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Todor Ovtcharov

Der Low-Life Experte

19. 9. 2012 - 14:41

Hütet euch vor Pamela!

Pamela Anderson hat mir immer Schwierigkeiten gemacht.

Das erste Problem kam mit ihrem scheinbar leicht auszusprechenden Namen. Ich war 14 Jahre alt und wurde gerade in einer gewöhnlichen Berliner Schule angemeldet. Trotz meiner fehlenden Deutschkenntnisse.

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Ich versuchte mit meinen Mitschülern in Kontakt zu kommen. „Baywatch“ lief gerade im Fernsehen, in Deutschland und in Bulgarien. Mein Vokabular bestand damals aus wenigen Worten, die in meinem ersten Deutschlehrbuch standen. Es war schwierig, mich vor meinen Mitschülern vorzustellen. "Hallo mein Name ist Uwe Sander, ich bin sechsundzwanzig Jahre alt", stand im Lehrbuch. Ich kannte diesen Uwe Sander nicht und hatte Angst vor ihm. Deshalb waren seine Worte in meinem Mund irgendwie fremd. Ein Pamela-Poster, das gerade irgendwo in an der Schulstraße hing, kam, um mich aus der Uwe Sander Verlegenheit zu retten.

Pamela Anderson

EPA

"PAmela AndesOn?", sagte ich und zeigte mit dem Finger. Ich erntete nur Lachen. "PEmela Enderson", sagten meine Mitschüler. Ich bin vor Scham fast im Boden versunken. Das einzige, was ich tatsächlich kannte, sprach ich doch falsch aus.

Ich verbrachte meine Sommerferien in Sofia. Da hatte ich auch meine Schwierigkeiten mit Pamela. Meine Freunde aus der Nachbarschaft hatten mich zwar nicht vergessen, schauten aber mich irgendwie distanziert an. "Oh, Ausländer", sagte mein damals bester Freund zu mir und fing an, den "Baywatch"-Song vor sich hin zu summen, "PEmela", sagte ich, so wie ich es aus Berlin kannte. "Du armer Schwabe!", sagten die Kinder zu mir und gingen Fußball spielen. Mich ließen sie ganz allein zurück. Wie gesagt, hatte ich immer meine Schwierigkeiten mit Pamela.

Gestern sah ich im Internet, dass Pamela Anderson in der bulgarischen Version von "Big Brother" mitmacht. Nach Großbritannien, Australien und Indien betritt die ehemalige "Baywatch"-Prinzessin zum vierten Mal in ihrem Leben einen Big Brother Container, dieses Mal in der schönen südosteuropäischen Metropole Sofia. Alles im neuen bulgarischen "Big Brother" dreht sich um die liebe Pamela.

Einer der dortigen Prominenten hat die Mission, sich eine Woche so zu benehmen, als ob er das Sexsymbol der 90er nicht kennt. "Pamela Anderson beim Tellerwaschen, Pamela Anderson beim Putzen, erleben sie das internationale Star wie niemals zuvor", wirbt der Fernsehkanal auf dem Big Brother ausgestrahlt wird, für seine neue Show. Anscheinend werden die voyeuristischen Neigungen des Publikums in meinem Heimatland dieses Mal aufs Extreme strapaziert.

In der Zwischenzeit hat sich auf Facebook eine gigantische Anti-Pamela Gruppe etabliert. Der erste Grund für die Unzufriedenheit war, dass die Blondine ein Interview gegeben hat, in dem sie sagt, dass die bulgarische Nation nichts wert ist und dass die besten Bulgaren im Ausland leben. Später stellte sich heraus, dass das Interview unecht ist. Der zweite Grund für die Empörung der Pamela-Gegner ist, dass sie für drei Tage im bulgarischen Fernsehen ein Honorar von 155.500 Euro beziehen wird. Es sei eine Schande, dass das ärmste EU-Land so viel Geld für die blonde Bademeisterin ausgibt, die außerdem nie wirklich ein Menschenleben gerettet hat.

Ich sitze vor dem PC und sage mir - mein liebes Heimatland, lass Pamela in Ruhe. Ich spreche aus eigener Erfahrung: egal was du mit ihr anstellst, es wird immer falsch sein.