer guten Grundein/aufstellung durchzukommen - die er mit seinem für hiesige Verhältnisse hochinnovativen 4-3-3 zweifelsohne hat. Und das geht in Österreich schnell.

Und Stöger wäre nicht Stöger, wenn er mit dem Minimalziel nicht allzu vorschnell zufrieden wäre. Niemand sonst hat die Pferde-Mentalität so verinnerlicht wie er.

Dass er mit nur wenig Umstellung (auf ein drückendes 4-1-3-2 etwa) zumindest den Versuch hätte wagen können die gegnerische Offensive von ihren Verbindungssträngen (Leitgeb/Berisha) abzuschneiden, befindet sich jenseits jeglicher Überlegungen. Hauptsacher Stöger ist zufrieden.

In Salzburg regiert die Kleinmut nur abseits des Platzes

Der Kleinmut der AG Red Bull-Neustart zeigt sich in erster Linie außerhalb des Feldes, wo man (wie bislang alle letztlich gescheiterten Vorgänger) auf die Königsidee verfiel die endlos tiefe Kriegskasse des Mäzens zu plündern.

Der großartig anzusehende Kevin Kampl etwa wurde um das mehr als Zehnfache seines Transferwerts verpflichtet - das erinnert einen doch frappant an alte Red Bull-Traditionen. Aber: je höher die Summen, desto sicherer das Gefüh,l sich vom Düdelingen-Trauma freigekauft zu haben; und nur darum geht es. Denn im Gegensatz zu Stöger hatte es Roger Schmidt mit dem bisherigen Kader nicht geschafft das Bestmögliche herauszuholen.

Das sieht jetzt deutlich besser aus. Aber: die sportlichen Mühen der Ebene kommen auf Schmidt/Rangnick erst dann zu, wenn sich die Gegnerschaft auf Kampl/Mane/Nielsen eingestellt hat, wenn der jetzt noch frische Angriffswirbel gestoppt ist. Und dann, wenn schlagend wird, dass der aktuelle Kader über zahllose Innen-, aber kaum über brauchbare Außenverteidiger verfügt.

Dass es trotzdem wohl zur Meisterschaft (wenn auch vielleicht noch nicht zum Herbst/Wintertitel) reichen wird, hat mit der Plan-B-Losigkeit von Stöger/Schöttel zu tun. Roger Schmidt verstand es zumindest in der letzten Viertelstunde von seinem 4-2-3-1 auf eine Art 4-2-4 umzustellen (und so noch den Sieg zu erzwingen).
Vielleicht weil er nicht mit einer Niederlage zufrieden gewesen wäre, der komische Ausländer, der.