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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

19. 9. 2012 - 19:15

Einmal um die Welt entwickeln

Sarah und Colin Northway sind das nomadische Spieleentwicklerpärchen.

Einmal so richtig lange unterwegs sein, längere Zeit in einem fremden Land leben oder eine Weltreise machen - manche sammeln diese Auslandserfahrungen zu Studienzeiten, andere arbeiten erst einige Jahre bis man reif ist fürs Sabbatjahr. Die Zeit auswärts eröffnet neue Perspektiven, die einen für die Jahre danach prägen und inspirieren. Doch für viele Menschen macht es die Lern-, Lebens- und Arbeitssituation schwer bis unmöglich, sich diesen Wunsch auch wirklich zu erfüllen.

Andererseits muss es nicht so sein, dass man sich für Job oder Auslandserfahrung entscheiden muss. Immer mehr Berufe lassen sich auch unterwegs abwickeln - solange man einen Computer bei sich trägt und Anbindung zum Internet hat. So ist es mit guter Planung und Organisation doch möglich, Job und Reise unter einen Hut zu bringen. Das kanadische Computerspielentwickler- und Ehepaar Sarah und Colin Northway hat das geschafft. Die beiden Kanadier haben vor knapp drei Jahren ihr Hab und Gut auf das Notwendigste reduziert, die Koffer gepackt, sich ihre Laptops unter die Arme geklemmt und die Welt bereist. Weil bei der Games-Entwicklung quasi alles Software-basiert ist und die Ansprüche des Paares hinsichtlich Wohn- und Lebensstand niedrig sind, ist die Entscheidung nicht allzu schwer gefallen.

Sarah und Colin Northway

flickr.com / User apes_abroad

Diesen Sommer waren die Northways nach monatelangem Herumreisen durch etwa Frankreich, Schottland, die Türkei, Honduras und Costa Rica auch einige Tage in Wien zu Gast, und zwar bei den lokalen Spieleentwicklern von Broken Rules im MuseumsQuartier.

Damit das mobile Lotterleben funktionieren kann, braucht es natürlich auch beruflichen Erfolg. Sowohl Sarah als auch Colin sind für sich renommierte Indie-Game-Entwickler. Sie arbeitet an ihrer iOS-Serie "Rebuild" (Zombie-Invasion trifft auf "Sim City"), er bringt in den kommenden Woche das mit besonders hübscher Grafik ausgeschmückte Physik-Puzzlespiel "Incredipede" heraus.



Die Northways sind gut mit der internationalen Indie-Games-Community vernetzt, Colin etwa ist die Bart-Vorlage für die Figur mit dem blauen Helm aus Derek Yus "Spelunky" - das sagt einiges über die große Familie der unabhängigen Spielemachenden aus.

Eine Figur mit blauer Arbeiterkappe, roter Nase und rotem Bart, der zwischen den Schläfen und über der Oberlippe verläuft.

Derek Yu

In jeder Stadt finden sich zumindest ein paar Köpfe, die an einem Strang ziehen, ein paar Betten frei haben und sich wechselseitig inspirieren - und sei es nur für gut eine Woche, bis Sarah und Colin wieder weiterziehen. Nach ihrem Aufenthalt im Sommer waren sie wieder ein Weilchen in ihrer Heimatprovinz British Columbia, das nächste Reiseziel ist Mexiko. Ob und wo sich die beiden einmal niederlassen wollen, steht noch nicht fest. "That's a hard one", sagt Sarah, und setzt nach, dass trotz all der positiven Erlebnisse der magische Ort bisher nicht gefunden ist.

Sarah und Colin Northway sprechen über ihre Reisen

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